Integrierte Unternehmensplanung

Unser Interviewpartner Reinhard Stadler ist langjähriges Mitglied im Bundesverband „Die KMU-Berater“, Experte für außergerichtliche Unternehmenssanierung und aktives Mitglied in den Fachgruppen Sanierung und Bauwirtschaft. Reinhard Stadler verfügt über 24 Jahre Berufserfahrung in Finanzen und Controlling und 17 Jahre Beratungspraxis als selbstständiger Unternehmensberater. Das Interview führt Ulrich Zimmermann.

Transkription

[00:00:00.180] – Intro
Die KMU-Berater auf Augenhöhe mit Herz und Verstand, mit Engagement und Erfahrung. Als Bundesverband freier Berater haben wir uns dem Erfolg kleiner und mittelständischer Unternehmen verschrieben. Viele Herausforderungen brauchen viele Spezialisten. Mit Branchen Know-How und spezialisiertem Fachwissen bringen wir die Professionalisierung Ihres Unternehmens voran. Treffen Sie hier Ihre Berater, die am besten zu Ihnen und Ihren Herausforderungen passen. Die KMU-Berater auf Augenhöhe. Fachgruppe Unternehmens Sanierung. Wir sprechen mittelständisch.

 

[00:00:40.170] – Ulrich Zimmermann
Ja, normale Menschen würden Kopfweh kriegen in der Sanierung. Oder wenn wir es andersherum ausdrücken, warum kriegt man als normaler Unternehmer keine Kopfschmerzen, wenn man den Reinhardt Stapler an der Seite hat? Erst mal herzlich willkommen, Reinhardt. Du bezeichnest sich ja in deiner Historie jemals als Konzernerbsenzähler und machst heute Sanierung für Unternehmer mit einer integrierten Finanzplanung. Und genau darüber wollen wir heute mal reden, wieso man, wenn man dich an der Seite hat, keine Kopfschmerzen kriegt, warum man leichter Zugang zu neuen Geldmitteln hat, warum man ich sage es mal ein bisschen derb, safe you ass, warum man sich vor ganz vielen rechtlichen Fallen schützt und vor allen Dingen den Kopf frei behält, sich auf seine Neuausrichtung des Unternehmens in der Sanierung zu konzentrieren zu können. Ich glaube, das sind ganz wichtige Punkte. Und deswegen herzlich willkommen heute bei uns im Podcast, dass wir genau darüber mal reden. Konzern Erbsenzähler. Was hast du denn früher gemacht?

 

[00:01:49.090] – Reinhard Stadler
Ja, hallo Ulrich. Genau. Konzern Erbsenzähler auf Deutsch Konzern Controller oder Financial Controller in deutschen Tochtergesellschaften von amerikanischen Konzernen. Amerikaner sind dafür bekannt, dass für die die Zahlen extrem wichtig sind, weil in den USA diesbezüglich eine andere Mentalität herrscht und auch kleinere Unternehmen hier eine ganz andere Öffentlichkeit vorfinden und vorfinden müssen als in Deutschland, weil ein großer Teil der amerikanischen Unternehmensfinanzierung auch bei kleineren Unternehmen über die Börse abgewickelt wird. Und hier muss ich nach außen hin einfach deutlich transparenter sein als eher verschlossene Familienunternehmen in Deutschland, die sehr wenig nach außen preisgeben wollen.

 

[00:02:40.830] – Ulrich Zimmermann
Das heißt, der große Vorteil ist, du kennst die große Welt und die kleine KMU-Welt. Und wenn ich das richtig verstehe, wenn man dich an der Seite hat, hat man im Prinzip genau diese Präzision. Und über die integrierte Finanzplanung reden wir noch gleich, dass ich im Prinzip wie große Unternehmen agieren kann, aber ohne mich selber kümmern zu müssen? Ist das richtig?

 

[00:03:05.390] – Reinhard Stadler

Das ist richtig. Und wenn wir kommen, stellen wir meistens fest, dass in den kleineren Unternehmen, und zwar in Inhabern/Gewerbe geführten kleineren Unternehmen auch unabhängig von der Rechtsform, also Einzelunternehmen, aber auch GmbHs, dass man sich dort mit Unternehmensplanung nicht beschäftigt. Es gibt eine Buchhaltung, die Buchhaltung ist sehr häufig ausgelagert beim Steuerberater. Der macht dann jeden Monat die Umsatzsteuervoranmeldung und dann kommt, sagen wir, zum bestimmten Zeitpunkt mal die BWA und die wird häufig weggeschlossen und man schaut die sich auch nicht wirklich an. Und das ist halt ein Dokumentationsinstrument, überwiegend das Finanzamt glücklich zu machen.

