Mittelstandsfinanzierung 2014: Kreditklemme vermeiden

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Das Creditreform-Magazin hat ergänzend zu seiner Konjunkturumfrage 2014 Finanzierungsexperten nach ihrer Einschätzung gefragt: "Wie sollten sich Mittelständler positionieren, um ihre Finanzierung im Basel-III-Umfeld dauerhaft zu sichern?"

Fünf Mitglieder der Fachgruppe Finanzierung-Rating des KMU-Beraterverbandes haben dem Creditreform-Magazin ihre Einschätzungen und Handlungsempfehlungen zu drei Fragen übermittelt. Mit freundlicher Genehmigung des Creditreform-Magazin geben wir nachstehend die Veröffentlichung auf www.creditreform-magazin.de vom 11.12.2013 im Wortlaut wieder.

Finanzierungsstrategie 2014 – so hat eine Kreditklemme keine Chance

Die weiterhin schwelende Staatsschuldenkrise, die wachsende Geldmenge und die bevorstehenden Maßnahmen zur Bankenregulierung führen zu Besorgnissen im Mittelstand und noch mehr bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) um ihre Kreditversorgung im neuen Jahr. Flankierend zu unserer traditionellen Konjunkturumfrage unter Deutschlands Banken haben wir daher auch Experten aus dem KMU-Beraterverband um Tipps gebeten, wie sich Mittelständler 2014 positionieren sollten, damit das Schreckgespenst Kreditklemme erst recht keine Chance hat.

Wie beurteilen Sie die volkswirtschaftlichen Auswirkungen dieser Entwicklung auf die Kreditversorgung von Mittelstand und KMU?

Werner Broeckmann, BGC Unternehmensberatung aus 47623 Kevelaer
Meines Erachtens gibt es zur Zeit noch keine Zurückhaltung bei der Kreditvergabe. Allerdings denke ich, dass man die KMU- bzw. mittelständischen Unternehmen als erste in eine erhöhte Risikogruppe einsortieren wird, wenn die Umsetzung von Basel III tatsächlich durchgeführt wird. Von daher halte ich die Bedenken für gerechtfertigt.

Georg Gerdes, Wirtschaftskanzlei Georg Gerdes aus 26871 Papenburg
Die Verunsicherung durch die Staatsschuldenkrise und das damit möglicherweise erneut einhergehende Refinanzierungsproblem für Banken sowie die schlechteren Rahmenbedingungen für Banken durch die Basel III-Regelungen führen aktuell bereits zu einer restriktiveren Kreditvergabepolitik bei den Instituten. Die Liquidität ist im Markt ohne Zweifel vorhanden, aber die Bereitschaft Risiken mitzutragen nimmt bei Banken rapide ab. Die Anforderungen an mittelständische Unternehmen insbesondere bei der Sicherheiten-Bereitstellung erhöhen sich.
Reinhard Halbgewachs, RHU Reinhard Halbgewachs Unternehmens- und Managementberatung aus 71686 Remseck
Eine Kreditversorgung durch die Banken wird es in diesem Bereich künftig nicht mehr in der angestammten Weise geben. Die Banken, insbesondere auch Genossenschaftsbanken und Sparkassen, gewähren jetzt schon keine Kredite mehr, um Ausfälle unter allen Umständen zu vermeiden. Und darüber hinaus versuchen einige Banken sich mit aller Macht und auch mit teilweise fadenscheinigen Begründungen selbst aus bestehenden Engagements zurückzuziehen, um Geld in die Kasse zu spielen. Andererseits ist ja recht viel Geld unterwegs, daß aufgrund der niedrigen Zinsen nach leidlich vernünftigen Anlagemöglichkeiten sucht. Alternative Finanzierungsmodelle, wie beispielsweise Anleiten auch für kleinere Unternehmen sind aber (noch) nicht so eingespielt, daß diese die Bankfinanzierungen auf mittlere Sicht ersetzen können.
Carl-Dietrich Sander, UnternehmerBerater aus 41460 Neuss
Die Kreditinstitute werden in unterschiedlicher Weise reagieren – mit der Tendenz, die möglichen Risiken aus den vorliegenden Kreditanfragen noch stärker in den Blick zu nehmen. Die Unterschiedlichkeit wird abhängen von der Betroffenheit von Basel III (erfüllt eine Bank oder Sparkasse schon heute die Eigenkapitalanforderungen aus Basel III oder muss sie noch – und wenn ja in welchem Umfang – zusätzliches Eigenkapital aufbauen?), der eigenen Eigenkapitalstärke (stille Reserven) und der persönlichen Risikoneigung der obersten Führungsebene. Daher werden negative Wirkungen auch nicht in der gesamten Volkswirtschaft sondern vermutlich eher regional bei KMU und Mittelstand ankommen.
Bernd Tovar, Tovar Beratung & Begleitung aus 48317 Drensteinfurt
Die kleineren KMU sind auch nach der Bundestagswahl weiterhin verunsichert in der Frage, was die nähere Zukunft – etwa 2-3 Jahre – für sie bringen wird. Neben dem großen Themen „Staatsschuldenkrise“ fragen sie sich, welche Auswirkungen die Bildung der „Großen Koalition“ für unser Land und seine mittelständische Wirtschaft bringen wird.

