Umfrage: Das KMU-Stimmungsbarometer für 2023

Stimmungsbarometer - KMU-Berater
Die KMU-Berater Umfrage vom Dezember 2022 bietet Anhaltspunkte für die aktuelle Situation von KMU und den künftigen Beratungsbedarf.

Digitalisierung, Recruiting und Kosten weiterhin die wichtigsten Themen

Die Energiekrise und die Rezession führen zu einem erhöhten Beratungsbedarf bei kleinen und mittelständischen Unternehmen. Es sind nicht nur die Problemfelder und Herausforderungen für KMU gewachsen, sondern gleichermaßen auch die Chancen, gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Die KMU-Berater-Umfrage zeigt auf, welche Themen in 2023 für KMU und KMU-Berater:innen relevant sein werden.

Die KMU-Berater-Umfrage wurde vom Bundesverband „Die KMU-Berater“ im Dezember 2022 gestartet. Sie hatte zum Ziel, Anhaltspunkte zu gewinnen für den aktuellen und künftigen Beratungsbedarf von kleinen und mittleren Unternehmen sowie eine Einschätzung der Situation von KMU zu erhalten.

Themen Energie und Rezession

So waren erwartungsgemäß 72 Prozent der Befragten der Meinung, dass aufgrund von Energiekrise und Rezession die Nachfrage von KMUs nach Beratung steigen wird. Dennoch gingen 15 Prozent der Befragten davon aus, dass sich der Bedarf nicht ändern, und 13 Prozent waren der Meinung, dass der Bedarf sinken wird.

Beratungsformate

Bei der Frage nach den Formaten für Beratung und Know-how-Transfer wurde dem Coaching mit 71 Prozent eindeutig die größte Bedeutung eingeräumt. Im Mittelfeld lag mit 46 Prozent das Format Workshops. Der Stellenwert von Kongressen und Events wurde mit 2 Prozent als sehr niedrig eingeschätzt.

Unter der vierten Antwortoption „Sonstiges“ ging es weiter in die Tiefe. Die bis zu 15 Vorschläge reichten von Formaten wie dem Austausch in ERFA-Gruppen, der Mischung aus persönlicher und Online-Beratung über Themen wie Krise und Sanierung bis hin zur Konzepterstellung, Umsetzung von Maßnahmen und Prozessoptimierung. Auch hier zeigt sich ein Schwerpunkt im Bereich Coaching beziehungsweise Beratung, sei es als klassische Beratung, themenbezogene Beratung (Finanzierung), oder Einzelberatung.

Problemfelder von KMU mit Beratungsbedarf

Bei der Frage, in welchen Problemfeldern der Beratungsbedarf von KMU in 2023 zunehmen wird, standen die Punkte Recruiting mit 65 Prozent, dicht gefolgt von Geldbeschaffung mit 58 Prozent an der Spitze der Antworten. Auch den Themen Controlling mit 48 Prozent und Führung mit 44 Prozent wurde ein großer Stellenwert eingeräumt.
Unter dem Punkt Sonstiges mit 40 Prozent, wo die Befragten eigene Gedanken zum Ausdruck bringen konnten, wurden mehrfach die Themen Digitalisierung, Strategie und Sanierung bzw. Restrukturierung als die Problemfelder genannt, wo es einen vermehrten Beratungsbedarf geben wird.

Problemfelder - KMU-Berater
KMU-Berater-Umfrage im Dezember 2022

Einschätzung von B2B-Entscheidern

Im Vergleich zur Umfrage des Bundesverbands „Die KMU-Berater“ hat eine B2B-Umfrage von YouGov mit 513 Teilnehmern zum Teil andere Schwerpunkte ergeben. So sehen viele in der Kostensteigerung mit 34 Prozent das größte Problem. Der Punkt Recruiting stand mit 21 Prozent hier an zweiter Stelle, dicht gefolgt vom Thema Digitalisierung mit 19 Prozent. Weitere Problemfelder werden in den Bereichen Geldbeschaffung und Unternehmensnachfolge gesehen.

Einschätzung von B2B-Entscheidern
YouGov-Umfrage Chartbericht B2B-Entscheider: Was war 2022 für Sie das größte Problemfeld in Ihrem Unternehmen?

KMU-Branchen mit erhöhtem Beratungsbedarf

Bezüglich der Branchen, die einen erhöhten Beratungsbedarf haben werden, sehen die KMU-Berater:innen den Handel an vorderster Stelle mit 65 Prozent, gefolgt vom Handwerk mit 56 Prozent und dem Bereich Dienstleistung mit 54 Prozent.

