Finanzierung: Bundesbank warnt – KMU-Berater empfehlen

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Die Deutsche Bundesbank warnt in ihrem aktuellen "Finanzstabilitätsbericht 2018" vor erheblichen Risiken für die Ertragslage der Kreditinstitute und damit die dauerhafte Kreditversorgung der Wirtschaft. Die Finanzierungsspezialisten der KMU-Berater empfehlen vorbeugende Aktivitäten.
Risiken für die Kreditversorgung aus Sicht der Bundesbank

Am 14. November 2018 hat die Deutsche Bundesbank ihren “Finanzstabilitätsbericht 2018” veröffentlicht. Darin lobt sie den Aufbau von Eigenkapital in den Kreditinstituten in den letzten Jahren. Dadurch sei das Finanzsystem deutlich stabiler geworden.
Mit Blick auf zukünftige Entwicklungen sieht die Bundesbank allerdings deutliche Risiken aus folgenden Richtungen:

  • Der Aufbau von Eigenkapital bei Banken und Sparkassen sei durch die wirtschaftliche Entwicklung deutlich begünstigt worden – und diese müsse / werde nicht dauerhaft so anhalten. Die Bundesbank nennt unter anderem:
    • langanhaltender konjunktureller Aufschwung
    • damit im langjährigen Vergleich unterdurchschnittlich wenig neue Kreditrisiken in den Bankbilanzen
    • dieses erleichterte in den letzten Jahren den Gewinnausweis und damit die Eigenkapitalzuführung aus nicht ausgeschütteten Gewinnen
  • Das niedrige Zinsniveau führt zu einem Finanzierungsverhalten mit Krediten mit langfristigen Zinsbindungen. Dies führt zu überwiegend hohen Zinsänderungsrisiken in den Bankbilanzen (wenn die Zinsen wieder steigen, bleiben die Zinseinnahmen aus diesen Krediten konstant, während die Zinsausgaben für die Einlagen steigen).
  • Jede Eintrübung der Konjunktur führt zu Kreditrisiken. Selbst wenn diese nur auf den langjährigen Durchschnitt steigen würden, würden viele Kreditinstitute ihre Kreditvergabe drosseln (müssen), um die bankaufsichtlichen Eigenkapitalanforderungen weiter erfüllen zu können. Dies wiederum könnte einen Konjunkturabschwung verstärken.
  • Die Bewertung von Immobilien ist derzeit sehr hoch (Blase?). Für mit Grundschulden gesicherte Immobilienkredite müssen Kreditinstitute weniger Eigenkapital vorhalten als für nicht gesicherte Kredite. Wenn Immobilienwerte zurückgehen hat das zur Folge, dass die Institute für ein unverändertes Kreditvolumen mehr Eigenkapital vorhalten müssen.

Was die Bundesbank vor allem kritisch sieht: Konjunktureintrübung, Reduzierung der Immobilienwerte und Zinserhöhungen könnten schlimmstenfalls gleichzeitig eintreten.

Fachgruppe Finanzierng-Rating diskutiert Eigenkapital der Kreditinstitute

Bei ihrem Treffen am 06. November 2018 hatte die “Fachgruppe Finanzierung-Rating” im Bundesverband Die KMU-Berater mit Herrn Marc Grote von der AWADO Deutsche Audit GmbH einen Wirtschaftsprüfer aus der Bankenprüfung zu Gast. Thema: Wie beeinflusst die finale Fassung von Basel III (manchmal auch Basel IV genannt) die Kreditpolitik von Kreditinstituten?
Entscheidende Erkenntnis: Die Bankaufsichtsbehörden belegen Banken und Sparkassen neben der “allgemeinen” Eigenkapitalanforderung, die für alle Institute gleichermaßen gilt, mit institutsindividuellen Eigenkapitalanforderungen. Basis ist die Erkenntnis aus den Prüfungen der Aufsicht (Fachbegriff: SREP-Zuschläge).
Je höher die SREP-Zuschläge eines Instituts ausfallen, desto mehr Risiken sehen die Bankaufseher in dessen Bilanz und Risikopolitik. Das bedeutet mit Blick auf die von der Bundesbank genannten Risiken: Je höher die SREP-Zuschläge, desto gefährdeter ist ein Institut durch die genannten Risiken und desto eher wird es eventuell seine Kreditvergabe zurückfahren (müssen), wenn diese Risiken eintreten.

Empfehlungen der Fachgruppe Finanzierung-Rating

Da es für Mittelständler in der Regel schwierig sein wird, die Eigenkapitalstärke und damit die Risikotragfähigkeit (zentraler Begriff der Bankenaufsicht) der kreditgebenden Bank richtig einzuschätzen, wird eine realistische Bewertung der künftigen Kreditvergabesituation nur schwer möglich sein. Allgemein gilt aber: Leichter werden die Rahmenbedingungen für die Kreditvergabe in den Banken nicht, tendenziell und teilweise individuell jedoch deutlich schwerer. Aber vielleicht doch im Gespräch mit Bank oder Sparkasse das Thema einmal ansprechen – und die Reaktion einschätzen?
Was also tun, um einem “Versorgungsengpaß” zu begegnen? Die wesentlichen Handlungsthemen finden Sie hier in der Wissensdatenbank in dem Beitrag “Unternehmensfinanzierung zwischen Gefühl und Gefahren” vom Juni diesen Jahres.
Wichtig aus Sicht der Fachgruppe Finanzierung-Rating: Nutzen Sie das jetzt noch positive Finanzierungsumfeld für eine Überprüfung Ihrer mittel- bis langfristigen Unternehmensfinanzierung – gerade auch, wenn Sie dort derzeit gar keine Probleme sehen. Mit Blick auf die von der Bundesbank gesehenen Risiken, könnten uns alle manche Themen schneller einholen als uns lieb ist.