Was sind die Konsequenzen für die Risikopolitik der Kreditinstitute im Rahmen der Vorgaben der Bankenaufsicht: Wird diese eher restriktiver werden und, wenn ja, mit welchen Auswirkungen auf / Anforderungen an die Unternehmen unterschiedlicher Größenordnungen?

Werner Broeckmann, BGC Unternehmensberatung aus 47623 Kevelaer
Tendenziell werden gerade die formellen Anforderungen weiter wachsen, also Planrechnungen, Soll-Ist-Vergleiche etc. Dies ist teilweise für die Unternehmen schwierig zu erfüllen. Andererseits zwingt es auch zu einer mehr betriebswirtschaftlichen Betrachtung, was eher zu begrüßen ist, da in der Vergangenheit oft zu lange von Seiten der Banken gewartet wurde, so dass Warnsignale nicht rechtzeitig erkannt wurden.
Georg Gerdes, Wirtschaftskanzlei Georg Gerdes aus 26871 Papenburg
Dem Mittelstand ist dringend zu raten, die eigenen Sicherheitenpositionen im Verhältnis zum Kreditvolumen zu überprüfen. Ferner sollten Finanzierungsalternativen in deutlich stärkerem Maße in die strategischen Überlegungen einfließen. Mittelständische Unternehmen müssen sich stärker informieren welche Risikopositionen bei den Hausbanken bestehen und aktiv die Risiken steuern, also agieren anstatt zu reagieren.
Reinhard Halbgewachs, RHU Reinhard Halbgewachs Unternehmens- und Managementberatung aus 71686 Remseck
Ich gehe davon aus, daß klassische Unternehmensfinanzierung durch Bankkredite künftig gar nicht mehr, zumindest aber nicht mehr so stattfindet, wie dies über Jahrzehnte erfolgt ist.
Carl-Dietrich Sander, UnternehmerBerater aus 41460 Neuss
Die Anforderungen werden „durch die Bank“ steigen. Das bedeutet: Unternehmen müssen ihr Rating und ihre Kapitaldienstfähigkeitsberechnung durch ihre Kreditgeber kennen – und diese Informationen einfordern. Aufbauend auf diesen Kenntnissen wird die Stärken-Schwächen-Analyse wichtiger, klare Ziele für die nächsten Jahre, deren stringente Umsetzung – und dies gegenüber den Kreditgebern kommunizieren.
Bernd Tovar, Tovar Beratung & Begleitung aus 48317 Drensteinfurt
Nach meiner Einschätzung wird die Risikopolitik der Kreditinstitute (hier meine ich die regionalen Genossenschaftsbanken und Sparkassen) sich weiter restriktiv und auf eine angemessene Besicherung ausgerichtet entwickeln. Die ganz kleinen KMU werden unter dieser Haltung überproportional zu leiden haben. Aus Banksicht verständlich, zumal ein betragsmäßig kleiner Kredit ähnlich arbeitsaufwändig ist im Vergleich zu größeren Beträgen, die nominale Rendite für die Bank aber deutlich niedriger ausfällt.

