Nachfolge im Mittelstand – familiengeführte Unternehmen im Fokus

Der Nachfolgeberater Wilhelm Heidbrede geht auf den zwischenmenschlichen Aspekt bei einer Nachfolge in familiengeführten Unternehmen ein. Wilhelm Heidbrede ist ein erfahrener Unternehmensberater – einer seiner Schwerpunkte ist die „Nachfolgeberatung“. Er begleitet und moderiert Nachfolgeprozesse in Unternehmen. Das Interview führt Ulrich Zimmermann.

Transkription

[00:00:00.180] – Intro
Die KMU Berater auf Augenhöhe mit Herz und Verstand, mit Engagement und Erfahrung. Als Bundesverband freier Berater haben wir uns dem Erfolg kleiner und mittelständischer Unternehmen verschrieben. Viele Herausforderungen brauchen viele Spezialisten. Mit Branchen-Know-how und spezialisiertem Fachwissen bringen wir die Professionalisierung Ihres Unternehmens voran. Treffen Sie hier Ihre Berater, die am besten zu Ihnen und Ihren Herausforderungen passen. Die KMU Berater auf Augenhöhe, Fachgruppe Unternehmensnachfolge. Wir sprechen mittelständisch.

 

[00:00:39.530] – Ulrich Zimmermann
Der Faktor Mensch im Generationswechsel. Darüber rede ich jetzt mit Wilhelm Heidbrede, der ja selber eine ganz spannende Geschichte hat, eine riesen Expertise vom viele Jahre Sparkassenfachwirt bis auf Gerüsten gestanden und Gebäude gereinigt, vom Back to Basics wieder selber hochgerappelt und in den letzten Jahrzehnten als Berater unterwegs. 21 Jahre schon mit 540 Kunden, 65 erfolgreiche Gründungen und einer riesen Expertise. Und am Ende die Erkenntnis, dass es immer am Faktor Mensch hängt. Und genau darüber erst mal herzlich willkommen, Wilhelm, bei uns heute hier im Podcast. Genau darüber wollen wir reden. Wir stürzen gleich mitten rein. Generationswechsel und Faktor Mensch. Was ist denn der größte Knackpunkt?

 

[00:01:34.800] – Wilhelm Heidbrede
Der größte Knackpunkt ist die Einsicht der Unternehmer und Unternehmerinnen, die in der Abgebe Situation sind, das zu erkennen, frühzeitig zu erkennen, sich frühzeitig Gedanken dazu zu machen und vor allen Dingen loszulassen. Das ist einer der schwierigsten Phasen, in denen sich ein Unternehmen befinden kann, wenn die Führungsebene nicht erkennt, dass jetzt dieser Zeitpunkt gekommen ist oder es nicht wahrhaben will oder Angst davor hat. Das ist einer der größten Dinge, die dort passieren, dass die Leute dann Angst haben. Was kommt danach? Denn die sind ja voll involviert in ihr eigenes Unternehmen. Das machen die mit Leib und Seele. Gerade bei uns in Ostwestfalen, aber auch in anderen Regionen, diese familiengeführten Unternehmen im klassischen Mittelstand. Und die haben ja nichts anderes als das Unternehmen. Die gehen da vollkommen drin auf. Und wenn es dann zu dem Thema Nachfolge kommt, das ist so, dann zucken die immer zurück und schieben es immer gerne. Dann haben wir ganz viele Ausreden, warum ich jetzt gerade nicht.

 

[00:02:36.540] – Ulrich Zimmermann
Das ist ja ein wichtiger Punkt. Es ist ja gar nicht die Angst davor, ob die anderen das gut genug können, sondern die Angst vor dem schwarzen Loch dahinter.

 

[00:02:43.020] – Wilhelm Heidbrede
Sowohl als auch. Aber das schwarze Loch ist, glaube ich, am prägnantesten. Denn das andere kommt dann später erst, wenn sie sich dann anfangen Gedanken zu machen. Dann kommen genau diese Bedenken. Können die anderen das denn? Kann meine Tochter das? Kann mein Sohn das? Kann der Mitarbeiter, der da vielleicht prädestiniert wäre, das? Und ja, das ist so eine Schwelle, die einfach übersprungen werden muss. Und dazu braucht es aus meiner Sicht wirklich eine externe Hilfestellung, eine Moderation. Denn alleine schaffen in der Regel die Betroffenen das nicht.

