Bundesbank ermahnt Sparkassen und Volksbanken

Qualität von Innovationsberatungen
"Wappnen für die Wende" - so überschreibt Andreas Dombret, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, seinen Gastkommentar im Handelsblatt vom 24./25./26. Februar 2017. Er warnt vor dem Doppel-Risiko aus sinkender Ertragskraft und steigenden Zinsänderungsrisiken.

KMU-Berater Carl-Dietrich Sander schildert seine Sicht der Dinge mit Blick auf die Einschätzungen des Bundesbank-Vorstandsmitglieds.

Dombrets Analyse

Einerseits lobt Dombret ausdrücklich die Eigenkapitalstärke: “Für die überwiegende Zahl der Banken und Sparkassen gilt, dass ihre Kapitalquoten nicht nur den aufsichtsrechtlichen Anforderungen genügen, sondern diese sogar deutlich übertreffen.”
Andererseits warnt Dombret vor den Risiken: “Gleichzeitig stehen diese Institute jedoch möglicherweise Jahre geringer Ertragskraft und steigender Zinsänderungsrisiken im Niedrigzinsumfeld bevor.”
Jetzt könnte man schlussfolgern: Aber wenn die Zinsen endlich wieder steigen, dann löst sich diese Risikolage ja glücklicher Weise auf.
Weit gefehlt schreibt Dombret: “Mit Blick auf die irgendwann sicher eintretende Zinswende könnten diese Risiken schlagend werden und insbesondere kleine und mittlere Institute vor erhebliche Schwierigkeiten stellen. Daher ist es nun an der Zeit zu handeln.”

Und wie sollten kleine und mittlere Unternehmen mit Blick darauf handeln?

Auf jeden Fall nicht von nur einer kreditgebenden Hausbankverbindung abhängig sein! Denn wie sähe die Situation aus, wenn diese eine Hausbank von schlagend werdenden Risiken aus zu niedrigen Betriebsergebnis und nicht mehr auffangbaren Zinsänderungsrisiken betroffen wäre? Diese Bank oder Sparkasse würde im Firmenkreditgeschäft extrem vorsichtig agieren müssen, um hier nicht weitere Risiken einzugehen. Also würden Wünsche auf Kreditverlängerungen und -erhöhungen sehr kritisch geprüft – und auch bisher akeptierte Kreditnehmer ggf. nicht weiter im bisherigen Umfang bedient. Noch kritischer wäre es, wenn diese Hausbank nicht zu den “überwiegend” gut mit Eigenkapital ausgestatteten Kreditinstituten zählen würde – also auch noch ein Eigenkapitalproblem hätte. Schlussfolgerung: Eine zweite kreditgebende Hausbankverbindung aufbauen und insgesamt den Finanzierungs-Mix verbreitern – also auch andere Finanzdienstleister mit in die Überlegungen einbeziehen (von Leasing über Factoring und Eigenkapitalgeber bis hin zu Internetplattformen).
Auf jeden Fall die eigene Verhandlungsmachtposition realistisch einschätzen können – und diese ausbauen. Dafür müssen Unternehmen folgende Einflussfaktoren kennen:

  • Das Ratingergebnis der Hausbank/en
  • Die Kapitaldiensfähigkeitsberechnung der Hausbank/en
  • Den Blankoanteil der Hausbank/en (Kreditengagement abzüglich der Sicherheiten in der Bewertung der Bank)

Und wenn Sie diese Parameter noch nicht kennen, dann fragen Sie bitte beharrlich danach.
Und es schadet auch nichts, die eigene Bank/en nach deren “Situation” bezüglich der Dombret’schen Analyse zu fragen: Eigenkapitalausstattung, Entwicklung Betriebsergebnis, Strategie im Firmenkundengeschäft.

Die aktuellen Zahlen bestätigen Dombret’s Warnungen

Bereits die Auswertungen der Bundesbank zur Ertragslage der deutschen Kreditinstitute 2015 zeigte auf, dass Sparkassen und Volksbanken bei ihrer zentralen Ertragsgröße “Betriebsergebnis vor Bewertung” das langfristig erforderliche Niveau bereits seit 2012 im Durchschnitt nicht mehr erreicht haben. Dieses Niveau liegt bei 1,00 % der durchschnittlichen Bilanzsumme. Die Durchschnittszahlen 2015 liegen auf dem bisher tiefsten Niveau:

  • Sparkassen bundesweit: 0,82 %
  • Volks- und Raiffeisenbanken bundesweit: 0,91 %

Und Ihre Hausbank?
Und diese Entwicklung setzt sich 2016 weiter fort: Die ersten Berichte in der “SparkassenZeitung” über die Ertragsentwicklung in einzelnen Sparkassen-Regionalverbänden sowie bei vielen Sparkassen zeigt weiter rückläufige Zinsüberschüsse (diese machen ca. 70 – 80% des Ertrags einer Sparkasse aus) – und das bei überwiegend zunehmendem Geschäftsvolumen. Diese Ertragserosion können auch leicht steigende Provisionseinnahmen nicht auffangen. Die Betriebsergebnisse sinken überwiegend weiter.
Glück der Sparkassen: Es gibt so gut wie keine Risikokosten im Kreditgeschäft. Wenn die mit der nächsten Konjunkturdelle aber wieder anfallen – dann wird oftmals die Kraft fehlen, Risiken aus dem Kreditgeschäft ertragsmäßig souverän wegzustecken. NIcht zu vergessen: Bei steigenden Zinsen entsteht den Kreditinstituten auch Abschreibungsbedarf auf die als Liquiditätsvorsorge im Eigenbestand gehaltenen Anleihen.

Jetzt ist die Zeit für die Überprüfung der Finanzierunsstrategie noch gut

Im derzeitigen Umfeld sind die Unternehmen als Firmenkunden noch umworben. Denn mit Krediten lässt sich für Banken und Sparkassen noch mehr Geld verdienen als mit einer Anlage in Bundesanleihen. Daher sollten Unternehmen jetzt ihre Finanzierungsstrategie überprüfen und gegebenenfalls nachjustieren, ergänzen, umbauen.
Eine Unterstützung dabei wird das “KMU-Banken-Barometer 2017” bieten: Selbstcheck für Unternehmen zur Finanzierungs- und Banken-Situation. Start ist am 08. Mai 2017.