Zwischen Leidenschaft und Rationalität bei der Existenzgründung

Erst der Mensch, dann die Zahlen: Unternehmensberater Marko Dietsch begleitet Menschen auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Im Podcast erzählt er von dem Zusammenspiel zwischen Leidenschaft und Rationalität bei der Existenzgründung. Das Interview führt Ulrich Zimmermann.

Transkription

[00:00:00.200] – Intro
Die KMU-Berater auf Augenhöhe mit Herz und Verstand, mit Engagement und Erfahrung. Als Bundesverband Freier Berater haben wir uns dem Erfolg kleiner und mittelständischer Unternehmen verschrieben. Viele Herausforderungen brauchen viele Spezialisten. Mit Branchen Know-how und spezialisiertem Fachwissen bringen wir die Professionalisierung Ihres Unternehmens voran. Treffen Sie hier Ihre Berater, die am besten zu Ihnen und Ihren Herausforderungen passen. Die KMU-Berater auf Augenhöhe. Wir sprechen mittelständisch.

 

[00:00:37.030] – Ulrich Zimmermann
Es machen immer die Menschen. Das ist die Idee, die Marco Dietsch verfolgt, wenn er Unternehmensgründer begleitet. Und am Ende ist es ja tatsächlich so, dass der Mensch immer vor den Zahlen kommt und Wirtschaft von Menschen gemacht wird. Das ist eine spannende Frage an den Marco. Du machst Unternehmensgründungen, Selbständige begleitest du. Was ist eigentlich dein Antrieb, das zu tun, Menschen in die Selbstständigkeit zu begleiten?

 

[00:01:10.670] – Marco Dietsch
Für mich ist in erster Linie, wenn die Menschen zu mir kommen, wichtig, diese Aufnahme von dieser Energie für einen Traum, den sie haben. Also dass es im besten Fall nicht nur so ist: „Na ja, ich kann damit viel Geld verdienen oder ich habe das schon immer gemacht als Angestellter und jetzt mache ich es halt als Selbständiger weiter, sondern dass da auch wirklich so eine Energie dahinter ist und so eine Spannung und Erwartung und so eine Neugierde auf diese Selbstständigkeit. Ich will das unbedingt. Und das zu begleiten, das ist erst mal so eine Freude. Und dann auch so eine eigene Neugierde zu sagen: Ach, das schaue ich mir mal an, das ist toll. Also auch in Bereichen, die ich jetzt vielleicht noch nicht begleitet habe. Also ich habe sehr viel Erfahrung bei Gastronomie, wo ich den Leuten auch oft so ausreden muss, diese romantische Idee, die da oft im Raum steht, so: „Ach, so ein schönes Café. Und das mache ich dann 16 Uhr auf und 20 Uhr wieder zu.“ Und man muss dann erst mal diesen Traum etwas runterbringen und sagen Pass mal auf, 16 Uhr auf heißt, du fängst trotzdem acht an.

 

[00:02:13.870] – Ulrich Zimmermann
Du fährst erst mal in den Großmarkt.

 

[00:02:15.000] – Marco Dietsch
Und fährst erst mal los und kaufst ein bisschen was. Und übrigens, du machst dann nicht 20 Uhr zu. Also schon den Schlüssel vorne, aber nicht du deinen Laden. Und nicht nur das, sondern auch mal so völlig verrückte Sachen, wo ich auch von der fachlichen Seite erst überhaupt keine Ahnung habe, aber mich natürlich anstecken lasse von dieser Energie, die hinter der Idee steckt. Und dann auch zu schauen, dass das wirklich nicht nur so sachliche Gründungen sind, sondern eben mit viel Leidenschaft, das mag ich. Und da freue ich mich auch, so ein Teil davon zu sein, zu sagen: „Hey, das gehe ich ein Stück mit und ich bin da vielleicht auch eine wertvolle Hilfe und schaue auch, dass es am Ende nicht nur bei den Zahlen passt. Das ist natürlich auch immer wichtig, aber eben, dass es auch für den Menschen passt, dass die sich wirklich bei ihrem Traum auch wohlfühlen und sagen: „Ich habe mich richtig entschieden. Und im besten Fall nach zehn Jahren sagen: „Also es war jetzt nicht jeden Tag ein Zuckerschlecken, aber ich würde es trotzdem noch mal machen, die Selbstständigkeit als Lebensidee, als.

