WanderCoachings: Hike+Strike

Einen besonderen Weg der Nachfolgebegleitung geht Ulrich Zimmermann: Er geht mit den Übernehmern und Übergebern auf WanderCoachings. Hike+Strike. Zusammen loslaufen und gemeinsam besser ankommen. In seinen Jahresprogrammen ist er in kleinen Gruppen draußen unterwegs. Außerhalb der gewohnten Büros und MeetingRäume. Raum für Neues schaffen. Auf dem Berg für die Vision, am Strand zur Reflektion und im Wald, um vor lauter Bäumen den Weg nicht zu verlieren. Die Gruppen geben sich untereinander Halt und Rückendeckung und bieten vor Allem den Austausch mit anderen UnternehmerMenschen und erfahrenen Coaches. Das Interview führt Ulrich Zimmermann.

Transkription

Inhaltsverzeichnis

[00:00:00.170] – Intro

Die KMU-Berater auf Augenhöhe mit Herz und Verstand, mit Engagement und Erfahrung. Als Bundesverband freier Berater haben wir uns dem Erfolg kleiner und mittelständischer Unternehmen verschrieben. Viele Herausforderungen brauchen viele Spezialisten. Mit Branchen Knowhow und spezialisiertem Fachwissen bringen wir die Professionalisierung Ihres Unternehmens voran. Treffen Sie hier Ihre Berater, die am besten zu Ihnen und Ihren Herausforderungen passen. Die KMU-Berater auf Augenhöhe, Fachgruppe Unternehmensnachfolge. Wir sprechen mittelständisch.

[00:00:38.720] – Christine Günther

Ja, herzlich willkommen zu einer neuen Folge des Nachfolge Podcasts der KMU-Berater. Heute mal mit mir als Host, die durch den Podcast führt. Mein Name ist Christine Günther. Ich habe heute den Ulrich Zimmermann als Gesprächspartner, der ja in den vorhergehenden Podcasts immer so ein Stück weit das Gespräch durchgeführt hat. Und jetzt bitte einfach mal gegen interviewt. Hallo Ulli.

[00:01:04.270] – Ulrich Zimmermann

Ja, herzlichen Dank. Also vielen Dank für die Einladung. Ja, hallo Christine, hallo liebe Zuhörer.

[00:01:12.060] – Christine Günther

So Uli, du hast ja nicht nur als Berater viel Erfahrung, sondern du hast tatsächlich in dem ganzen Bereich Nachfolge auch eigene Erfahrungen, vielleicht sogar auch schmerzliche Erfahrungen, wie das denn so ist, wenn man als Juniorchef die Firma seines Vaters übernimmt.

[00:01:31.960] – Ulrich Zimmermann

Das stimmt leider beides. Ja, oder zum Glück. Ich war 22.

[00:01:35.680] – Christine Günther

Hast du dich denn damals fit gefühlt für so eine Übernahme, für so eine Aufgabe?

[00:01:40.900] – Ulrich Zimmermann

Aus heutiger Sicht war es natürlich völlige Selbstüberschätzung damals. Da muss man ja die Welt erobern. Da hat man ja alle Fähigkeiten dieser Welt. Und aus heutiger Sicht würde ich sagen, das ist gut gegangen. Es grenzt schier an Harakiri. Aber der, wie heißt es, das Glück fällt dem Fleißigen zu oder wie auch immer. Also an manchen Stellen, muss ich einfach sagen, haben wir extrem viel Glück gehabt und eine hohe Toleranz der Mitarbeiter. Aber eine sachlich-fachliche Begleitung, so ein Mentor, der zwischen mir und Vater und Mitarbeiter vermittelt, mit wem hätte ich denn reden sollen? Das wäre schon deswegen auch schmerzlich. Wenn ich jedes Mal einen Ausschlag gekriegt hätte, wenn bei irgendwem eine Blut Rübe nach oben gegangen wäre, also bei jedes Mal 5 €, da wäre die Kasse reich. Die wäre voll. Muss ich leider so sagen. Und es geht nicht nur mir so, sondern ganz viel.