 

[00:03:53.590] – Ulrich Zimmermann
Das ist ja eigentlich so ein Stück weit Blick in den Rückspiegel, was war gestern? Und das sage ich ja auch aus eigener Erfahrung, als ich mehr als auf die Zahl vorläufiges Ergebnis gucken. Aber das ist jetzt unterstellt. Gucken viele Kollegen nicht. Das wäre aber ein guter Überleitungspunkt, mal zu überlegen, wenn man mal diesen hier hochtrabenden Begriff integrierte Finanzplanung, wir sind ja jetzt im Fall von Sanierung und müssen auch zur Bank gehen und müssen auch Sicherheit schaffen bei Mitarbeitern, bei Lieferanten, bei Kunden zu sagen, das wird wieder was mit denen. Was ist denn zu verstehen unter integrierter oder wirklich integrierter Finanzplanung? Was ist das eigentlich so für normale Unternehmer wie uns?

 

[00:04:39.100] – Reinhard Stadler
Also ein ganz wichtiger Punkt für die Bank besteht darin, dass die Bank wissen muss und auch überzeugt sein muss, ist das Unternehmen in der Lage, die Kredite, die es von der Bank hat, wieder zurückzuführen, zurückzubezahlen? Das wäre so ein Geschäftsmodell. Und zwar aus zukünftigen Erträgen. Vereinfacht gesagt ist das Unternehmen kapitaldienstfähig.

 

[00:05:02.900] – Ulrich Zimmermann
Genau, die berühmte KDF gegebene, Kapitaldienstfähigkeit.

 

[00:05:04.740] – Reinhard Stadler
In der Vergangenheit hat man immer auch hierzu in den Rückspiegel geguckt und aus der Jahresabschlussanalyse versucht herauszufinden, war das Unternehmen in der Vergangenheit kapitaldienstfähig? Das reicht seit einigen Jahren den Banken nicht mehr aus. Die Banken möchten und müssen auch wissen, mittlerweile ist das Unternehmen auch in der Zukunft kapitaldienstfähig. Und das Ganze lässt sich nur dadurch nachweisen oder beweisen, indem eine Planungsrechnung erstellt wird, eine Unternehmens- und oder Finanzplanung. Da gibt es natürlich verschiedene Möglichkeiten und es gibt ja Gott sei Dank oder leider keine wirklichen in Gesetz gegossenen Vorgaben über die Inhalte einer Unternehmens- und Finanzplanung.

 

[00:05:55.860] – Ulrich Zimmermann

Was wäre denn empfehlenswert?

 

[00:05:58.720] – Drop
Auf den Punkt.

 

[00:06:01.290] – Reinhard Stadler
Es gibt verschiedene Institutionen, unter anderem das Institut der Wirtschaftsprüfer, das IDW, die darüber nachgedacht haben, welches Verfahren oder welche Methodik ist inhaltlich qualitativausreichend gut und liefert die Erkenntnisse, die wir benötigen, Sicherheit zu geben und auch dem Unternehmer oder dem Unternehmen ein Steuerungsinstrument in die Hand zu geben, das Unternehmen, das Unternehmensschiff so in die Zukunft zu steuern und nicht auf den Eisberg auflaufen zu lassen. Und im Rahmen dessen hat sich dieser Begriff integrierte Unternehmensplanung dann entwickelt und eine integrierte Unternehmensplanung besteht einmal aus vielen Teilplänen, aus dem Umsatzplan, aus einem Absatzplan, aus verschiedenen Kostenplänen, aus einem Investitionsplan, aus einem Finanzierungsplan. Und ganz entscheidend ist das, dass auch technisch sichergestellt ist, dass die ausgewiesenen Erträge, egal ob Vorsteuer oder Nachsteuer, auch eindeutig in der Bilanz ausgewiesen werden als Jahresüberschuss oder Jahresverlust und auch in der Liquiditätsplanung bzw. In dem Fall nimmt man meistens dann die indirekte Liquiditätsplanung in Form von der Kapitalflussrechnung. Das sind schon die drei Hauptelemente, die bei einer integrierten Unternehmensplanung dann entstehen, einmal die Ertragsplanung, die Bilanzplanung und die Liquiditätsplanung in Form von der Kapitalflussrechnung.

