Kreditversorgung des Mittelstandes in schwieriger werdenden Zeiten sichern

krisenpraevention
In der Bewältigung von Krisen und damit in der Sanierung spielen die Finanzierung und die Krisenprävention immer eine wichtige Rolle.

Gemeinsames Treffen der FG Finanzierung-Rating mit der FG Sanierung

Unter diese Überschrift könnte man das gemeinsame Treffen der Fachgruppe Finanzierung-Rating und der Fachgruppe Sanierung am 7. November 2019 in Neuss setzen. Nebenbei: Es war eine Novität für den Verband, dass zwei Fachgruppen unter einem Themenbogen zusammen tagten.

Vielfache Impulse beim Treffen in Neuss

Die 24 Mitglieder nahmen vielfache Impulse aus den vier Fachbeiträgen und dem intensiven Austausch mit in ihre Beratungspraxis.

Warum „schwierige Zeiten“? Zum einen mit Blick auf die konjunkturelle Eintrübung, zum anderen mit Blick auf sich ändernde Rahmenbedingungen für die Unternehmen.

Der gemeinsame Ansatz der beiden Fachgruppen:

• In der Bewältigung von Krisen und damit in der Sanierung spielt die Finanzierung immer eine wichtige Rolle.
• In der Unternehmensfinanzierung zeigen sich oft frühzeitig Symptome für sich verschlechternde wirtschaftliche Situationen, so dass Krisenprävention gefragt ist.

Beide Aspekte deckten die vier Fachbeiträge des Treffens ab:

Jörg Conradi von der Fachgruppe Sanierung berichtete über die Neuerungen im IDW S 6 des Instituts der Deutschen Wirtschaftsprüfer. Der IDW S 6 ist der Standard für Sanierungsgutachten, wie Kreditinstitute sie häufig in Krisensituationen verlangen. Hintergrund ist die höchstrichterliche Rechtsprechung des BGH.

IDW S6 Jörg Conradi

Conradi zeigte die Anforderungen für Sanierungsgutachten transparent auf. Interessant: Bei allen Neuerungen wurde das Thema der inhabergeführten Unternehmen auch in der Überarbeitung nicht aufgegriffen. Das heißt die in KMU ganz wesentliche Komponente der privaten Situation bleibt weiter außen vor. Der von der Fachgruppe Sanierung entwickelte eigene „KFS-Standard für Sanierungsgutachten für KMU“ berücksichtigt dieses Thema dagegen ausdrücklich.

• Die „Mindestanforderung an das Risikomanagement der Kreditinstitute – MaRisk“ der Bankenaufsicht sind für alle Banken und Sparkassen die entscheidende Vorgabe für die Gestaltung der Kreditprozesse und für ihre Kreditentscheidungen. Das gilt zum Beispiel für das Rating, die Kapitaldienstfähigkeitsberechnung, die Sicherheiten. Carl-Dietrich Sander von der Fachgruppe Finanzierung-Rating stellte diesen Rahmen mit vielen Details speziell zu den Ratingsystemen von Sparkassen und Genossenschaftsbanken dar und zog Schlussfolgerungen für die Beratungspraxis. Besonders wies er auf den Ratingnotenvergleich der Fachgruppe als praktisches Beratungswerkzeug hin.

Risikomanagement MaRisk Carl-Dietrich Sander

• Die Finanzierung in der Krise erfordert einen Blick über den Horizont der reinen Bankfinanzierung hinaus. Diesen Blick weitete Gabriele Romeike von der Fachgruppe Finanzierung-Rating für die Beraterrunde. Ihre These: Gerade im Bereich der Finanzierung von Anlagevermögen ist das Unternehmen nicht mehr Nachfrager sondern wird immer mehr zum Anbieter einer Finanzierung – und die Banken und Leasinggesellschaften bewerben sich darum, diese Finanzierung übernehmen zu können. Einen ausführlicheren Beitrag dazu lesen Sie in den Fachthemen „Finanzierung“.

• Auf die Kreditinstitute kommt eine neue Regulierung zu unter dem neudeutschen Stichwort „Forbearance“: Dabei geht es um „Zugeständnisse“, die Banken und Sparkassen ihren Kreditkunden machen in Abweichung vom vereinbarten Kreditvertrag. Darunter zu verstehen sind zum Beispiel Stundung von Kreditraten, Verlängerung des Tilgungszeitraums und ähnliche Vereinbarungen. Immer wenn Institute solche Zugeständnisse machen, unterliegen sie ab dem 01.01.2021 einem wesentlich umfangreicheren Regulierungsrahmen. Worauf die Institute dabei achten müssen und was das wiederum für die Finanzierungs- und Krisenberatung bedeutet machte Rechtsanwalt Thomas Wuschek deutlich.

Positive Resonanz

Nach regen Diskussionen zu den vier Referaten und weiteren Themen war sich die Runde einig, dass dieses neue Format des gemeinsamen Treffens von zwei Fachgruppen auf jeden Fall weiter verfolgt werden sollte.

Das nächste Treffen der Fachgruppe Sanierung wird am 30. Januar 2020 in Dieburg stattfinden. Die Fachgruppe Finanzierung-Rating trifft sich wieder am 2. April 2020 in Neuss. Bei Interesse an einer Teilnahme als Gast einfach die Fachgruppenleiter ansprechen.