Vergleich der Notensysteme der Ratingverfahren der deutschen Kreditinstitute für Unternehmen

Was ist ein Rating?

Ein Rating ist ein mathematisch-statistisches Verfahren zur Beurteilung der Bonität eines Unternehmens als Kreditnehmer. Es wird von jedem Kreditinstitut als ein wichtiges (nicht als einziges) Beurteilungskriterium für eine Kreditentscheidung herangezogen, wie zum Beispiel bei Kreditverlängerung, Krediterhöhung, Aufnahme einer Geschäftsbeziehung mit Kreditanfrage, Überziehung einer bestehenden Kreditlinie.
Hintergrund ist die Forderung der Bankaufsichtsbehörde, dass alle Kreditinstitute für jeden Kreditwunsch eine „Risikoklassifizierung“ des Kreditnehmers vornehmen müssen.
Ergebnis eines Ratings ist eine vom Kreditinstitut in seinem Ratingsystem errechnete mathematisch-statistische Ausfallwahrscheinlichkeit. Je nach verwendetem System basiert diese Beurteilung auf Kennzahlen aus den Jahresabschlüssen, Antworten der Bankmitarbeiter zu einem Fragenkatalog zur Unternehmensführung und auf jeden Fall auf Daten aus der Analyse des Geschäftsgirokontos des Unternehmens.
Ein Rating trifft die Aussage, mit welcher Wahrscheinlichkeit das beurteilte Unternehmen in einem Jahr insolvent sein könnte. Diese Ausfallwahrscheinlichkeiten ordnen die Kreditinstitute einer Notenskala zu. Dabei verwenden alle Institute oder Institutsgruppen unterschiedliche Notenskalen und Zuordnungen der Ausfallwahrscheinlichkeiten zu den Noten.
Bis zu welcher Ratingnote ein Kreditinstitut weiterhin gerne und zusätzlichen Kredit bereitstellen will, entscheidet jedes Institut selber auf der Grundlage der eigenen „Kreditrisikostrategie“. Daher kann sich die Kreditbereitschaft für das gleiche Unternehmen auch zwischen zwei Sparkassen oder zwei Genossenschaftsbanken bei gleicher Ratingnote unterscheiden.

Die Notenskalen der Ratingsysteme im Vergleich

Die nachfolgende Strukturierung der Ratingskalen der wichtigsten deutschen Kreditinstitute und -gruppen in einer 7er-Skala dient der besseren Einordnung der Verhandlungsposition von Unternehmen. Die Zuordnung der Ratingnoten und Ausfallwahrscheinlichkeiten zu den sieben Stufen basiert auf den Erfahrungen aus vielen Kreditgesprächen, die Mitglieder der Fachgruppe Finanzierung-Rating im Bundesverband Die KMU-Berater mit ihren Kunden gemeinsam geführt haben.
Im Einzelfall kann daher die eigene Verhandlungsposition von Unternehmen durchaus abweichend erlebt werden. Denn die konkrete Verhandlungsposition eines Unternehmens ist neben dem Rating von weiteren Entscheidungskriterien der Kreditinstitute abhängig. Dazu zählen vor allem die von der Bank oder Sparkasse errechnete Kapitaldienstfähigkeit des Unternehmens und der sogenannte Blankoanteil des Kreditengagements (Summe der Kreditlinien abzüglich der zur Verfügung gestellten Sicherheiten in der Bewertung des Kreditinstituts). Im Einzelfall können weitere Kriterien hinzukommen.