 

[00:03:16.000] – Ulrich Zimmermann
Lebensentscheidung auch. Das ist ja ein ziemlicher Spagat, das hört sich gut an und man merkt auch schon mit dem Herzblut, was er erzählt, gerade die zwei Aspekte zu sagen. Auf der einen Seite die Idee und der Traum und die Faszination und die Energie. Und auf der anderen Seite, du hast es eben im Vorgespräch so schön gesagt, die Verblendung wegnehmen.

 

[00:03:34.630] – Marco Dietsch
Ja, das ist manchmal auch nicht einfach. Weil gerade wenn die Leute da kommen und erzählen und sind wirklich sehr von ihrer Idee begeistert, sich dann eben nicht verblenden zu lassen und zu sagen: „Ach, das wird bestimmt, egal was manchmal so die Ratio sagt, sondern „Ach, das wird einfach toll. Und außerdem ist der Mensch so sympathisch. Das muss einfach werden. Also dieses Zusammenspiel zwischen Emotion und Rationalität ist ja auch dann für mich selbst spannend, weil ich ja im Zweifel sogar sagen muss: „Also lieber Gründer, liebe Gründerin, es ist zwar irgendwie toll in der Idee, aber ich glaube, das wird nichts.“

 

[00:04:13.480] – Ulrich Zimmermann
Ich glaube, da erklärt sich auch möglicherweise deine Geschichte, wenn wir die so mal ein wenig einbringen, zu sagen: Den Zahlenteil würde ich mir jetzt so erklären zu sagen. Du warst ja mal Steuerfahrender, hast Steuer grundsätzlich gelernt beim Finanzamt. Wie geht denn eigentlich Zahlen? Und die andere Seite des Spagats, wie geht denn Romane und Bücher schreiben, weil du das ja als Hobby noch nebenbei machst? Und ich glaube, in dieser Kombination ist das schon ziemlich Unikat, oder?

 

[00:04:44.670] – Marco Dietsch
Das glaube ich auch. Und ich glaube, das ist eigentlich die logische Fortsetzung. Ich denke gerade zurück an mein Berufsberatungsgespräch. Und da hatte ich dem damaligen Berater gesagt: Passen Sie auf. Mein Problem ist, ich weiß überhaupt nicht, was ich mit dem machen soll, was ich so kann. Ich bin in der Schule, jetzt, ohne dass ich da jetzt mich selbst lobe, ich bin in allem da gut und ich… Aber wissen Sie, mein eigentliches Problem ist, ich bin in Mathe so gut, dass mein Mathelehrer gesagt hat: Wollen Sie nicht Mathe studieren? Ich mag aber auch Deutsch und ich mag Kunst und ich mag eigentlich alles andere auch. Ich mag Geschichte und ich bin da so neugierig für vieles. Aber das kann ich jetzt so schlecht in eins fassen. So, und dann kam in diesem Prozess die Wende und ich musste mich tatsächlich entscheiden. Und wenn ich jetzt ehrlich bin, war es tatsächlich das Geld, weil irgendeiner bei so einem Präsentation-Event gesagt hat Kommen Sie zu uns, bei uns kriegen Sie 1.000 Mark damals im Monat. War viel Geld, war damals viel Geld. Meine Eltern waren beide arbeitslos zu dem Zeitpunkt. Es war ein unglaublich hoher Grad an Unsicherheit. Was passiert überhaupt? Das war 1990. Ja, und dann kam da jemand und sagte Kommen Sie zu uns. Und dann war ich halt ab 92 in der Finanzverwaltung vorher überhaupt nicht wissend, was mich da erwartet. Ach doch, eine Sache noch zum Berufsberater. Der sagte nämlich Na, was ist Ihnen denn vor allem wichtig? Und da sagte ich: Ja, wissen Sie, es wäre mir schon sehr, sehr wichtig, mit Menschen zu arbeiten. Und er hat dann nämlich gesagt, da habe ich was für Sie. Und da sagte dann Finanzamt. Und da wusste ich ja nicht, dass mein „Mit Menschen arbeiten“ darin besteht, dass ich dann fünf Jahre später an der Tür klingel früh acht und sage: „Guten Morgen, ich bin der Herr Diezsch. Das ist ein Durchsuchungsbeschluss und da bin ich.“

 

[00:06:38.140] – Ulrich Zimmermann
Sie können auch Ihren Anwalt anrufen.

 

[00:06:40.890] – Marco Dietsch
Da gibt es dann so ein Sprüchlein. Und was mir ein bisschen gefehlt hat in dem Moment, bei Ich arbeite mit Menschen, war einfach, sagen wir mal, diese gegenseitige Wertschätzung oder auch Spaß an der Arbeit. Weil irgendwie, wenn ich da war, haben die sich nicht gefreut. Das fand ich schade.