 

[00:03:13.980] – Ulrich Zimmermann
Nee, also das glaube ich auch sofort. Also die Wegbegleitung dahin. Lass uns die mal ein bisschen genauer angucken. Da haben wir ja eigentlich zwei Partys. Das eine wären ja die Übernehmenden, die müssen ja auch in die Rolle reinwachsen und das andere, bleiben wir aber bei denen zuerst, der Senior, die Seniorin, die jetzt seit 40, 50 Jahren im Unternehmen stehen, deren Baby das ist, da ist so viel Herzblut, hunderte von Stunden drin und jetzt sollen sie loslassen. Und das schwarze Loch dahinter, was wir eben hatten. Was machst du dann mit denen, um die dahingehend zu stärken?

 

[00:03:50.480] – Wilhelm Heidbrede
Hört sich jetzt vielleicht komisch an, aber ich sondiere erst mal. Wen habe ich da vor mir? Das ist auch etwas, was ich wirklich jetzt mit Recht sagen kann. Das ist eine Stärke von mir, dass ich sehr empathiefähig bin. Das wird immer kritisch beäugt, wenn ich so etwas sage. Und als Ostwestfale ist man immer so im Understatement Modus und sagt das eher nicht.

 

[00:04:09.490] – Ulrich Zimmermann
Ostwestfale und Emotionen, das passt nicht, oder? (lacht)

 

[00:04:11.620] – Wilhelm Heidbrede
Sagt man immer, aber das stimmt nicht wirklich. (lacht)

 

[00:04:14.940] – Ulrich Zimmermann
Nach drei Schnaps geht da alles. (lacht)

 

[00:04:16.860] – Wilhelm Heidbrede
Ach, natürlich. Wobei in den Gesprächen bleibt der Schnaps in der Regel dann im Schrank stehen. Das machen wir schon vollkommen nüchtern.

 

[00:04:24.600] – Ulrich Zimmermann
Aber, wenn man die mal hat, sind das treue Seelen, hat man so gehört. Also erst mal gewinnen natürlich, ist klar. Und diese Begleitung, Emotionen, Empathie zeigen, sondieren – wie müssen wir uns das vorstellen?

[00:04:35.830] – Drop
Wir sprechen mittelständisch.

 

[00:04:39.650] – Wilhelm Heidbrede
Also ich führe erst mal ein Einführungsgespräch mit der Unternehmerin, mit dem Unternehmer und gucke mir mal an, wo ist denn das Unternehmen jetzt im Moment? Wo steht es? Welche Gedanken hat man sich schon gemacht? Ist man wirklich in der Vorbereitung der Nachfolge? Also, ich mache das vielleicht an einem Beispiel fest. Das ist ein aktueller Fall, den ich habe. Der Unternehmer, in diesem Falle ein Unternehmer, hat einige Male meine Seite besucht, ist immer wieder auf meine Seite gegangen, hat Wochen und Monate gebraucht, um sich endlich durchzuringen, mich auch mal anzusprechen. Das hat er dann gemacht und hat mich damit „konfrontiert“: Er wäre jetzt in der Überlegung, die Nachfolge zu regeln. Ich sage, das ist wunderbar. Der ist also Ende 50, geht auf die 60 zu. Das ist ja ein gutes Alter. Ja, ist genau passend eigentlich. Und dann, im Laufe des Gesprächs habe ich dann auch relativ schnell gemerkt, der ist so ein typischer klassischer Mittelständler, der sehr viel selber macht, der das Unternehmen von seinem Vater schon übernommen hat, hat dann das zu der jetzigen Größe geführt, ist in einer Nische tätig und hat richtig was draus gemacht. So, und jetzt ist aber gerade auch Corona bedingt wie auch durch andere Parameter beeinflusst, der Umsatz etwas zurückgegangen. Jetzt fängt er an zu schwimmen und denkt: Mensch, kann ich jetzt die Nachfolge überhaupt einleiten oder nicht? Und vor allen Dingen wer macht jetzt weiter? So, und er hatte einen Mitarbeiter im Fokus. Den habe ich dann im zweiten Step auch zu einem Gespräch gebeten. Und da stellte sich heraus, der war zwar hochmotiviert und engagiert, aber er sagt: Unternehmertum ist nicht meins. Ich gehe in die zweite Schiene. Da bin ich ja jetzt schon. Da bleibe ich auch gerne und unterstütze den Nachfolger/in. Und dann kristallisierte sich heraus, dass die Tochter des Unternehmers, die jetzt gerade Maschinenbau studiert, hochmotiviert ist und richtig Spaß dran hätte, in das Unternehmen des Vaters zu gehen. Und das ist so der Klassiker. Das war dem Vater gar nicht bewusst.