Darstellung der Notensysteme in einer 7er-Skala

StufeBeschreibung
1Es handelt sich um „ausgezeichnete“ Ratingnoten. Ihr Unternehmen verfügt über die „höchste Bonität“. Mit diesen Ratingnoten sind Sie für alle Banken als Kunde sehr interessant. Ihre Verhandlungsposition in Kreditgesprächen ist sehr gut. Aufgrund der Unternehmensgröße erreichen KMU diese Stufe so gut wie nie.
2Es handelt sich um „sehr gute“ Ratingnoten. Ihre Bank ist an der Geschäftsbeziehung mit Ihnen stark interessiert. Mit diesen Ratingnoten sind Sie auch als Kunde für andere Banken sehr interessant. Ihre Verhandlungsposition ist ebenfalls sehr gut.
3Es handelt sich um „gute“ Ratingnoten. Ihre Bank ist an der Geschäftsbeziehung mit Ihnen interessiert. Sie können mit guten Konditionen rechnen und werden als Verhandlungspartner akzeptiert. Mit diesen Ratingnoten sind Sie auch als Kunde für andere Banken interessant. Aber vermutlich werden Sie z.B. mehr Sicherheiten anbieten müssen als noch auf Stufe 2. Sie befinden sich im positiven Bewertungsbereich „Investment Grade“ der internationalen Ratingagenturen. Ihre Verhandlungsposition ist erfolgversprechend. Suchen Sie im Unternehmen und in der Finanzierung trotzdem bzw. weiterhin nach Verbesserungspotenzialen und nutzen Sie diese.
4Es handelt sich um „befriedigende“ Ratingnoten. Banken sind an der Geschäftsbeziehung mit Ihnen, insbesondere für Teilbereiche, interessiert. Sie befinden sich aber bereits im Bewertungsbereich „NonInvestment-Grade“ bzw. „Speculative Grade“ der internationalen Agenturen. Die Anforderungen der Kreditinstitute an Unterlagen (z.B. unterjährige Erfolgsnachweise mittels Betriebswirtschaftlicher Auswertungen – BWA) und Sicherheiten sind bereits deutlich höher. Ihre Verhandlungsposition ist durchaus noch befriedigend. Sie sollten sich Ihre Finanzierungssituation und Unternehmensstrukturen spätestens jetzt genau anschauen und nachhaltig Verbesserungspotenziale erarbeiten und konsequent nutzen.
5Auf der Stufe 5 befinden Sie sich im „Graubereich“ der Ratingskalen. Für einige Banken sind dies „noch ausreichende“, für andere bereits „kritische“ Einordnungen. Sie stehen in jedem Fall einer Bank mit einem sehr prüfenden Blick auf Ihr Unternehmen gegenüber. Dies wird sich darin äußern, dass sich die Bank ihr deutlich höheres Risiko über den Zinssatz bezahlen lassen und auf eine möglichst weitgehende Besicherung bereits bestehender und vor allem neuer Kredite drängen wird. Ihre Verhandlungsposition ist eher eingeschränkt. Sie laufen Gefahr, dass Ihre Bank Krediterhöhungen nicht mehr unbedingt mittragen wird. Auf der Stufe 5 wird Ihr Unternehmen bei manchen Kreditinstituten bereits zu den Risiko-Engagements gezählt. Sprechen Sie mit Ihrer Bank offen darüber, welche Voraussetzungen aus deren Sicht für die weitere Finanzierung erfüllt sein sollten. Nutzen Sie gegebenenfalls externe Unterstützung, um Verbesserungspotenziale im Unternehmen und in der Finanzierung zu erkennen und gezielt umzusetzen. Dabei kann im Einzelfall auch ein „Sanierungskonzept“ hilfreich sein. Standards dafür finden Sie unter anderem bei der Fachgruppe Sanierung des Bundesverbands Die KMU-Berater (www.kmu-berater-sanierung.de).
6Es handelt sich um eine „ungenügende“ Ratingstufe. Die Bank hält Ihr Kreditausfallrisiko für sehr groß und bezieht die Möglichkeit einer Insolvenz Ihres Unternehmens in ihre Überlegungen mit ein. Sie stehen einer äußerst skeptischen Bank gegenüber. In der Regel werden Sie bereits von der Abteilung „Intensivbetreuung“ oder „Sanierungsengagements“ betreut. Ihre Bank wird bemüht sein, die bestehenden Kreditlinien zu reduzieren und gleichzeitig zusätzliche Sicherheiten fordern. Neue Kredite werden Sie ggf. noch als Sanierungskredit erhalten. Als Grundlage dafür wird Ihre Bank erfahrungsgemäß ein Sanierungskonzept oder -gutachten verlangen. Standards dafür finden Sie unter anderem bei der Fachgruppe Sanierung des Bundesverbands Die KMU-Berater (www.kmu-berater-sanierung.de). Ergreifen sie Sofortmaßnahmen zur Verbesserung Ihrer Situation, solange die Bank die Kredite noch nicht gekündigt hat. Nutzen Sie gezielt externe Unterstützung in dieser unternehmerischen Ausnahmesituation.
7Ihr Unternehmen ist für Ihre Bank ein Sanierungs-Engagement. Die Bank wird je nach Bewertung des von Ihnen vorgelegten Sanierungskonzepts entscheiden, ob sie die Sanierung für erfolgversprechend ansieht und begleiten wird oder Ihnen die Kredite kündigt.