 

[00:06:56.860] – Ulrich Zimmermann
Bei manchen ist ja so, dass der Adrenalinspiegel aus anderen Gründen steigt.

 

[00:07:02.350] – Marco Dietsch
Ja, es hatte natürlich seinen, wie soll ich sagen, Reiz ist das falsche Wort. Es war eine spannende Zeit in gewisser Weise und ich kann es heute auch jetzt nicht irgendwie verteufeln als junger Mensch – ich habe da mit 21 in der Steuerverhandlung angefangen – in diesen Situationen gesteckt zu haben. Ich bin tatsächlich mit Kollegen früh acht irgendwo gewesen und habe wesentlich älteren Menschen gegenüber mich auch behaupten müssen. Also das war jetzt vom Lernen fürs Leben jetzt nicht völlig negativ.

 

[00:07:33.890] – Ulrich Zimmermann
Ich finde das ja insofern spannend, deswegen habe ich es ja auch gefragt, man hätte es ja weglassen können.

 

[00:07:38.540] – Marco Dietsch
Ja, bitte.

[00:07:38.920] – Ulrich Zimmermann
Weil ich glaube, wenn man jetzt sagt, ich brauche jemand, ich habe eine Idee für meine Existenzgründung und ich sage dann mal sehr persönlich und sehr emotional eingefärbt, wenn du nur den Zahlenmuckel hast und die Idee nicht wertschätzt wird, fühlst du dich unwohl. Wenn du einen Sozialromantiker hast, der einfach alles toll findet, aber der keine Struktur hat und der an der richtigen Stelle auf die Finger sagt, du, das wird so, das rechnet sich nicht, dann geht das Ding auch an die Wand. Und die Kombination, die finde ich ja echt mega charmant zu sagen, ich habe das auch mit weitem Ärmchen ganz weit auseinander und kann das aber vereinen. Und das finde ich ja echt deswegen eben auch schon gesagt, Unikat. Habe ich noch nie gehört. Finde ich total gut, weil diese Kombi ist doch schlagend. Und eigentlich brauchst du ja wirklich beides.

 

[00:08:31.050] – Drop
Auf den Punkt.

 

[00:08:33.350] – Ulrich Zimmermann
Wenn du durchhängst, brauchst du jemanden, der dich an den Traum erinnert. Und wenn du gerade dich wegträumst, brauchst du einer, der die Erde sozusagen zähl mal die Kasse.

 

[00:08:41.390] – Marco Dietsch
Ja, und diese beiden Welten, was sich jetzt vielleicht flapsig anhört, aber die muss ich ja auch in mir selbst vereinbaren. Das ist tatsächlich manchmal nicht so einfach, weil ich wäre dann manchmal, wenn ich so eher logisch bin, eher ein bisschen auch für mich kreativer und umgedreht. Aber genau das ist dieses Spannende, was man auch weitergeben kann, weil ich arbeite auch zum Beispiel sehr gerne mit kreativen Leuten, also in kreativ Berufen zusammen, weil ich die unglaublich gut verstehen kann, aber eben auch, glaube ich, dann die richtigen Worte finde, zu sagen: Hey Leute, bei allen Träumereien, das hier ist auch wichtig. Wir müssen dann mal zum Beispiel in eine BWA schauen oder wir müssen mal ein Bankgespräch vorbereiten. Und das habe ich gemacht. Und ich finde mich da immer auch ganz gut wieder und es war mir schon immer wichtig, auch auf einer menschlichen, wertschätzenden Ebene mit den Mandanten zu arbeiten, das war schon immer entscheidend. Und dafür brauchte ich eigentlich nicht erst Coach zu sein. Das habe ich natürlich später noch gemacht, aber das war mir per se wichtig.

 

[00:09:43.070] – Ulrich Zimmermann
Ich glaube, es lohnt sich noch mal ein bisschen auf den Weg dazwischen zu gucken, bevor wir mal schauen, wie du denn die Menschen begleitest. Weil man ist ja nicht von vornherein plötzlich Existenzgründungsberater oder Unternehmensbegleiter, sondern da ist ja noch neben Finanzamt auch noch Bücher schreiben noch ein paar andere Ausbildungstipps. Was hast du denn alles auf dem Weg noch zusätzlich gelernt, dass man jetzt sagen kann, da ist man bei dir an guten Händen?