 

[00:06:37.160] – Ulrich Zimmermann
Und dann hätte die natürlich mit dieser einen hochloyalen Führungskraft, die gar nicht Unternehmer werden will, aber 100 Prozent dahintersteht, hätte die natürlich einen super Fund.

 

[00:06:46.680] – Wilhelm Heidbrede
Absolut. So, und aus diesen Gesprächen heraus, ich habe dann auch ein Gespräch mit Vater und Tochter geführt und das war schon sehr spannend, wie da diese, ja, die Annäherung zwischen den beiden auf einmal passierte, nach dem Motto: Hm, da habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht, sagt der Vater, dass du das weiterführen könntest. Ich weiß auch gar nicht, ob ich dir das zumuten kann. Und die Tochter hat dann gesagt: „Ja, ich weiß das. Und dann haben wir mal über die Problematiken im Unternehmen gesprochen. Das war das, was ich eben schon sagte, dass der Unternehmer so dieser Klassiker ist, der alles selber macht, der, wenn es irgendwo brennt, sofort hinspringt, die Mitarbeiter an die Seite schiebt und sagt: Lass mich das mal machen. Und die Leute gar nicht so arbeiten lässt, wie sie es eigentlich wollen und können. Und ich habe ihm dann gesagt, das Problem, was sie im Unternehmen haben, was sie ja selber schon beschrieben haben, ich sage: „Entschuldigung, auch wenn ich das Mandat jetzt loswerde, das liegt an Ihnen. Das ist hausgemacht. So, und da sagte die Tochter: „Endlich sagt es ihm mal jemand. Das zeigt aber, dass innerhalb der Familien manchmal Themen einfach totgeschwiegen werden oder in eine vollkommen falsche Richtung gehen.

So, und da bin ich der Moderator und der, ich sage jetzt mal Menschenkenner, der die Leute da anpackt und abholt, wo sie geradestehen und an die Hand nimmt und dann ein Stück des Weges begleitet, aber sehr intensiv. Und meine Hauptaufgabe in solchen Nachfolgeprozessen ist erst mal die Sondierung. Wo steht das Unternehmen? Wo will der Unternehmer, die Unternehmerin hin? Und wie kann man es am besten bewerkstelligen? Und ganz fatal ist, dass viele überhaupt nicht in der Lage sind, darüber nachzudenken. Wer könnte denn meine Nachfolge hier antreten, im Unternehmen? Da liegt manchmal unglaubliches Potenzial in Unternehmen und die Unternehmer/innen erkennen es einfach nicht.

 

[00:08:33.770] – Ulrich Zimmermann
Da sind zwei ganz, ganz riesige Punkte drin, die ich auch absolut so sehen würde. Das eine ist, fangen wir mit dem eben gesagten an, nicht dass verschütt geht. Wer sagt denn dem Unternehmer die potenzielle Wahrheit oder wer gibt denn mal ein neutrales Feedback? Da traut sich ja normal keiner, weil die ja ihren Job verlieren. Als Berater werden wir ja nicht für nett bezahlt, sondern für Ergebnisse. Und wenn er der Hauptbremsklotz ist in Anführungszeichen, das macht er ja nicht böswillig. Der ist halt so. Aber das sagt ihm auch keiner mehr und deswegen wird das nie korrigiert. Und deswegen ist es natürlich, wenn wir uns trauen zu sagen, wir bringen es auf den Punkt, das ist ja unbezahlbar. Und wie du es eben schon gesagt hast, die küssen dir die Füße, wenn du es tust. Und das Zweite ist, die Potenziale zu erkennen, zu sagen, wo stehen die Leute in den Startlöchern, die wir bis jetzt klein gehalten haben, auch nicht vorsätzlich, sondern auch immer mit dem besten Ansatz. Aber wir haben halt nicht gesehen, dass die das auch locker selber können. Und dann stehen wir uns ja fast selber in den Füßen. Und das finde ich extrem wichtig, dass wir über diesen Faktor reden, weil der Notarvertrag am Ende, der hat noch selten einen zum Scheitern gebracht. Aber diese Eigenschaften da zwischendurch zu sagen, wo sind wir unser eigenes größtes Hemmnis? Und wie kriegen wir das mit externer Begleitung zumindest mal erkannt oder gelöst.

