Wissensbilanz – Argument im Kreditgespräch

Qualität von Innovationsberatungen
Frank Klix in NWB BB Juni 2012

“Immaterielles Vermögen bewerten und sinnvoll einsetzen: Die Wissensbilanz – ein zusätzliches “Argument” im Kreditgespräch”.
So lautet die Überschrift zum Beitrag von Frank Klix, Mitglied im KMU-Beraterverband, in der Ausgabe Juni 2012 der “NWB Betriebswirtschaftliche Beratung”.
Den Beitrag können Sie mit diesem Link in der Datenbank des NWB-Verlages lesen.
Sein Fazit:

Die Verfügbarkeit einer Wissensbilanz alleine ist sicherlich kein ausreichendes Mittel für Unternehmen, finanziell schlechte Ergebnisse im Rahmen von Kreditantragsverhandlungen gänzlich ausgleichen zu können. Aber dennoch ist sie in Zeiten der Kapitalknappheit, der allgemeinen Verunsicherung, die noch lange Zeit anhalten wird, sowie der restriktiven Haltung von Kapitalgebern bei Kreditvergabeentscheidungen eine zusätzliche Chance, auf das in seltenen Fällen dokumentierte und transparent gestaltete Intellektuelle Kapital aufmerksam zu machen. Damit stärken Ihre Mandanten die eigene Position im Kreditgespräch.

Nur wenige Unternehmen und insbesondere KMU sind sich dieser zusätzlichen Chance bewusst. Dabei liegt es auf der Hand, dass der Erfolg von Unternehmen wesentlich von vorhandenem Wissen, innovationsfreudigen Unternehmenskulturen, der Motivation und dem Grad der Identifizierung der Mitarbeiter mit dem Unternehmen abhängt und diese Schlüsselerfolgsfaktoren kontinuierlich erfasst, analysiert und im Sinne einer langfristig ausgerichteten Strategie angepasst werden müssen.

Darüber hinaus bietet das in einer Wissensbilanz dokumentierte „Wissen um das Wissen” eine sehr gute Ausgangssituation für die operative Steuerung von Entwicklungspotenzialen.

In der Umsetzung allerdings ist entscheidend, dass die Geschäftsleitung die Notwendigkeit und den zusätzlichen Nutzen erkennt, voll hinter dem Projekt steht und die Wissensbilanz nicht als statische Momentaufnahme, sondern als strategischen Wachstumstreiber weiterentwickelt und in die ganzheitliche Organisation integriert. Monetäre Erfolge sind sicherlich ein Muss für mittelfristigen Substanzerhalt und Substanzvermehrung. Intellektuelles Kapital aber ist die zwingend erforderliche Basis für langfristig angelegten Erfolg, die Schaffung von Wettbewerbsvorteilen und die Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit.”

Wissensbilanz im Überblick

Eine Lösung für die Kreditklemme

In der Vergangenheit wurden Umsatz, Gewinn, Rentabilität und Wachstum als entscheidende Maßstäbe für den Erfolg oder Misserfolg von Unternehmen betrachtet. Banken griffen auf solche “harten” betriebswirtschaftlichen Kennzahlen zurück, um Kreditentscheidungen zu treffen, sei es für kurzfristige Überbrückungen oder langfristige Investitionen.

Jedoch stoßen kleine und mittelständische Betriebe bei Kreditanträgen oft an Grenzen, da ihre finanziellen Ergebnisse die Anforderungen der Banken nicht erfüllen. Die Frage, die sich stellt, ist, welche Erfolgsfaktoren Unternehmen aufweisen können, um ergebnisorientierte Engpässe zu überwinden.

Während quantitative Größen wie Gewinn, EVA und Cashflow als Entscheidungsgrundlagen dienen und finanzielle Unabhängigkeit schaffen können, werden immaterielle Werte selten konsequent erfasst und analysiert. Die Bedeutung und die unterstützende Rolle dieser immateriellen Werte werden oft unterschätzt. Intellektuelles Kapital in Form von Wissen, Erfahrung, Motivation, sozialer Kompetenz und Loyalität bildet jedoch das Fundament für den Erfolg und die zukunftsorientierte Entwicklung. Dies gilt für alle Unternehmensbereiche und Hierarchieebenen.

Oft sind Unternehmensleiter sich der Bedeutung und des kompensatorischen Potenzials des intellektuellen Kapitals nicht bewusst. In der Praxis sind es jedoch meist die Unternehmen, die diese Kräfte konsequent weiterentwickeln, die überdurchschnittlich erfolgreich sind. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen sind oft nicht in der Lage, diese Vermögenswerte im Detail aufzulisten. Gerade sie sollten jedoch diese Vermögenswerte in Kreditverhandlungen einbringen, wenn ihre finanziellen Ergebnisse nicht optimal sind und Kapitalbedarf besteht. Eine Wissensbilanz kann hier eine aktive Rolle spielen und Kreditentscheider sowie potenzielle Kapitalgeber davon überzeugen, dass die bereitgestellten Gelder mittel- und langfristig sinnvoll investiert sind und positive Perspektiven bestehen.

Neben der aktiven Rolle, die eine Wissensbilanz bei der Bewältigung von Finanzengpässen spielen kann, bietet sie auch die Möglichkeit, eine Bestandsaufnahme der “weichen Faktoren” durchzuführen. Dies ermöglicht es Unternehmen, ihre Stärken und Schwächen zu erkennen, Ressourcen und Wissen zu entwickeln und ihre Ausrichtung auf die Zukunft zu steuern. Abgesehen von der externen Transparenz ist die Wissensbilanz daher eine ausgezeichnete Grundlage für interne Steuerungsprozesse und Managemententscheidungen.

In vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen liegt dieses spezifische Wissen oft bei der Unternehmensleitung oder einigen wenigen Mitarbeitern. Doch im Falle eines Führungswechsels oder des Ausscheidens dieser Schlüsselpersonen sind diese entscheidenden Informationen oft nicht dokumentiert oder verfügbar. Dies kann in der Praxis zu Störungen im Geschäftsablauf führen und im schlimmsten Fall eine existenzielle Krise für die Organisation bedeuten.

Welcher Wert steckt in einer Wissensbilanz?

Der Wert einer Maßnahme wird oft anhand unmittelbarer, messbarer finanzieller Erfolge gemessen. Unternehmen tätigen Investitionen und Aufwendungen, vorausgesetzt, der Nutzen ist transparent und führt zu wesentlichen Verbesserungen – in anderen Worten, wenn der Return on Investment (ROI) gegeben ist.

Um als “nutzbringend” anerkannt zu werden, muss eine Maßnahme als Erfolgsfaktor identifiziert und in quantifizierbarer und messbarer Form dargestellt werden, ähnlich wie bei geplanten Investitionen.

Bei Projekten wie der Erstellung einer Balanced Scorecard oder einer Wissensbilanz ist der Nutzen jedoch oft schwer zu quantifizieren und hängt häufig von der subjektiven Betrachtung ab.

Bei der Erstellung einer Wissensbilanz und ihrer kontinuierlichen Weiterentwicklung wird der Nutzen im Laufe der Zeit generiert und wird erst in späteren Phasen in finanzieller Hinsicht sichtbar.

Erkennen von Entwicklungsmöglichkeiten

Durch eine systematische Dokumentation erhalten Unternehmer und Entscheidungsträger wertvolle Erkenntnisse über die Ursachen von Schwächen und die Potenziale, die es zu analysieren und weiterzuentwickeln gilt. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um kritische Erfolgsfaktoren, die verdeutlichen, wie sie und ihre Wechselwirkungen sich positiv oder negativ auf den Unternehmenserfolg auswirken.

Steigerung der Ergebnisse

Langfristig führt die Anwendung einer Wissensbilanz zu gesteigerter Produktivität, Wachstum und zur Sicherung langfristig ausgerichteter Strategien. Dies ermöglicht die Verbesserung der Unternehmensergebnisse über die Zeit hinweg.

Interne Steuerung und externe Positionierung

Die Inhalte der Wissensbilanz dienen nicht nur der internen, operativen und strategischen Planung sowie der Organisation, sondern auch der Intensivierung und Optimierung der Kommunikation mit dem Geschäftsumfeld.

Während börsennotierte Unternehmen in der Regel gesetzlich verpflichtet sind, den Markt ausführlich über ihre Ergebnisse zu informieren, erkennen immer mehr KMU den Nutzen darin, qualitativ entscheidungsrelevante Informationen regelmäßig ihren externen Interessenten wie Kunden, Lieferanten und Kapitalgebern bereitzustellen. Diese Informationen bieten Einblicke in das Entwicklungspotenzial und die Innovationsfähigkeit des Unternehmens. Diese Transparenz bringt sowohl innerhalb des Unternehmens als auch nach außen zahlreiche Vorteile mit sich:

  • Innerhalb des Unternehmens können so Handlungsbedarf und Potenziale schneller erkannt werden.
  • Nach außen hin schafft Transparenz die Grundlage für Vertrauen und verbessert die Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern. Diese können nicht nur finanzielle Fakten, sondern auch immaterielle Werte in ihre Bewertung einbeziehen. Dies stärkt die Verhandlungsposition von Unternehmen in Gesprächen mit Banken, Lieferanten und Kunden.

Wie sichert man den beabsichtigten Nutzen?

Schon während der Projektvorbereitung ist es entscheidend, die geeignete methodische Vorgehensweise zu klären und den mit der Erstellung einer Wissensbilanz verbundenen Aufwand, auch langfristig, zu verstehen. Welche immateriellen Faktoren im Verlauf des Projekts erfasst werden, hängt von der Komplexität des Unternehmens ab und natürlich von den Wünschen der Entscheider.

Zusätzlich zur Erfassung und Dokumentation der Zusammenhänge ist die systematische Bewertung der Einflussfaktoren von großer Bedeutung für die Qualität und den Langzeitnutzen der Wissensbilanz.

Letztendlich ist die zentrale Frage, welchen Stellenwert ein Produktionsfaktor in Bezug auf die Unternehmensziele einnimmt:

  • Wie kritisch ist ein möglicher Ausfall?
  • Wie aufwändig wäre eine Neubeschaffung oder Weiterentwicklung?
  • Welche Veränderungen sind im Zeitverlauf absehbar?
  • Welche Maßnahmen sollten zu welchem Zeitpunkt ergriffen werden, um Wissenslücken zu schließen und Strukturen sowie Abläufe zu optimieren?

Der Ausgangspunkt besteht in der umfassenden Erfassung der aktuellen Situation, um Transparenz zu schaffen und Entwicklungs- sowie Handlungsbedarf aufzuzeigen. In Projekten auf Bereichsebene werden Maßnahmen abgeleitet, die hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und ihres Potenzials zur positiven Veränderung überprüft und gegebenenfalls angepasst werden müssen.

Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, systematisch Dinge zu hinterfragen und Maßnahmen zu ergreifen, die sich an veränderten Rahmenbedingungen auf den Märkten, bei Kunden und Lieferanten orientieren.