 

[00:07:39.170] – Ulrich Zimmermann
Und da würden wir als normaler Unternehmer sagen, irgendwann muss ich ja noch mal was richtiges arbeiten. Das war das mit den Kopfschmerzen. Wer hat denn die so drauf? Das heißt, einer der großen Vorteile einer Vergangenheit als Konzern, Obererbsenzähler, ist zu sagen, du beherrschst ja diese Instrumente aus dem Effeff und kannst das im Prinzip für dich leicht, für uns Unternehmer schwer durchschaubar, aber so aufbereiten, dass wir zur Bank gehen können, zu sagen, das ist unsere Zukunft, so stellt es sich dar. Das sind diese Detailpläne in Summe als gesamtes Bild. Und deswegen wird die Fortführung des Fortführungsbild des Unternehmens wird transparent und es findet dann auch im Tagesalltag in der BWA, in der Bilanz und dann wieder statt. Und das ist im Prinzip ein schlüssiges Bild, was wir dann abgeben können.

 

[00:08:31.270] – Reinhard Stadler
Das ist im Grunde genommen richtig. Wir versuchen dabei dann die zukünftige Entwicklung im Unternehmen abzubilden, unter gewissen Prämissen natürlich. Und dabei ist zu unterscheiden, sprechen wir von einer Fortschreibung oder Extrapolation historischer Zahlen. Das ist keine wirkliche Planung. Das kann ein Forecast sein oder so was ähnliches. Und eine richtige Planung setzt sich mit vielen Details, mit dem Markt, mit der Unternehmensstrategie, mit der Wettbewerbssituation, mit Umfeldanalysen auseinander und versucht das Ganze zu dokumentieren und dann eben wie vorhin beschrieben in dieses Korsett dann da reinzubekommen.

 

[00:09:16.470] – Ulrich Zimmermann
Also das wäre wirklich ein Zukunftsforecast und nicht eine Vergangenheitsverlängerung.

 

[00:09:20.330] – Reinhard Stadler
Das ist ein richtiger Zukunftsforecast. Und neben den Ergebnissen, die dabei produziert werden, sehen wir auch, ob die Unternehmen dabei kapitaldienstfähig sind. Also wir bilden auch die zukünftige Kapitaldienstfähigkeit damit ab. Und die ist eben eine der wesentlichen Voraussetzungen, eben auch von einer oder mehreren Geschäfts oder Hausbanken dann Darlehen und Kredite zu bekommen bzw. Bestehende Kontokorrenzlinien z. B. Weiterhin aufrechtzuerhalten. Oder sollten die nicht ausreichend sein? Dann kann man das frühzeitig erkennen, weil die Planung ist über mindestens zwölf Monate auf Monatsbasis herabgebrochen. So, und da sehe ich ja, komme ich mit der monatlichen Liquidität oder komme ich mit meiner Liquiditätslinie, mit meiner Kontokorrentlinie auf Monatsbasis zurecht oder nicht? Und wenn ich dann sehe in sechs, acht oder neun Monaten, es wird zumindest laut Planung eng, dann habe ich eine qualifizierte Unterlage, mit der Bank reden zu können. Hört mal, wir müssen uns zusammensetzen. Ich brauche oder wir brauchen hierfür mehr Geld.

 

[00:10:32.730] – Ulrich Zimmermann
Das wäre eine gute Frage. Also der Klassiker heißt ja, wenn jetzt so was wie Sanierung am Himmel steht, ob jetzt jetzt drohende Insolvenz oder früh genug oder schon mittendrin. Und wir laufen jetzt mit so einer integrierten Finanzplanung bei der Bank auf. Wie reagieren die denn weiter mit Zugang zu Geld hat? Was ist denn so die Erfahrung, wenn man das in Anführungszeichen gescheit abliefert?