 

[00:09:57.970] – Wilhelm Heidbrede
Also, ich sage immer in meinen Mandaten, gerade im Nachfolgebereich, es menschelt so schön. Und es geht immer richtig zur Sache, wenn dann Familienmitglieder eingebunden sind, also ob Sohn oder Tochter übernehmen wollen. Und wenn dann noch Partner oder Partnerinnen der Kinder dazukommen, dann wird es manchmal ganz kritisch. Und noch besser wird es, wenn dann mehrere Kinder da sind, die natürlich, wenn eine Schwester, ein Bruder das Unternehmen bekommt, so wird es dann immer formuliert. Dann will ich aber auch. Dann werden auf einmal Begehrlichkeiten geweckt und das sind Themenfelder, die hat ja ein Unternehmer normalerweise gar nicht so parat, so im Kopf. Ich höre immer wieder: Nein, in unserer Familie ist alles wunderbar, alles im grünen Bereich. So, und wenn es dann aber in die Umsetzungsphase geht.

 

[00:10:46.200] – Ulrich Zimmermann
Bei Kaffee und Kuchen und Weihnachten ist das immer so. Da wird man keinem böse. Aber wenn es dann Kohle geht, um Macht geht, Status, diese ganzen Befindlichkeiten, da ist ja jeder persönlich überfordert, die ganzen Sachen so zu jonglieren, so viel Hände hat man gar nicht, um so viel zu jonglieren. Das kann man ja eigentlich nur, wenn der Faktor Mensch das Wichtigste ist als externer Moderator. Zur Not verlierst du halt ein Mandat. Aber die Chance dahinter, dass der das wuppt, ist dann groß. Das heißt also, du bist jetzt nicht nur mandatiert von dem Unternehmer, der übergeben will, sondern du bist auch in den Schnittstellen mit Verwandtschaft, Bekanntschaft, Führungskräften, potenziellen Übernehmern, Führungskultur, strippen ziehen in der Familie. Das ist ja hochkomplex. Wie lange dauert denn sowas?

 

[00:11:40.740] – Drop
Auf ein Wort.

 

[00:11:43.150] – Wilhelm Heidbrede
Also, da gibt’s keine Regel. Es geht manchmal sehr schnell, je nachdem, wie weit schon Gespräche innerhalb der Familie fortgeschritten sind oder auch innerhalb des Unternehmens. Manchmal ist das schon klar strukturiert, da ist das Ziel klar. Da geht es eigentlich nur noch um das Abwickeln, das Finanzielle und das ist relativ gut zu händeln.

 

[00:12:03.200] – Ulrich Zimmermann
Das geht schnell.

 