[00:02:34.610] – Christine Günther

Aber es ist ja gut gegangen und ich glaube, das war ja auch am Ende sehr erfolgreich. Und zum Glück. Zum Glück. Und hast du ein sehr erfolgreiches und zukunftsfähiges Unternehmen hinterlassen und übergeben. Ich glaube Verkauf damals.

[00:02:47.760] – Ulrich Zimmermann

Verkauft mit 39. Sehr cool.

[00:02:50.510] – Christine Günther

Und jetzt frage ich mich so ein bisschen Was hat das denn mit Spazierengehen zu tun?

[00:02:54.820] – Ulrich Zimmermann

Ja, bei mir persönlich liegt es daran, seit meinem Jahr, eigentlich seit Jugendlicher bin ich weltweit unterwegs, trendend, reitend, wie auch immer ganz viel wandern, ein paar Mal über die Anten gelaufen und andere durch die Wüste und keine Ahnung mit Pferd und zu Fuß. Das macht mir einfach Spaß. Das ist das eine. Das ist so einfach persönlicher Spaß. Und was ich jetzt mit den Menschen, die ich auf dem Weg begleite, denn ich habe ja die Erfahrung als Juniorchef, ich habe die, kann ich so sagen, mit dem Thema ein Tagewoche, kann man zwei Tage nachher noch zu sagen. Und zum Thema Übergabe und Verkauf mit 39, das ist natürlich relativ komprimiert. Ich kenne natürlich viele Unternehmer, die da noch viel erfolgreicher sind, aber noch viel mehr, die sich weder die ein Tage Woche noch den Verkauf mit 39 vorstellen können. Und du spielst so schön auf meinem Thema Wander-Coaching an. Vielen Dank für die Überleitung. Was ich gerne mache, ist mit den Leuten rausgehen, weil ich glaube, dass neue Gedanken nicht innerhalb von geschlossenen Räumen und von alten Strukturen kommen, sondern ich glaube, man muss raus. Man muss die Location ändern. Man muss sich an Orten treffen, wo man noch nicht war.

[00:04:03.240] – Ulrich Zimmermann

Man muss einfach mal sein Gehirn weiten und im Idealfall mit Leuten, die in einer ähnlichen Situation sind und auch vernünftige Fragestellungen ähnlich haben. Deswegen, wenn ich an meine Wegbegleitung denke, was ja mehr eine Jahresgruppe ist, wo die eine sich mit den Juniors beschäftigt, so vom Juniorchef zum wirklichen Chef. Das war ja so einer meiner Entwicklungswege. Und wenn ich gucke, wie das bei anderen läuft, es ist immer ziemlich ähnlich. Man ist ja immer Kind und manchmal ist man auch schon Chef. Und ganz oft verwechselt man das, dass man, wenn man mit Vater diskutiert, irgendwie Vater-Sohn-Gespräche führt, statt mit Unternehmer und mit Unternehmer, dass da Emotionen hochkommen. Und ich glaube, es ist ganz gut, wenn man so eine Reflexionsfläche mit anderen hat, zu sagen Wie machst du das, wie machst du das? Wie gehst du damit um? Und wenn man dann den einen oder anderen gestandenen Unternehmer, die ich immer als Gäste dabeihabe, wir sind immer mit zwei Coaches unterwegs, wenn man einfach dann da die Reflexionsfläche hat, die einem Unternehmen fehlt, ernsthaft im Nachfolgeprozess wirklich neutral mit Vater reden, da versinken die Interessenslagen und die Altersklassen.

[00:05:14.240] – Christine Günther

Das geht gar nicht.

[00:05:15.110] – Ulrich Zimmermann

Das geht gar nicht. Zu unterschiedlich. Mit der Bank, mit dem Steuerberater, mit den Freunden daheim, mit den Mitarbeitern. Wie denn?

[00:05:25.960] – Christine Günther

Die sind ja alle betroffen und die haben auch alle ihre eigene Agenda und man hat irgendwelche persönlichen Beziehungen. Absolut. Du bietest eigentlich die Möglichkeit, einmal da komplett raus zu zoomen, sowohl mit einem Wechsel der kompletten Umgebung, also nicht im Besprechungsraum, nicht im Büro, sondern dadurch, dass man an der freien Luft ist, hat das ja auch noch mal eine ganz andere Wirkung. Und es ist eine Person, die zwar Erfahrung in dem Bereich hat, aber die jetzt persönlich in deiner Nachfolge eigentlich keine Aktien hat.