Unter Sonstiges konnten die Befragten weitere Branchen nennen. Dazu gehörten allen voran die Industrie und die Produktion. Des Weiteren wurden hier energieintensive Branchen, Gastro und die Pflegebranche genannt.

erhöhtem Beratungsbedarf
KMU-Berater-Umfrage im Dezember 2022

Wo B2B-Entscheider einen Bedarf an externer Beratung sehen

YouGov befragt in seiner Umfrage B2B-Entscheider, in welchen Bereichen sie in 2023 einen Bedarf an externer Beratung sehen. Im Gegensatz zur KMU-Berater-Umfrage geht es hier nicht um einen erhöhten, sondern generell um den externen Bedarf an Beratung. So wird das Thema Digitalisierung mit 30 Prozent an erster Stelle genannt. Mit etwas Abstand folgen die Themen Recruiting, Führung und Marketing in ähnlicher Gewichtung.

Weiter geht es mit den Themen Controlling, Internationalisierung und Unternehmensnachfolge, die im unteren Drittel liegen. Interessanterweise sehen 35 Prozent der Befragten in keinem der Bereiche einen Bedarf an externer Beratung.

Wo B2B-Entscheider einen Bedarf an externer Beratung sehen
YouGov Umfrage Chartbericht B2B-Entscheider: In welchen Bereichen Ihres Unternehmens sehen Sie im kommenden Jahr Bedarf einer externen Beratung?

Auswirkungen der Entwicklungen auf KMU

Manche Entwicklungen trafen und treffen KMUs besonders hart. Die KMU-Berater-Umfrage machte deutlich, dass hierbei dem Fachkräftemangel mit 79 Prozent eine besondere Bedeutung zukommt. Es folgen Personalengpässe mit 73 Prozent. Im Mittelfeld liegen die Themen Rezession und Lieferzeitenverlängerung. Das Thema Geldbeschaffungskosten findet sich im unteren Drittel wieder.

Unter Sonstiges mit 17 Prozent wurden die Themen Kundenausfälle, Auftragsrückgang und Energiekosten hervorgehoben. Des Weiteren wurden die ESG-Berichterstattung und der gesellschaftliche Wandel als Faktoren angesehen.

Auswirkungen der Entwicklungen
KMU-Berater Umfrage im Dezember 2022

Unternehmerische Chancen für KMU

Die Entwicklungen der jüngsten Zeit bergen für KMUs allerdings auch unternehmerische Chancen. Die Frage nach den Chancen konnte frei beantwortet werden und zeigte eine Vielzahl an Meinungen.
Hervorzuheben sind hier insbesondere das Thema Digitalisierung, gefolgt von Themen rund um den grünen Wandel und erneuerbare Energien. Darüber hinaus wurden neue, mutige und kreative Ideen und krisenbedingte Transformationsprozesse genannt.

Herausforderungen für KMU-Berater:innen

Es sollte bei dieser Umfrage nicht nur um die Belange von KMUs gehen, sondern auch um die Frage, worin aktuell die größten Herausforderungen für KMU-Berater und -Beraterinnen bestehen. Mit 56 Prozent nimmt das Thema Planungsunsicherheit den größten Raum ein. Es folgen die Punkte Budgetknappheit mit 31 Prozent und Akquise mit 25 Prozent.

Von den Befragten kommentierten 25 Prozent unter „Sonstiges“, wo die Themen gesellschaftlicher Wandel und damit einhergehende Anforderungen sowie eine Überlast an Aufträgen beziehungsweise ein erhöhter Bedarf als Herausforderungen genannt wurden.

Herausforderungen
KMU-Berater Umfrage Dezember 2022

Was kann die Politik leisten?

Die Frage danach, was die Politik aus KMU-Berater-Sicht tun kann, um Deutschland zu stärken, wurde offen gestaltet und von 60 Prozent der Teilnehmenden unterschiedlich kommentiert. Die Antworten reichten von „nicht“ über die kurze Nennung von Stichpunkten bis hin zu ausführlicheren Statements und spiegelte eine sehr breite Vielfalt an Meinungen wider.

Wo steht der Mittelstand in fünf Jahren?

Zum Abschluss der Umfrage ging es um die Einschätzung, wie sich der Mittelstand in Deutschland in den nächsten fünf Jahren entwickeln wird. Hier gehen die Meinungen auseinander: 38 Prozent der Befragten rechnen mit einer Stagnation, 35 Prozent mit einem Wachstum und 27 Prozent glauben, dass es einen Rückgang geben wird.


Die KMU-Berater-Umfrage mit neun Fragen wurde online im Dezember 2022 durchgeführt. Es gab verschiedene Fragen mit Mehrfachnennung und einige offene Fragen mit der Möglichkeit, einen Kommentar zu hinterlassen. Eingeladen wurden circa 220 Mitglieder des Bundesverbands „Die KMU-Berater“, von denen circa 25 Prozent an der Umfrage teilgenommen haben.