[00:12:04.150] – Wilhelm Heidbrede
Relativ schnell, ja. Aber ich sage mal, so ein Jahr muss man mindestens einkalkulieren. Manchmal geht es auch über zwei oder drei Jahre. Also ich habe jetzt beispielsweise ein Mandat gerade abgeschlossen. Das ist auch ganz spannend gewesen oder ist es eigentlich immer noch? Der Kauf erfolgt jetzt oder die Übergabe jetzt zum 01.01.2023. Das waren fünf Altgesellschafter an zwei Standorten und es gab dann letztendlich sechs Mitarbeiter/innen an beiden Standorten, jeweils drei, die das Unternehmen kaufen wollten. So, und ich habe dann erst die Altgesellschafter begleitet und ich sehe das noch, ich erzähl’s einfach mal so: Beim ersten Treffen mit allen fünf zusammen, saßen die alle schön in einem wunderschönen Holztisch, so einen Baumstamm. Das war also schon mal sehr prägend für diesen Raum. Und dann saßen die fünf Herren mir gegenüber und ich saß alleine auf der anderen Seite und dann hatte ich sie alle schön vor mir. Und die saßen vollkommen tiefenentspannt am Anfang des Gespräches da. Und nach zwei Stunden waren die Gesichter komplett verändert. Bei einigen stiegen schon so leichte Rauchwolken auf, weil ich denen klar gemacht habe: So wie ihr euch das vorstellt, wird es nicht funktionieren, denn die wollten zu unterschiedlichen Zeiten aussteigen. Die waren bis auf einem alle gleichmäßig beteiligt am Unternehmen. Das Unternehmen war in einer Dynamik gerade begriffen nach oben. Das entwickelte sich sehr positiv. Und dann habe ich gesagt: Wenn ihr jetzt aussteigt, wie wollt ihr das denn regeln? Geldlich. Denn wenn ihr jetzt nach zwei Jahren erkennt, das Unternehmen ist doppelt so viel wert, dann seid ihr traurig, dass ihr jetzt nicht mehr bekommen habt. Einfach so auf dem geldlichen Faktor wird das mal abgestellt und dann fängt das an zu arbeiten. Und also letztendlich, ich mache es jetzt mal kurz, hat das wunderbar geklappt. Wir haben uns alle zurechtgeruckelt. Es hat viele Gespräche gegeben. Ich habe einen Fachanwalt mit eingebunden, ich habe einen Steuerberater mit eingebunden. Dann wurde der Kaufpreis ermittelt, auch sehr fair. Und dann ist man den Mitarbeitern sehr entgegengekommen und hat den Kaufpreis gedeckelt und hat gesagt: Okay, wenn das Unternehmen jetzt in den nächsten zwei Jahren, denn so lange wollen wir noch weitermachen, mehr wert geworden ist, bleibt es dabei. Wenn es sich aber negativ entwickelt, kommen wir euch noch mal entgegen. Also eine sehr faire Regelung.

 

[00:14:15.950] – Ulrich Zimmermann
Und das ist ja mehr als fair.

 

[00:14:17.970] – Wilhelm Heidbrede
So, und dann passierte etwas, was mir in 90 Prozent aller meiner Fälle passiert. Wenn dann diese Schwelle erreicht ist, dann kommen in der Regel die Nachfolger oder Nachfolgerinnen zu mir und sagen: Können Sie uns auch begleiten? So, Anwälte würden sogar strikt ablehnen, weil sie in Kollision kommen mit ihren …

 

[00:14:37.470] – Ulrich Zimmermann
…da sind wir wieder beim Faktor Mensch, weil Sie das Vertrauen gewonnen haben. Der Typ ist fair, der kann Interessensausgleich herstellen und ist nicht parteiisch. Das ist ja schon ein Prädikat. Das ist wie ein Adelsschlag. In welcher Rechtsform habt ihr die sechs denn beteiligt? Weiter GmbH?

 

[00:14:57.070] – Wilhelm Heidbrede
Also das war bis dato oder ist noch eine GbR. Und die drei Nachfolger, die ich jetzt begleite an dem ostwestfälischen Standort – also einer ist in Hessen, der wird aber von einem anderen Berater begleitet, weil man dann leider Gottes auch das Unternehmen splittet. So, und hier in Ostwestfalen, das ist der deutlich größere, effektivere Teil. Und da begleite ich die drei Nachfolger und die machen das in Form einer Partnerschaftsgesellschaft.

 

[00:15:23.090] – Ulrich Zimmermann
Ah, okay. Gut. Ja, auch spannend.

 

[00:15:25.190] – Wilhelm Heidbrede
Also auch da habe ich überall natürlich was dazu zu sagen, wenn solche Entwicklungen da sind. Ich begleite das wirklich sehr intensiv, bis dann alles unter Dach und Fach ist. Und dann habe ich natürlich das Übernahmekonzept für meine Übernehmenden geschrieben, habe den Finanzierungsantrag gestellt unter Einbindung öffentlicher Mittel. Also das gehört alles so zu meinem Portfolio.

 

[00:15:46.970] – Ulrich Zimmermann
Da wollte ich gerade drauf hinaus. Also der Faktor Mensch steht erst mal im Vordergrund. Dann gucken wir, was hat der für Interessen? Dann sorgst du für den Interessenausgleich, bis die sich einig sind. Dann wird das noch in Zahlen gegossen, da finden wir auch wieder was. Dann wird das noch in Rechtsformkonzept, Fortführungskonzept gegossen. Und dann, da kommt da dann anscheinend deine Bankerfahrung und dann gehst du mit denen nicht nur zum Steuerberater, zum Rechtsanwalt, sondern auch zur Bank und sagst, so, das ist jetzt das, was wir gerne auch finanziert hätten. Das ist natürlich ein sehr komplexes Package, was dann deine ganze Lebensexpertise auch zum Ausdruck bringt, weil da überall die unterschiedlichen Stärken gebraucht sind und Experten Netzwerk. Das ist eine coole Nummer, oder?