[00:05:53.900] – Ulrich Zimmermann

Das sind dann andere Juniorchefs. Und es sind ja so ein paar Etappen. Also über ein Jahr gehen wir einmal zum Halb drei Tage mit Aussicht, ob das jetzt Felser Wald ist oder vernünftig in die Alpen, ist egal. Jedenfalls da geht es den Weitblick, die Vision zu finden. So wie heißt dieser Spruch Was ich wirklich will? Ist ja so ein Punkt, der für Juniorchefs anders ist wie für gestandene Seniorchefs. Da sind andere Sachen im Leben wichtig. Und wenn ich auch wieder rückwärts gucke, ja, natürlich wollen wir uns beweisen, natürlich wollen wir PS auf die Straße kriegen. Ob wichtig oder nicht wichtig, irgendwie Autohaus, Kinder, irgendwie Hobbys sich was leisten können, keine Ahnung. Das ist in dem Alter halt noch wichtig. Wir wollen uns beweisen. Ob das immer so schlau ist, kann man Fragezeichen hinter machen, aber es lässt sich nicht abstellen. Also finden wir Umfelder, an denen wir uns einfach beweisen können, ganz zur Not gesund müd schaffen. Und in den G-Gesprächen mit H-geschrieben und dem Austausch findet einfach eine andere Dichte statt, weil die ja an den Unternehmen nicht beteiligt sind. Wir können da wirklich immer neutral hingucken. Wir haben keine gleiche Sozialisierung, wir haben da keine in Anführungszeichen Aktien drin, wir haben keine Interessenslage.

[00:07:07.800] – Ulrich Zimmermann

Das ist wirklich ein neutrales Feld, wo letztendlich alles ausgesprochen werden kann. Und wenn die sagen, ich könnte zum Vatermörder werden oder keine Ahnung, ich raff es einfach nicht, ich höre auf, ich schmeiß den Scheiß einfach hin. Das sind ja alles Aussagen, die erfinde ich ja jetzt nicht. Wo in diesen, in diesen, ja so toll Familie ist, aber die ist natürlich immer ein guter Rahmen und ein extrem guter Halt. Aber manchmal ist sie auch ein Gefängnis. Und mit irgendeinem muss man reden können. Ob wir da immer eine Lösung für haben, das steht in völlig anderen Büchern, aber eben mal einfach den Raum dafür zu schaffen. Und in der zweiten Etappe, da gehen wir halt irgendwie vier Tage ans Wasser, das kann jetzt ein See sein oder rund um die Seen oder ans Meer – ich lieb ja Strand –, wo wir dann reflektieren: Ist es das, was ich wirklich will? Brauche ich das dicke Auto oder war da nicht irgendwie so diese Mission dahinter? Gibt es so, wie heißt das so schön Vision Mission Strategy? Was ist denn das, was mich wirklich treibt? Oder wie der Frithjof Bergmann sagen würde, was wirklich treibt. So ein bisschen auch, damit die Juniorchefs auch ihre Mission in die Mannschaft tragen können.

[00:08:14.710] – Ulrich Zimmermann

Die Glaubwürdigkeit bei den Senioren, bei der Bank. Ich glaube, das ist ein Reifeprozess, den braucht es einfach.

[00:08:21.680] – Christine Günther

Also ganz geerdet erst mal Druck rauslassen und dann noch mal nachdenken. Ja, wo wollte ich denn eigentlich mal hin? Was ist es denn eigentlich, was mich bewegt?