 

[00:10:56.320] – Reinhard Stadler
Also das ist eine der Mindestvoraussetzungen, weiterhin von der Bank Geld bekommen zu können. Das heißt nicht, dass es automatisch die Garantie ist, weil von der Bank Geld zu bekommen, gibt es auch noch einige andere Faktoren, die dann eine Rolle spielen. Zum Beispiel das persönliche Vertrauen in die handelnden Personen im Unternehmen. Bei inhabergeführten Unternehmen sind es in der Regel natürlich dann die Inhaber oder Inhaberinnen, Gesellschafter und die Familien, die da dahinterstehen. Das ist ein weiteres wichtiges Thema. Aber natürlich, wenn wir von Sanierungs- oder Restrukturierung Fällen sprechen, werden natürlich in so einer Planungs- Rechnung- auch Sanierungs- und Restrukturierung Maßnahmen mit eingearbeitet bzw. Abgebildet.

 

[00:11:45.780] – Drop
Wir sprechen mittelständisch.

[00:11:49.540] – Ulrich Zimmermann
Das heißt aus dem Mal jetzt für Bankentscheider oder jetzt für unsere Unternehmer als Zuhörer zu gucken, was wir ganz oft hatten, ich versuche es mal wieder so zu übersetzen, war, wir haben eine BWA gehabt, haben wir rückwärts geguckt, ist schon immer gut gegangen. Jetzt haben wir ein Problem. Jetzt gehen wir zu unseren Geldgebern, zu den Banken und sagen: Wir hätten gerne wieder Geld. Und wenn wir jetzt eine integrierte Finanzplanung vorlegen können, erhöht sich zumindest dramatisch die Wahrscheinlichkeit, dass wenn die Persönlichkeit und das Vertrauen weiter passen und die Story gut ist, dass wir da auch eine Beweislage anbieten können, zu sagen, so wird es funktionieren, das ist plausibel. Aus dem Blindflug wird im Prinzip eine beleuchtete Startbahn.

 

[00:12:33.110] – Reinhard Stadler
Ja, es entsteht da die notwendige Transparenz. Weil wenn ich so eine Planungsrechnung oder so ein Instrument nicht im Einsatz habe, das ist in etwa so vergleichbar, als wenn ich als Steuermann oder Steuerfrau am am Ruder, am Steuer meines Schiffes stehe. So, und das Schiff bewegt sich im Nebel und ich bin nicht in der Lage zu erkennen, was passiert denn hinter der Nebelwand? Ja, fahr ich auf den Eisberg zu oder oder habe ich in der Nebelwand auch schon meine Insolvenzwand und ich merke es zu spät und kann dann nicht mehr reagieren oder nicht mehr rechtzeitig genug reagieren?

 

[00:13:14.870] – Ulrich Zimmermann
Das wäre ein guter Übergang eigentlich in das zweite Thema, nämlich sagen wir mal den Zugang zu Geld. Und das zweite sind ja die durchaus die Tretminen, die auf dem Weg liegen, die Risiken, die wir eingehen, wenn wir keine Finanzplanung, integrierte Finanzplanung haben. Da macht es wahrscheinlich Sinn, jetzt mal die andere Seite aufzumachen. Thema Nebel. Was sind denn die Nebelbomben, auf die wir aufpassen müssen? Gerade zum Thema persönliche Haftung als Geschäftsführer in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage des Unternehmens?

 