 

[00:16:26.350] – Wilhelm Heidbrede
Ich denke ja. (lachen) Also meine Kunden kriegen von mir wirklich so ein komplett rundum sorglos Paket, wenn sie es denn wollen. In der Regel wollen sie es dann aber. Und das entwickelt sich natürlich. Vom ersten Gespräch an, wo es auch ein bisschen zögerlich ist und so in dem zu Anfang beschriebenen Fall, wo die Tochter hoffentlich involviert werden wird. Da sind wir jetzt dabei. Ich habe mit allen Mitarbeitern Einzelgespräche geführt, um erst mal zu gucken, wo steht das Unternehmen? Und da ist so viel hochgekommen an Kritik, weil das ja dieser einzelne kämpfende Chef ist, der zwar viele Mitarbeiterinnen hat, aber da wurde so viel auch konstruktiv Positives von den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen rübergebracht. Und ich habe das jetzt in komprimierter Form erst mal meinem Kunden gegeben in einer Statistik, wie viel Prozent zu welchen Themen sich geäußert haben. Da steht also Führungsverhalten zum Beispiel oder Kommunikation im Unternehmen oder noch andere Punkte. So, und jeder hat sich da in unterschiedlicher Weise zu geäußert. Ich habe das alles in Stichpunkten mitgeschrieben. Das geht manchmal über zwei Seiten.

 

[00:17:38.110] – Ulrich Zimmermann
Nette Regieanweisung.

 

[00:17:39.500] – Wilhelm Heidbrede

Und ich habe das jetzt in komprimierter Form dem Unternehmer zur Verfügung gestellt. Wir haben nächste Woche einen Termin und werden das im Einzelnen mal im Detail besprechen. Und ich denke, da kommt viel Gutes bei raus. Und dann gehen wir in die Vorbereitung der nächsten Phase.

 

[00:17:54.060] – Ulrich Zimmermann
Das heißt also, ein Punkt, den wir auch noch erwähnen müssten bei dem Thema Ängste, ist, können die das oder was passiert denn danach: Können die den Prozess wuppen? Und die Angst nimmst du denen ja auch. Weil die, und das war wichtig jetzt mit den zwei Beispielen zu gucken, wie hoch komplex ist denn das und woran müssen wir alles denken? Wo sind denn potenzielle Scheiterecken? Die haben wir ja jetzt positiv dargestellt, als Erfolgsfaktor. Aber das ist natürlich auch extrem wichtig. Und wenn wir jetzt mal mit Blick auf die Zeit, denn wir haben ja tatsächlich schon 20 Minuten fast geplauscht über das Thema Generationswechsel und Faktor Mensch. Wenn du den Hörern unseres Podcasts noch drei Tipps mit auf den Weg geben kannst, wenn die sich jetzt mit dem Thema Übernahme oder Übergabe aus einer Richtung beschäftigen, was sind denn die drei wirklichen Knackpunkte? Was müssen sie unbedingt tun, damit sie eine Chance haben, das vernünftig zu wuppen?

 

[00:18:46.480] – Drop
Drei Praxistipps.

 

