Dauerhafte Reduktion der Umsatzsteuer auf Speisen auf 7 % – Ein notwendiger Schritt zur Rettung des Gastgewerbes

Dr. Hartmut Heinrich Meyer - KMU-Berater

Die wirtschaftliche Lage im Gastgewerbe ist dramatisch. Die Folgen der Covid-19-Pandemie, die Inflation und geopolitische Spannungen haben die Branche in eine tiefe Krise gestürzt. Besonders die Energiekrise und die damit einhergehende Inflation haben die Kostensituation in den Unternehmen erheblich verändert. Die Lebensmittelpreise sind zwischen 2020 und Ende 2024 um 31,3 % gestiegen (Statistisches Bundesamt, Verbraucherpreisindex für Nahrungsmittel). Diese Preissteigerungen wurden an die Konsumenten weitergegeben, sodass der Verbraucherpreisindex für Speisen ebenfalls um 31,7 % gestiegen ist. Vor diesem Hintergrund bleibt fraglich, ob die Rückführung der Umsatzsteuer von 7 % auf 19 % sowie zusätzliche Belastungen wie Mindestlohnsteigerungen und Verpackungssteuern ebenfalls an die Kunden weitergegeben werden können.

Laut einer Umfrage des DEHOGA aus dem Jahr 2025 erwarten 33,5 % der Gastronomen einen Verlust und mehr als 41,7 % eine Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Diese Entwicklung wird durch Zahlen des Statistischen Bundesamtes bestätigt, das einen realen Umsatzrückgang von 12,6 % im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 ausweist. Die hohe Einkommenselastizität gastronomischer Produkte führt dazu, dass Konsumenten auf wirtschaftliche Unsicherheit mit Konsumverzicht reagieren.

Die KMU-Berater schlagen Alarm

Die Berater des Bundesverbandes der freien Berater – Die KMU-Berater – bestätigen diese besorgniserregenden Zahlen. Bei der Analyse betrieblicher Unterlagen zeigt sich, dass viele gastronomische Unternehmen derzeit mit geringen Renditen und negativem Cashflow kämpfen. Die aktuellen Erfahrungen aus der Beratungspraxis machen eines deutlich: Ohne eine dauerhafte Reduzierung der Umsatzsteuer auf Speisen auf 7 %, eine kontrollierte Migration zur Bekämpfung des Fachkräftemangels und einen konsequenten Abbau von Bürokratie stehen zahlreiche Betriebe vor dem Aus.

Das Gastgewerbe am Abgrund

Die Branche hat in den vergangenen Jahren erhebliche Umsatzeinbußen durch verschiedene staatliche Eingriffe und eine veränderte Konsumneigung hinnehmen müssen. Beobachtungen der Berater, Branchenumfragen und steigende Insolvenzzahlen belegen eindeutig die prekäre Lage der Gastronomie. Selbst wirtschaftlich solide und traditionsreiche Familienbetriebe kämpfen ums Überleben und Investieren derzeit kaum noch in Zukunftsprojekte wie neue Küchentechnik, Nachhaltigkeit, regenerative Energien oder Digitalisierung. Die Stimmung in der Branche ist schlecht, und besonders der unternehmerische Wille liegt am Boden.

Herausforderungen, die das Gastgewerbe belasten:

Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Branche sind vielschichtig:

·         Fachkräftemangel: Obwohl sich die Bewerberlage langsam verbessert, sind viele Mitarbeiter nicht in ihre Betriebe zurückgekehrt. Personalmangel führt zu eingeschränkten Öffnungszeiten und damit zu sinkenden Umsätzen.

·         Kostenexplosionen: Die Energiekrise hat die Preise für Rohwaren in die Höhe getrieben. Gleichzeitig hat die Erhöhung des Mindestlohns das Gehaltsgefüge, insbesondere für Fachkräfte, erheblich verändert. Die notwendige Weitergabe der Kostensteigerungen macht den Restaurantbesuch für viele Menschen zunehmend zum Luxus.

·         Konsumrückgang in Ferienregionen: Trotz hoher Buchungszahlen in Hotels nimmt der gastronomische Konsum drastisch ab. Immer mehr Urlauber sparen an Restaurantbesuchen und verbringen ihren Urlaub in Ferienwohnungen.

·         Fehlende finanzielle Reserven: Viele Betriebe haben die Krisenjahre nur mit Liquiditätskrediten überstanden und sind heute hoch verschuldet. Die hohen Kapitaldienste belasten die wirtschaftliche Erholung zusätzlich.

·         Wirtschaftliche Folgen der Corona-Pandemie: Viele Unternehmen müssen Notkredite aus versteuerten Einkommen tilgen und werden zusätzlich mit Rückforderungen von Corona-Hilfen konfrontiert, die aufgrund nachträglicher Änderungen der Berechnungsgrundlagen gefordert werden. Dieses Vorgehen ist juristisch fragwürdig und volkswirtschaftlich kontraproduktiv.

Die Forderung: Dauerhafte Entfristung der 7 % Umsatzsteuer auf Speisen

Eine dauerhafte Reduktion der Umsatzsteuer auf 7 % ist essenziell, um der Branche eine realistische Überlebenschance zu bieten und die Umsatzrendite nachhaltig zu verbessern.

Die Gastronomie ist nicht nur das “öffentliche Wohnzimmer” der Gesellschaft, sondern auch ein bedeutender Standort- und Wirtschaftsfaktor. Sie trägt als kulturelles und soziales Bindeglied zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts bei. Als arbeitsintensive Branche, in der rund 5 % aller Erwerbstätigen direkt und weitere 9 % indirekt beschäftigt sind, hat die Sicherung der Gastronomie auch erhebliche volkswirtschaftliche Bedeutung. Zudem ist ein stabiles Gastgewerbe essenziell für die wirtschaftliche Entwicklung ländlicher Räume und spielt eine zentrale Rolle in regionalen Wertschöpfungs- und Tourismusketten.

Die immer wieder in Aussicht gestellte, jedoch nicht umgesetzte Reduktion der Umsatzsteuer sendet ein fatales Signal an die Branche. Eine klare und dauerhafte Regelung ist dringend erforderlich, um die unternehmerische Motivation zu erhalten und das Gastgewerbe langfristig zu stabilisieren. Die Vielfalt der gastronomischen Angebote beeinflusst direkt die Lebensqualität der gesamten Bevölkerung – ein Wert, den es zu erhalten gilt.

Die KMU-Berater fordern daher eine sofortige und dauerhafte Entfristung der reduzierten Umsatzsteuer von 7 % auf Speisen. Nur so kann das Gastgewerbe als wichtiger Wirtschafts- und Gesellschaftsfaktor erhalten bleiben.