Die Ratingsysteme der Kreditinstitute sehen nach der hier dargestellten Stufe 7 weitere Ratingklassen vor – diese beschreiben die Situation von Unternehmen, die sich bereits in der Insolvenz befinden.

Ratingverfahren im deutschen Bankenmarkt – Vergleich der Notensysteme

Stufe (KMU-Berater) DSGV AW% BVR AW% DB AG AW% CB AG AW% Crefo AW% S & P AW%
10,010+0,000,000,000,050,00
1bisbisbisbisbisbisbisbisbis
0,091a0,07iA-0,091.80,071490,09A-0,08
220,121b0,10iBBB+0,142.00,111500,09BBB+0,12
30,171c0,15iBBB0,222.20,17bisBBB0,20
40,261d0,232.40,261990,26
50,391e0,35iBBB-0,372.60,392000,26BBB-0,33
360,592a0,50iBB+0,592.80,57bisBB+0,56
70,882b0,753.00,812490,89
2c1,10iBB1,013.21,142500,89BB1,00
481,322d1,70iBB-1,723.41,56bis
591,983.62,10BB-1,82
102,962e2,60iB+2,923.82,742993,08
64.03,503003,21B+3,43
114,443a4,00iB4,634.24,35bis
4.45,42
7126,673b6,00iB-7,584.66,743497,38
4.88,393507,53B6,67
1310,003c9,00iCCC+12,825.010,43bis
1415,003d13,50iCCC21,865.212,98B-13,38
bisbis
1520,003e30,00iCCC-31,005.847,3449937,95CCC-27,66

Bei den genannten Ausfallwahrscheinlichkeiten handelt es sich jeweils um die mittleren Werte in der jeweiligen Ratingklasse (es sei denn, die Werte sind mit ‚bis‘ gekennzeichnet).

Abkürzungsverzeichnis und Stand der Angaben:
AW%  = Ausfallwahrscheinlichkeit innerhalb eines Jahres (PD – Probability of Default)
DSGV = Deutscher Sparkassen und Giro-Verband (Rating der Sparkassenorganisation) – Februar 2017
BVR    = Bundesverband deutscher Raiffeisen- und Volksbanken (Rating der Volks- und Raiffeisenbanken) – eigene Recherche, Stand März 2017
DB AG = Deutsche Bank AG – eigene Recherche, Stand Mitte 2015
CB AG = Commerzbank AG – Februar 2017
Crefo  = Creditreform-Bonitätsindex (Wirtschaftsauskunftei) – Januar 2017
S & P  = Standard & Poors (internationale Ratingagentur) – Februar 2017

Die HypoVereinsbank/Member of UniCredit, der BVR und die Deutsche Bank haben uns auf unsere Anfrage geantwortet,
dass Sie keine Informationen an uns weitergeben möchten.

Abgeschlossen am 20. März 2017.