[00:08:34.360] – Ulrich Zimmermann

Brauche ich, brauche ich das wirklich? Ich hatte ja in meiner Jugend auch die wildesten Ideen, was ich für ein Auto fahren muss und wie viel Geld ich verdienen muss. Das ist also aus heutiger Sicht, da muss ich mich halber tot drüber lachen. Aber das war damals… Das war damals wichtig. Und ich glaube, in dieser, ich bin ja jetzt im Alter auch dazwischen und habe ja verschiedene Lebensphasen auch selber durchlitten oder mit Freude auch durchlebt. Das ist ja auch wirklich ein Wachstumsprozess. Wenn ich Leute fragen, was bist du denn vom Beruf? Also Wegbegleiter, manche verstehen dann unter Mentor, dass eher zu sagen ich gehe einfach mit, weil der, wenn mal jemand an der Seite hat, der den Weg schon gelaufen ist, ich weiß ja, was kommt. Das ist viel einfacher, wenn du jemand hast, den du fragen kannst, weil für die aller allermeisten ist es ja das erste, einzige und letzte Mal, dass die in so einem Prozess sind. Die haben ja nichts davon. Und ich habe dann ja schon, keine Ahnung wie oft, und dann ist es einfach viel cooler, wenn man weiß: „Klar, jetzt kommt dann irgendwie die Phase, wo sie sich wieder in die Köpfe kriegen und dann ist wieder Ruhe.

[00:09:32.050] – Ulrich Zimmermann

Also du kannst es ja, das ist wie beim Comic, du weißt schon, was in der nächsten Denkblase steht. Und das hat natürlich einen anderen Charme, wenn man dann den Druck rausnehmen kann und Stress rausnehmen und die Leute dann einfach wirklich begleiten kann.

[00:09:44.190] – Christine Günther

Ich glaube, der große Unterschied auch zu den Eltern zum Beispiel auch wenn die aus dem Unternehmen sind und vielleicht auch gut meinen und man muss ja noch nicht mal zerstritten sein, ist, dass man so als neutraler Wegbegleiter wirklich mitgeht und derjenige aber trotzdem seinen Weg geht. Und als Eltern tendiert man ja dazu sagen Du musst den Weg nicht selber gehen, ich weiß schon, wo du eigentlich sein musst. Und der.

[00:10:07.350] – Ulrich Zimmermann

Muss jetzt selber gehen.

[00:10:08.350] – Christine Günther

Und der muss ihn aber selber gehen.

[00:10:10.400] – Ulrich Zimmermann

Erfahrungen sind nicht übertragbar, die müssen wir selber machen, die können wir gepuffert übertragen und es muss nicht ganz immer so wehtun. Aber diesen Lerneffekt müssen die selber haben.

[00:10:18.720] – Christine Günther

Und dann geht ihr aber noch mal in den Wald, oder?

[00:10:20.320] – Ulrich Zimmermann

Und dann gehen wir noch mal das dritte Mal. Die dritte Sequenz zwischendurch sind wir immer wieder im Unternehmen und telefoniert sich wöchentlich und jeder hat seinen Best-Buddy. Also es sind immer zwei Unternehmer für zwei Unternehmen dann verantwortlich, die unterstützen sich gegenseitig und wir haben Coaches an Bord. Und dann gehen wir noch mal in den Wald, wie das so schön heißt mit dem Frau Lauterwald, die Bäume nicht mehr sehen. Die Integration in den Tagesalltag, wann ist jetzt richtig echt? Also wir wollen ja in dem Jahr die Leute zu einer Reife bringen, dass die irgendwann mal und das ist ja vorab mit dem Senior getimt zu sagen, so geplanter Übergabetermin, sozusagen al dente, ist der Typ dann in einem Jahr und zu sagen und dann wollen wir auch Staffelstabübergabe haben, weil der Senior jetzt merkt, der zieht. Ich habe dem Raum gegeben, der hat sich entwickelt, hat seine Projekte gehabt, hat die umgesetzt. Ich kann mich jetzt nach und nach rausziehen und vertraue dem, dass er zumindest mal ein Teilprojekt, ein Teilbereich zur Not eine Ausgründung oder das ganze Unternehmen muss man natürlich im Einzelfall gucken. Aber das darf man ja durchaus auch differenziert betrachten. Wie weit ist man denn dann schon?

[00:11:23.360] – Drop

Auf den Punkt.

[00:11:25.480] – Christine Günther

Du hattest ja auch gerade schon mal die ein Tage Woche angesprochen. Das ist ja eigentlich das Gegenstück auf der Seite des Seniors.