[00:13:52.860] – Reinhard Stadler
Also in dem Begriff Geschäftsführer steht oder steckt ja schon drin, dass man da eine Organhaft, eine Organfunktion in einer Gesellschaft, in einer Kapitalgesellschaft hat. Bei einem Einzelunternehmen spricht man ja vom Inhaber. Aber der Geschäftsführer ist ja in der Regel dann der Geschäftsführer einer GmbH oder einer GmbH Co. Kg oder so was ähnlich. Und damit besteht ein zunehmend größer werdendes Haftungsrisiko. Ja, und zuletzt noch mal verschärft durch die Bestimmungen des neuen Unternehmensstabilisierungs- und Restrukturierung Gesetzes. Das ist der Paragraph StaRUG. Und ich sage immer, der StaRUG beinhaltet einige wichtige Nebenwirkungen. So wird also mit dem StaRUG zum Beispiel erwartet, dass sich Unternehmen, auch kleine Unternehmen mit einem Krisenfrüherkennungssystem beschäftigen. Und Bestandteil eines Krisenfrüherkennungssystems ist ein aussagefähiges Controlling System, das mittlerweile dabei zum muss sich entwickelt hat. Und außerdem bestehen über eine weitere Bestimmung erweiterte Haftungspflichten der Geschäftsführer dann für das, was da abgeliefert wird. Und in der Vergangenheit war es so, dass auch durch höchstrichterliche Rechtsprechung Stichwort Bundesgerichtshof immer wieder gesagt wurde, die Geschäftsleiter einer haftungsbeschränkten Gesellschaft, also zum Beispiel einer GmbH, müssen jederzeit in der Lage sein, einen umfassenden oder notwendig umfassenden Überblick über den finanziellen Zustand ihres Unternehmens zu haben. Und ohne einen ausreichenden Blick in die Zukunft ist das nicht möglich.Und normalerweise werden Jahresabschlüsse unter der Prämisse der Fortführbarkeit einer Gesellschaft unterstellt. Stichwort going Concern. Und das setzt natürlich voraus, dass ich ein Unternehmen habe, das fortführungsfähig ist. Und ein fortführungsfähiges Unternehmen darf also nicht überschuldet sein und darf nicht zahlungsunfähig sein und darf auch nicht drohend zahlungsunfähig sein. Weil diese im Insolvenzrecht definierten Eigenschaften die Fortführbarkeit natürlich unmöglich machen.

 

[00:16:22.630] – Ulrich Zimmermann
Da würden ja jetzt im Prinzip zwei Aspekte auftauchen, nämlich der eine ist: Erkenne ich früh genug den richtigen Zeitpunkt, zum Beispiel eine Insolvenz anmelden zu müssen? Und wenn ich das vorher oder danach nicht hingekriegt habe, welche Haftungsrisiken gehe ich denn dann persönlich ein? Was droht mir denn dann ganz zur Not?

 

[00:16:42.320] – Drop
Auf ein Wort.

 

[00:16:45.330] – Reinhard Stadler
Also Insolvenztatbestände erkennen zu können, ist einerseits natürlich ein professionelles Rechnungswesen notwendig, eine betriebswirtschaftlich orientierte Buchhaltung, die sich von der steuerlich orientierten nochmal deutlich unterscheidet, weil da zum Beispiel umfangreiche Abgrenzungsbuchungen unterjährig durchgeführt werden müssen, was in vielen kleineren Unternehmen nicht stattfindet. Parallel dazu brauche ich natürlich dann eine Planungsrechnung, diese integrierte Planungsrechnung und ein monatliches Berichtswesen mit einem Plan oder Soll/Ist Vergleich, wo man sich dann Gedanken macht, die Abweichungen, die da drinstehen, wie kriegen wir die in den Griff? Sind das wesentliche Abweichungen oder nicht? Und wie ich vorhin gerade gesagt habe, die Planungs- Rechnung zeigt mir auch auf, ob ich mit meiner Liquidität zukünftig über die Runden komme und jederzeit in der Lage bin, die zeitlich fälligen Verbindlichkeiten meiner Lieferanten, meinen Lieferanten gegenüber bezahlen zu können. Das ist das eine. Und durch aktuelle Gesetzesänderungen sind ja Organe von Kapitalgesellschaften mittlerweile auch verpflichtet, dem Gesetzgeber oder insgesamt nachzuweisen, dass die Gesellschaft für 24 Monate durchfinanziert ist, so einer drohenden Zahlungsunfähigkeit vorzubeugen. Wir sprechen hier von der drohenden Zahlungsunfähigkeit. Drohende Zahlungsunfähigkeit bedeutet, ich weiß heute, ich kann heute feststellen, dass ich in 16 oder 15 Monaten anhand der Planzahlen, die ich habe, eine Liquiditätslücke habe, die ich heute nicht decken kann. Damit habe ich das Recht, nicht die Pflicht, aber das Recht, einen Insolvenzantrag zu stellen oder andere Insolvenzinstrumente zur Restrukturierung einzusetzen. Und ich muss das nachweisen können, dass ich wie gesagt meine Gesellschaft über 24 Monate durch oder ausreichend durchfinanziert habe. Das ist eine neue Regelung, die sich durch die Corona Insolvenzaussetzungsgesetze mittlerweile eingeschlichen hat und in der Öffentlichkeit kaum bekannt ist und auch nicht diskutiert wird.