[00:18:49.470] – Wilhelm Heidbrede
Also als erstes frühzeitig darüber nachzudenken. Also so mit Mitte 50 sollte man anfangen, darüber nachzudenken. Mit 60 sollte man schon ziemlich auf der Zielgeraden sein mit der Entscheidungsfindung. Und mit maximal Mitte 60 sollte alles abgeschlossen sein. Also das so eine ziemliche Dekade. Aber dann sollte man auch überlegen: Sondieren. Gibt es jemand in der Familie? Und oftmals ist es so, dass die Kinder einfach vorgesehen sind dafür, vonseiten der Eltern. Die Kinder aber eine ganz andere Ausrichtung haben. Und es gibt da positive wie negative Beispiele. Also wenn Kinder in so eine Rolle reingezogen werden, ist das nicht gut. Also da kann ich nur jedem raten, offen kommunizieren, in der Familie, sich austauschen, das Für und Wider abwägen. So, und dann das dritte, wenn dieser Entschluss gefasst ist, dann aber auch vielleicht schon in der Zwischenphase, also wenn noch sondiert wird, bitte einen externen Moderator reinholen. Das sage ich jetzt nicht, weil ich genau damit mein Geld verdiene, sondern weil es eminent wichtig ist. Und in der Regel schaffen es die Familien alleine nicht. Es ist viel zu emotional. Da kommt genau wieder dieser menschliche Faktor, diese Befindlichkeiten. Und wir sprachen eben darüber und ich habe dir hier so eine schöne Karikatur mitgebracht. Das ist meine Lieblingskarikatur, wo der Altunternehmer im Rollstuhl von seinem auch schon älteren Sohn durch das Unternehmen geschoben wird und sich umdreht zu seinem Sohn, und sagt: Ich mach das noch mal fünf Jahre, dann bist du aber endlich dran.

 

[00:20:18.530] – Ulrich Zimmermann

Dann übernimmst du den ganzen Laden.

 

[00:20:19.620] – Wilhelm Heidbrede
Ja, genau. Das ist so dieser eine Knackpunkt. Und es gibt viele andere, wo sie diese Patriarchen, die wir ja reichlich noch haben im Mittelstand, einfach nicht abgeben wollen oder so noch sagen: Ja, ich mache das, ich gebe ab. Aber nur, wenn du das genauso weiter machst wie ich es die letzten 30 Jahre gemacht habe. Und dann kommt, das ist auch so ein wesentlicher Punkt, dann ist immer gut gemeint das Angebot des Altunternehmers, also des Seniors oder auch der Seniorin. Ja, ich begleite dich da noch. Ich helfe dir. Bitte nur dann, wenn es auch von den Kindern gewünscht wird oder von den Mitarbeitern, die das Unternehmen da weiterführen. Also das sind so diese drei Punkte, wo ich sage, die müssten unbedingt beachtet werden und das sollte man dann auch tun. Und dann wird es in der Regel auch was.

 

[00:21:06.080] – Ulrich Zimmermann
Die kann ich ja zu 100 Prozent unterschreiben, weil ich das ja alles auch für mich selber und bei anderen durchgemacht habe. Also der härteste Fall, den ich kenne, sie war 87 und er war dann 62. Und dann hat erst mal den Laden zugemacht. Und mein Vater, der hat das dann aber beendet. Sein „Highlight“ war, als ich ihm mitgeteilt habe, dass wir das jetzt so machen wie im Kreml und im Weißen Haus. Jeder von uns kriegt ein rotes Telefon. So weit war er dann ja noch einverstanden. Dann sagte ich: Einen kleinen Unterschied haben die beiden Telefone. Meins hat eine Wahlscheibe. Und das ist so ein Punkt. Also ich kenne das 100 pro. Also die drei Tipps, die kann ich absolut unterstreichen und sagen, das ist so eminent wichtig. Wenn wir wollen, dass es den Leuten gut geht, dann müssen wir eben auch die Freiheit geben und den Raum geben.

 

[00:21:54.040] – Wilhelm Heidbrede
Und machen lassen.

 

[00:21:55.900] – Ulrich Zimmermann
Und die externe Begleitung, die man intern so emotional, Faktor Mensch, nicht alleine, so neutral hinkriegt. Ich sage herzlichen Dank. Das war einfach für die Insights. Vielen Dank, Wilhelm. Und natürlich sind die Kontaktdaten von dir in den Shownotes verlinkt, Website, E Mail Adresse, Telefonnummer, was man so braucht. Und natürlich freust du dich wahrscheinlich über interessierte Anrufe.

 

[00:22:23.720] – Wilhelm Heidbrede
Auf jeden Fall. Vielen Dank. Hat mir Spaß gemacht.

 

[00:22:27.360] – Outro

Brauchen Sie noch mehr Infos? Wollen Sie den persönlichen Kontakt aufnehmen? Den Link zu Ihrem KMU Berater finden Sie in der Beschreibung und unter www.kmu-berater.de Wir wünschen Ihnen viele Erfolge – unternehmerisch und menschlich. Die KMU Berater auf Augenhöhe. Wir sprechen mittelständisch.