[00:11:33.760] – Ulrich Zimmermann

Ich hatte das damals unterschätzt. Ich wollte das einfach für mich haben, weil mir das zu stressig war. Es hat fünf Jahre gedauert, bis ich das hingekriegt hatte. Also mit 32 habe ich, ne Quatsch, mit 27 habe ich beschlossen, ich muss aus dem Stress. Es war der Horror. Und mit 32 hatte ich die ein Tage Woche so weit, dass ich tatsächlich alle operativen Dinge in der Firma, den Mitarbeitenden 23 überlassen konnte. Das glaubt mir kaum einer, weil die dann sagt, du bist doch wichtig. Nee, dafür zahle ich doch Mitarbeiter. Also wenn ich gucke, 23-mal acht Stunden am Tag sind ja auch über 180 Stunden am Tag. Ob ich dann eine Stunde mehr oder weniger komme, spielt eigentlich keine Rolle mehr, wenn die Leute wissen, in welche Richtung es geht. Also das ist jetzt grob vereinfacht. Aber damals dann der Anruf zu sagen, magst du den Laden verkaufen? Und ich habe von Anruf bis erster Scheck waren sechs Wochen. Und das war nur möglich, weil ich mich ja selber im Laden nicht gebraucht habe. Denn ich konnte ein funktionierendes Unternehmen übergeben. Und deswegen vielen Dank für den Hinweis, die Ein-Tage-Woche kann, muss nicht, ein super Step sein, das Unternehmen aufzuwerten und überhaupt übergebbar oder verkaufbar zu machen, weil es uns als Chef dann eigentlich nicht mehr braucht.

[00:12:51.100] – Ulrich Zimmermann

Das geht nicht in vier Wochen. Damals habe ich ohne Begleitung fünf Jahre gebraucht. Mit Begleitung brauchen wir heute ein, zwei, drei Jahre, je nachdem, wie weit es so geht. Aber das ist relativ zügig, finde ich. Und es ist phänomenal, wie die Menschen dann wachsen. Und wir haben ja damals in einem ziemlich engen Markt in dieser Zeit ja auch verdreifacht. Nicht weil ich so genial gewesen wäre, im Gegenteil. Ich habe den Leuten einfach nicht mehr in den Füßen gestanden. Und mein Vater hat den auch nicht mehr in den Füßen gestanden und plötzlich haben wir mit denselben Leuten im gleichen Markt, mit den gleichen Produkten, mit den gleichen Kunden verdreifacht. Das glaubt mir doch keiner. Und da sieht man, welches Potenzial bezahlt und liegen gelassen wird und ganz zur Not im Kaufpreis nicht realisiert, weil wir es nicht mitgenommen haben. Also wenn der Senior, das war ja so die Brücke, wenn die Übergebenen verstehen, dass sie den Laden extrem viel wertvoller machen, wenn sie ihn für Nachfolger attraktiv machen, wenn sie ihn für Mitarbeitende so attraktiv machen – behaupte ich einfach mal in meiner Branche damals – ich habe keine Menschen verloren, die ich nicht verlieren wollte.

[00:13:57.090] – Ulrich Zimmermann

Ich wusste immer, wer bei mir arbeiten will und wann ich den einstelle, weil ich wieder Platz dafür habe. Ich musste mich Leute nicht kümmern, die wollten bei mir arbeiten. Und von Unternehmen, die befreundete Unternehmer, die das ähnlich geschafft haben, die haben Wartelisten von Mitarbeitern, die sagen, ich will da arbeiten. Ich will da arbeiten, ich fahr da 50 Kilometer, ich fahr 100 Kilometer, weil ich diesen normalen Druck will ich nicht mehr. Ich will tatsächlich Chefs, die mich arbeiten lassen, wo ich mein Potenzial auf die Straße kriege. Und mein Ding ist ja 30 Jahre her mit dem Beginnen. Und da waren wir ja, da hat ja New Work, keine Ahnung, das konnte ich ja damals gar nicht schreiben, geschweige denn aussprechen oder wusste gar nicht, was das ist. Aber so dieses Thema, ich will ein attraktives Unternehmen übergebbar machen, verkaufbar machen, das vergoldet den Laden. Und wo du selber gebraucht wirst, und das weiß ich von Investoren, wenn die sagen, die gucken sich einen Laden an, hat der Ertrag, jo, haben die eine funktionierende Führungsebene und so weiter? Nein, raus aus der Kurve. Der ist weg.