Wie sehen Sie die Handlungsoptionen von Mittelstand und KMU? Welche Empfehlungen würden Sie beiden Unternehmensgruppen für ihre jeweilige Finanzierungsstrategie 2014 geben?

Werner Broeckmann, BGC Unternehmensberatung aus 47623 Kevelaer
In Zukunft wird der Aufbau von Eigenkapital im Unternehmen eine noch größere Rolle spielen. Die Unternehmen sollen/müssen sich daher in Zukunft noch stärker bemühen ihre Ertragswerte zu verbessern. Dies sollte auch vor dem Hintergrund geschehen, dass Gewinne in den Unternehmen stärker thesauriert werden können, da speziell im Baubereich die Eigenkapitaldecke traditionell zu dünn ist.
Georg Gerdes, Wirtschaftskanzlei Georg Gerdes aus 26871 Papenburg
Sowohl Mittelständler als auch KMU sollten sich klar machen: Die Strategie „ die Bank hat bislang immer unsere Kreditwünsche mitgetragen und wird dies auch weiter tun“ wird künftig nicht ohne weiteres aufgehen, da externe Einflüsse, die nicht die Unternehmen zu vertreten haben, eine Kreditversorgung wie bisher erschweren.
Reinhard Halbgewachs, RHU Reinhard Halbgewachs Unternehmens- und Managementberatung aus 71686 Remseck
Die Lehre ist doch bisher, daß die Firmen gut über Krisen hinwegkommen, die eine starke Eigenkapitalbasis haben und wenig bis gar nicht von Banken abhängig (ich würde fast sagen erpressbar) sind. Alle Schumpeter’schen Theorien des Genies, das auf seinen Schulden zum Erfolg reitet, sind doch damit über den Haufen geworfen. Die Finanzierungsstrategie 2014 muß daher lauten, sich von Banken unabhängig zu machen, also sich nach Möglichkeit selbst zu finanzieren. Wo dies nicht möglich ist, werden zunehmen alternative Methoden wie Beteiligungen, Familiendarlehen, private oder institutionelle Finanziers etc. ins Spiel kommen müssen. Die Bank wird als Vermittler zwischen angelegtem und anzulegendem Kapital drastisch an Bedeutung verlieren.
Carl-Dietrich Sander, UnternehmerBerater aus 41460 Neuss
Unternehmen werden mehr als bisher eine klare Finanzierungs-Strategie benötigen – aufbauend auf den bisherigen Finanzierungsstrukturen, mit Blick auf den Finanzierungsbedarf der kommenden Jahre (und nicht nur der nächsten drei Monate) sowie unter Einbeziehung weiterer Alternativen als nur die Hausbank oder Hausbanken. Es gilt, die eigene Finanziererlandschaft zielbewusst zu gestalten. Da dies zum Teil mittelfristige Prozesse sind, gilt es jetzt anzufangen – spätestens.
Bernd Tovar, Tovar Beratung & Begleitung aus 48317 Drensteinfurt
Meine klare Empfehlung: Die Unternehmensfinanzierung von nur einer Bankverbindung konsequent auf ein Zwei-Banken-Modell umzustellen. Dies dürften in aller Regel die vor Ort befindlichen Platzhirsche „Genossenschaftsbank“ und „Sparkasse“ sein. Dies trotz meiner o.g. Einschätzung, denn Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft. In Ausnahmefällen auch Banken aus anderen Sektoren.
Den Original-Beitrag finden Sie auf www.creditreform-magazin.de .
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