 

[00:19:10.970] – Ulrich Zimmermann
Da kriegt man ja schon vom Zuhören Schweißperl auf die Stirn. Die Frage nach der Haftung. Was passiert denn, wenn ich das nicht sauber abbilde? Wie weit hafte ich denn dann persönlich?

 

[00:19:22.300] – Reinhard Stadler
Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass ich als Geschäftsführer oder Geschäftsführerin den Zeitpunkt übersehe oder nicht realisiere, zu dem eine Insolvenzantragspflicht eintritt oder eingetreten ist. Das heißt also, deshalb muss ich auch die Liquidität und die Zahlungsfähigkeit ja laufend überwachen. Und wenn dieser Zeitpunkt eben übersehen wird und man versucht, das Geschäft des Unternehmens weiterzuführen, dann befindet man sich insolvenzrechtlich im Stadium der Insolvenzverschleppung. So, und das ist im Nachhinein durch Insolvenzverwalter in der Regel relativ leicht nachweisbar, ob Insolvenzverschleppung vorliegt oder nicht. Und eine Insolvenzverschleppung führt dazu, dass die Haftungsbeschränkung an der Kapitalgesellschaft vollständig wegfällt. Das bedeutet dann, für die Verbindlichkeiten der Kapitalgesellschaft haftet der Geschäftsführer oder die Geschäftsführerin privat und persönlich.

 

[00:20:30.160] – Ulrich Zimmermann
Im Fall zu 100 Prozent.

 

[00:20:32.380] – Reinhard Stadler
Zu 100 Prozent, ja. Und darüber hinaus auch noch für Zahlungen, die nach Eintritt der Insolvenzreife geleistet werden, also Auszahlungen erst mal, die sonst nicht geleistet hätten werden dürfen, weil dadurch werden ja Gläubiger geschädigt. Und die Insolvenzordnung sieht ja Gläubiger Gleichbehandlung bzw. Gläubiger Gleichschlechtbehandlung vor. Also das ist eines der obersten Maximen der aktuellen Insolvenzordnung.

 

[00:21:03.530] – Ulrich Zimmermann
Und das ist strafbewehrt.

 

[00:21:05.000] – Reinhard Stadler
Das ist natürlich in Höhe des Schadens, der da angerichtet wurde, natürlich strafbewehrt und kann bis zu Haftstrafen bis zu zwei Jahren Gefängnis dann auch geahndet werden. Und man spricht da auch bei kleineren Unternehmen sehr schnell über sechs und siebenstellige Beträge, weil ja nicht nur die verbotenen Auszahlungen dann da zurückgeholt werden, sondern auch bei debitorisch geführten Bankkonten. Das sind also Bankkonten, die in der Inanspruchnahme geführt werden. Die Einzahlungen, die darauf erfolgen, die werden dem Geschäftsführer dann auch zum Verhängnis, weil damit wird nämlich die gläubigeren Banken bevorteilt. Das heißt also, für diese Einzahlungen haftet der Geschäftsführer auch wieder persönlich.

 

[00:21:52.410] – Ulrich Zimmermann
Das sind ja harte, harte Bandagen. Wenn wir jetzt mal noch mal beides gegenüberstellen. Also auf der einen Seite ist das Thema Zugang zu weiterem Geld, also Linienerhalt oder Ausweitung ein guter Punkt oder ein extrem wichtiger Punkt für eine integrierte Finanzplanung. Und auf der anderen Seite die gesetzlichen Anforderungen, spätestens seit StaRUG, zwingen ein Jahr das zu machen. Und gleichzeitig würde ich es als Unternehmer sich selber sagen „Oh Gott, oh Gott, wann machen wir das denn alles?“ Zum Glück gibt es ja den Reinhardt Stadtler, der uns da die Klarheit verschafft. An was müssen wir sonst noch denken, wenn wir den Bereich integrierte Finanzplanung andenken? Haben wir schon beide wesentlichen Punkte oder kommt da noch was dazu?