[00:14:57.190] – Christine Günther

Ich wollte gerade sagen, also dieses Thema zweite Führungsebene funktioniert oder dass eben ein Unternehmen so eng am Gründer, am Geschäftsführer hängt, dass es ohne ihn nicht funktioniert, macht es unverkäuflich. Und der.

[00:15:09.570] – Ulrich Zimmermann

Wert geht null.

[00:15:10.510] – Christine Günther

Das ist ein ganz, ganz wichtiger Faktor.

[00:15:12.770] – Ulrich Zimmermann

Und da haben wir 200.000 und mehr Unternehmen, die im Moment tatsächlich sich fragen, warum die keiner kauft, weil sie verdienen ja Geld, definitiv. Aber das sind die übergebbar. Und unser Job als Unternehmer ist nicht, möglichst viel zu arbeiten, sondern im Verkauf wird man sagen Kundennutzen. Und auf Unternehmer Ebene wird man sagen Du musst einen Nachfolgenutzen produzieren. Für den Juniorchef, für die Juniorchefin, für nächste Generation, also für die Übergeber musst du das Feld bereiten und dann kriegst du auch die Ernte. Und wenn du das nicht bereit bist, dann tut man das leid Unternehmer, dann habt ihr zwar als beste Arbeitskraft funktioniert und ich muss dann auch so deutlich sagen, wie ich das empfinde, dann ist leider euer ganzes Engagement in der Arbeitszeit verpufft, aber nicht im Wert des Unternehmens angekommen.

[00:15:58.330] – Drop

Dein Antrieb.

[00:16:00.390] – Christine Günther

Ist das auch so ein bisschen, also ich versuche jetzt mal rauszufinden, wie ist denn deine Motivation? Also wie bist du dazu gekommen, das, was du selbst durchlebt hast, irgendwo als Beratung anderen jetzt anzubieten?

[00:16:13.390] – Ulrich Zimmermann

Das ist eine gute Frage. Eigentlich sind es zwei Dinge. Die eine ist, ich stand ja selber vor der Einladung und das kann ich auch nicht anders sagen, meines Vaters zu sagen, du kannst den Laden übernehmen oder nicht. Also bei drei Geschwistern hätte jeder einsteigen können oder keiner. Das wäre so oder so rum gut gewesen. Jetzt war ich der, der übernommen hat, hat sich so ergeben. Alles gut. Und natürlich, so machen wie der Vater kann man das ja nicht, also muss man es anders machen. Und ob gut oder schlecht, dieser klassische Führungsstil, wie man den so hat, der eine ist Chef und die anderen sind halt, was weiß ich, Mitarbeiter, die einen arbeiten und unterscheidet den Arbeiter vom Chef. Die Arbeiter arbeiten und der Chef scheffelt. Das ist ein blödes System. Das wollte ich nie. Ich war eher so ein kameradschaftlicher Typ. Ich wollte das auf Augenhöhe haben. Ich wollte das Thema Lebensqualität für alle so machen, dass das wirklich beim Arbeiten Spaß macht. Nicht arbeiten und mich dann davon erholen. Das ist nicht mein Lebensmodell. Und deswegen wollte ich das ganz egoistisch für mich so haben, dass ich Spaß daran habe. Und ich habe ja auch die Lebensziele meiner Mitarbeiter zu strategischen Zielen in einem Unternehmen erklärt.

[00:17:19.460] – Ulrich Zimmermann

Deswegen hatten die ja Wunscharbeitszeit, Wunschgehälter, Wunschautos und das ganze Zeug wirklich alles in Lange von New Work. Aus purem Egoismus, dass ich es leichter habe und zufällig auch damit mehr Geld verdienen. Das war aber ein Nebeneffekt. Das war nie das wirkliche Ziel. Und wo ich gesehen habe, wie dann der Laden aufblühen kann und dass ich dann auch einen vernünftigen Kaufpreis erzielen kann. Und dann zu sagen, warum machen das nicht viele.

[00:17:43.990] – Christine Günther

Andere so? Wow.

[00:17:45.810] – Ulrich Zimmermann

Geht eigentlich gut. Genau, hoch. Und ja, das ist ein bisschen out of the box. Definitiv ist es in den Nischen, denke ich, ist kein Massenprodukt. Aber ich will ja auch nur mit Leuten arbeiten, die da auch Spaß dran haben. Da muss ja die Augenhöhe stimmen, da muss die Chemie stimmen. Ich muss denen vertrauen, die müssen mir vertrauen. Wenn man da, ich sage mal, ein Jahr lang zusammen durch den Wald rennt oder weil der Prozess länger ist, wenn man drei, vier, fünf Jahre seines Lebens miteinander verbringt und hat keinen Spaß aneinander. Nee. Wäre nicht so schön. Nur für die Kohle ist es dämlich und ohne Kohle ist es noch dämlicher. Nee, also das muss wirklich ein Win-Win werden, wo die Übergeber, Übernehmer, ich als Wegbegleiter, die Mitarbeitenden, die müssen da alle Spaß dran haben. Und das ist so ein Qualitätslevel, das ich glaube, dass das der Mittelstand wirklich gut brauchen könnte. Ein bisschen mehr Laser, ein bisschen mehr Entspannung. Das ist nicht alles im Leben nur Kohle verdienen. Das ist ein Nebenprodukt, was essenziell ist. Ich erhöhe ja nicht die Blutmenge in meinem Körper, die sieben Liter, die umlaufen, reichen. Und wenn man damit dann auch sagt: „Okay, das ist eine super Basis, weil wir wirklich am Markt sind und Spaß haben.

[00:19:03.050] – Ulrich Zimmermann

Und wenn dann mehr Geld kommt, ja super, da freuen wir uns. Aber dem Hinterherlaufen, das ist eine andere Kultur und die finde ich einfach wichtig.

[00:19:11.700] – Christine Günther

Ja, ist ja auch so ein bisschen fast ein bisschen wie mit Beziehungen. Also wenn man es krampfhaft versucht, geht es meistens schief und wenn man dann entspannt auf einmal klappt es. Wenn man jetzt noch da mal guckt, wie würdest du denn sagen, Mensch, das ist ja irgendwie total spannend, wie können die sich denn so einem Thema nähern? Also was wäre so der Eintritt? Wie können die rausfinden, ob das für sie einen Mehrwert bringen könnte?

[00:19:38.860] – Ulrich Zimmermann

Also Mini Eintritt sind die sogenannten Mini Raus Zeiten, wo man einfach mal einen halben Tag auf eineentweder einzeln oder in der Gruppe auch darauf einlassen und mal die eine oder andere moderierte Gesprächsrunde hat, draußen den Kopf frei machen und so, das passt. Persönliches Kennenlernen in so einer Situation, wo wir dieses, nennen wir es Wandercoaching, Hyke & Stryke nenne ich das so, wo wir uns einfach mal darauf einlassen und mal so ein Feeling kriegen, ob das funktioniert. Und wenn die Leute sagen Nee, das ist ziemlich doof, dann wird das auch nichts.

[00:20:16.160] – Christine Günther

Was sind denn so die drei Top-Mehrwerte, wo du sagen würdest, darauf musst du achten oder damit kannst du rechnen, dass das passiert in so einem Prozess, in so einem Weg, den wir gemeinsam gehen?