 

[00:22:40.140] – Reinhard Stadler
Diese beiden Punkte zusammen wirken letztendlich wie eine Versicherungsprämie, wie eine Versicherung, das Leben des Geschäftsführers oder der Geschäftsführerin einfach zu machen, deutlich zu vereinfachen. Und ich habe natürlich ein exzellentes Werkzeug, die Unternehmerentwicklung damit zu begleiten, dann gerade in unsicheren Zeiten ist das ja umso wichtiger noch. Weil je rauer der Wind weht, desto mächtigere Werkzeuge muss ich dann dahaben. Und es macht für kleinere Unternehmen wenig Sinn zu versuchen, so was selbst zu machen, weil eben zu viele Spezialkenntnisse dafür notwendig sind. Und für solche Zwecke gibt es einfach hierauf spezialisierte Dienstleister.

 

[00:23:33.780] – Ulrich Zimmermann
Wenn wir zum Ende unseres Podcasts mal überlegen, noch drei Tipps unseren Hörern mit auf den Weg zu geben, die sich gerade in so einer Situation befinden, Berater suchen, neue Wege suchen, Licht am Ende des Tunnels finden wollen. Das wären drei Tipps, die du ihnen mit auf den Weg geben kannst.

 

[00:23:55.720] – Drop
Drei Praxistipps.

 

[00:23:58.720] – Reinhard Stadler
Die Beobachtung der Liquidität, die tägliche Beobachtung der Liquidität, dass das Nachdenken über Risiken auf der Beschaffungsseite wie auch auf der Kundenseite. Wo bestehen oder wo könnten existenzgefährdende Risiken bestehen? Habe ich nur eine Hausbank zum Beispiel. Das kann auch ganz schnell existenzgefährdend werden, weil wenn sich das Verhältnis zur einzelnen Hausbank verschlechtert, und ich bekomme nicht schnell genug eine neue, gerade in der heutigen Zeit, dann bleibt mir am Ende des Tages nicht mehr viel übrig. So, der nächste Rat ist natürlich, sich an qualifizierte Berater zu wenden, so wie bei uns zum Beispiel. Hier kann auch mal ein Blick auf die Seite des KMU-Beraterverbands helfen. Ja, zufällig. Referenzen natürlich auch am Ende des Tages persönliche Gespräche und auch die Art und Weise der Anbahnung einer Beauftragung. Wir haben da auch ein paar Zeilen bei uns auf der Homepage hinterlegt zum Thema Erstgespräch. Und bei uns auf der Homepage gibt es auch interaktiv die Möglichkeit mal zu prüfen: Sind wir denn schon im risikobehafteten Bereich? Da gibt es einen interaktiven Fragebogen, dessen Ergebnisse nicht abgespeichert werden. Das kann jeder mal durchspielen, mal zu sehen, habe ich denn möglicherweise irgendwelche Themen, die mir zum Verhängnis werden könnten?

 

[00:25:35.320] – Ulrich Zimmermann
Das hört sich doch gut an. Thema Website und Kontakt. Natürlich sind deine Ansprechdaten, ob jetzt über die KMU oder über deine Seite, die sind natürlich in den sogenannten Shownotes verlinkt, sodass wenn ihr lieben Hörer, wenn du lieber Hörer, wenn du sagst, ja, da muss ich mal mit dem Reinhard Stapler Kontakt aufnehmen. Also die Daten finden sich in den sogenannten Shownotes. Ansonsten sage ich schon mal ganz herzlichen Dank für die tiefen Insights in ein komplexes Thema. Und ja, wir haben jetzt glaube ich verstanden, warum man als normaler Unternehmer eher Kopfweh kriegt und du da Spaß dran hast, weil das einfach aus deinem starken Profil, aus deiner Expertise perfekt passt. Vielen Dank, Reinhardt und euch auch vielen Dank, dass ihr wieder reingehört habt.

 

[00:26:22.660] – Reinhard Stadler
Gut, danke schön Ulrich. Und ja, alles Gute. Tschüss.

 

[00:26:26.970] – Outro
Brauchen Sie noch mehr Infos? Wollen Sie den persönlichen Kontakt aufnehmen? Den Link zu Ihrem KMU-Berater finden Sie in der Beschreibung und unter www.kmu-berater.de Wir wünschen Ihnen viele Erfolge, unternehmerisch und menschlich. Die KMU-Berater auf Augenhöhe. Wir sprechen mittelständisch.