[00:20:26.360] – Ulrich Zimmermann

Die drei Mehrwerte. Ich glaube, wenn die Leute Klarheit darüber haben, was sie wirklich wollen, wird der Weg einfach klarer. Wenn sie dann noch eine Begleitung haben und wir wissen, da kommen die einen oder anderen Hürden, die räumen wir frühzeitig auf der Seite. Und einen dritten, den habe ich jetzt noch nicht angesprochen. Ich bin ja auch ein großes Spielkind, was das Thema Rechtsformen angeht. Ich suche auch immer danach, was ist denn am passendsten? Ich bin zwar ein großer Fan von Familienstiftungen und von Holdingstrukturen. Ich habe ja bei einem Unternehmen feststellt, die sind so basisdemokratisch unterwegs. Ich bin ja auch Fan von Genossenschaften. Da baut jetzt zum Beispiel das Unternehmen eine Genossenschaft Weil ich finde Formen und Inhalt müssen auch zusammenpassen. Und jetzt haben wir plötzlich diese Basisdemokratie, das Unternehmen, die sich 70 Leute sie selber führen. Der Chef hat auch die eine Tage Woche für sich. Der ist natürlich in Projekten drin, aber der muss auch nicht mehr arbeiten, sondern der kommt freiwillig und wird gefragt, weil man dessen Expertise schätzt. Und der ermöglicht jetzt über diese genossenschaftliche Umformung, dass Mitarbeiter sich an dem Unternehmen in kleinen Häppchen, in größeren Häppchen beteiligen können. Und die Machtstruktur ist jeder, der auch nur einen Mitgliedschaftsanteil hat, hat eine Stimme.

[00:21:44.600] – Ulrich Zimmermann

Und damit kriegen wir ja einen völlig anderen Drive da rein. Und ich glaube, dass das so, ich sage mal, andere Formen der Arbeit sind, die sich extrem lohnen auszuprobieren. Das muss nicht jeder machen. Aber ich glaube, so ein drittes experimentelles Feld zu sagen, was wäre denn für uns, ich sage mal uns jetzt in der Firma, was wäre denn für uns ein angemessener Rahmen, in dem wir uns dauerhaft wohlfühlen?

[00:22:07.200] – Christine Günther

Finde ich ganz spannend. Also es ist ja auch ein Stück weit, du hast ja gesagt, so ein bisschen out of the box denken, New Work und so. Ich finde es persönlich eigentlich sehr konkret. Also das ist ja ganz handfest, was da an Mehrwerten rauskommt. Einmal diese Wegbegleitung auch zu sagen, ganz konkret, wie schaffe ich es denn überhaupt meine Struktur in Richtung ein Tagewoche, wie mache ich mich in entbehrlich, zweite Führungsebene, aber auch bei der Struktur auch das ganze Thema, in was für eine Unternehmensform kann das funktionieren? Solche Ambitionen, die man da hat, finde ich eigentlich sehr konkrete Punkte und tolle Mehrwerte, die dahinter stecken, wenn man jetzt sagt Wegbegleitung. Prima. Spannend. Vielen Dank, Uli. Ich fand das einen äußerst spannenden Ansatz und gerade im Kontext Nachfolge vielleicht auch nicht, sage ich mal, eines der Klassiker, aber etwas, wo ich glaube, warum eigentlich nicht? Das ist doch ein ganz, ganz, ganz toller Ansatz. Und ja, ich hoffe, die Zuhörer hatten da genauso viel Spaß dran und die können natürlich, wenn sie neugierig sind auf dich, wir verlinken ja auch in den Shownotes dann direkt dein Beraterprofil, die ganzen Kontaktdaten, da kann man mal ein bisschen schnuppern auf deiner Seite.

[00:23:23.060] – Christine Günther

Du hast ja auch ganz viele Podcasts in anderen Bereichen, wo es Richtung Banking und so weiter geht. Da gibt es sicherlich noch viel zu stöbern und ich glaube, du bist da ja für einen Kennenlernend und ein Gespräch immer offen. Insofern hoffe ich doch mal, dass da der eine oder andere doch mal neugierig geworden ist.

 

[00:23:41.580] – Ulrich Zimmermann

Ja, herzlichen Dank für die tollen Fragen. Finde ich super gut. Rollenwechsel als Interview, da fand ich es auch sehr angenehm.

[00:23:47.750] – Christine Günther

Vielen Dank. Okay, prima. Tschüss. Tschüss.

[00:23:51.760] – Outro

Brauchen Sie noch mehr Infos? Wollen Sie den persönlichen Kontakt aufnehmen? Den Link zu Ihrem KMU-Berater finden Sie in der Beschreibung und unter www.kmu-berater.de. Wir wünschen Ihnen viele Erfolge. Unternehmerisch und menschlich. Die KMU-Berater auf Augenhöhe. Wir sprechen mittelständisch.