[00:10:08.350] – Marco Dietsch
Ja, ich sage mal die abgebrochenen Studien nicht. Die lassen wir weg. Aber ich habe es probiert. Also ich sage es doch. Ich habe mal probiert, Philosophie zu studieren. Nebenbei, da war ich sogar noch im Finanzamt. Das Problem war dann einfach, die wirklich tolle Welt, die wir da gedanklich durchwandert sind, in Einklang zu bringen mit meinem Tagesgeschäft. Also ich kam dann manchmal, ich hatte immer so am Wochenende Vorlesungen und kam dann von meinen Vorlesungen zurück am Montag ins Finanzamt und habe mich am Wochenende über tiefste philosophische Fragen unterhalten. Und dann kam ich Montag früh ins Finanzamt, wo irgendwelche Leute Bildzeitung gelesen haben. Damit kam ich nicht klar und habe gesagt: „Also wenn du im Leben bleiben willst mit einem vernünftigen Mindset, dann lass das mit der Philosophie. Das kannst du noch machen, wenn du Rentner bist.“

 

[00:10:57.020] – Ulrich Zimmermann
Bein Motor Öl würde man von Diskosität sprechen. Also es war schwer zu vereinbaren. Aber ich kann das nachvollziehen. Ich habe einmal drei Semester Medizin studiert und war völlig verklärt, dann festzustellen, wenn du als Arzt von was leben willst, außer den Rest des Lebens, einen gebrauchten Käfer fahren, dann solltest du dich nicht mit Gesunden, sondern da musst du Leute, also das hört sich jetzt ganz böse an, aber das bessere Geschäft ist, Leute krank halten. Und wenn du Aromatiker und ein paar Diabetiker hast und die jedem Quartal ihre Zahlen bringen. Dann ist das okay.

 

[00:11:29.100] – Marco Dietsch
Dann läuft der Laden.

 

[00:11:30.260] – Ulrich Zimmermann
Und da habe ich auch überlegt zu sagen, mit Geschäften machen kann ich in meinem Autoladen. Auch da muss ich nicht noch sechs Jahre studieren, dann habe ich es einfach geschmissen.

 

[00:11:38.510] – Marco Dietsch
Und das manchmal eine gute Überlegung.

 

[00:11:39.910] – Ulrich Zimmermann
Hab wieder mit profanen Dingen wie bei meinem Geschäft angefangen. Aber zurück zu dir. Also das ist natürlich das eine.

 

[00:11:46.210] – Marco Dietsch
Ja, aber ich habe was zu Ende gebracht und das waren tatsächlich Coach Ausbildungen. Ich habe also den NLP Master gemacht. Ich habe das war aber eher für mich so den Sport Mental Coach auch mal gemacht, wobei die Elemente von Mental Arbeit auch außerhalb des Sports anzuwenden sind. Das ist genau das Gleiche. Habe dann auch noch mal, weil mir das mit diesem Steuerrecht am Ende dafür zu wenig war, noch mal ein Masterstudium gemacht. Bin also Master of Business Consulting und habe dann tatsächlich diese Breite von rein Softskill Themen bis hin zur pure Analytik.

 

[00:12:23.640] – Ulrich Zimmermann
Genau das ist ja deswegen lieber noch mal gefragt. Das ist ja genau eine wirklich spannende Kombi. Und wenn die jetzt auf dich trifft und ein Existenzgründer kommt auf dich zu, wie muss man sich denn dann so einen Begleitungsprozess vorstellen, so richtig in der Praxis?

 

[00:12:42.400] – Marco Dietsch
Ich schaue natürlich erst mal, was braucht denn die Person vor mir? Also was ist denn jetzt erst mal das Wichtige? Und höre in erster Linie zu. Das ist, glaube ich, das kleine Einmaleins. Das sollte jeder tun. Erst mal zuhören. Was will der Herr? Was will die Dame? Was ist die Idee? Und über das Gespräch und mein Nachfragen und das ist dann tatsächlich ein neugieriges, ehrliches Nachfragen ergeben sich Dinge von selbst, wo ich merke, liegen da vielleicht besondere Notwendigkeiten eher im betriebswirtschaftlichen Bereich? Ist da jemand wirklich schon mit so einem Biss gesegnet? Also ich könnte sofort ein paar Leute nennen, die ich auch direkt vor mir gerade habe. Ich denke, das sind einfach Leute, die waren da damals im Erstgespräch und ich habe sofort gemerkt, egal was die machen, die kriegen das hin. Läuft. Die werden das hinbekommen, weil die einfach so eine Erscheinung haben. Und das ist dann eher so eine intuitive Einschätzung von mir. Mach ich mir diesbezüglich keine Sorgen. Die haben zwar keine Ahnung von BWL, aber was die machen werden, das werden die gut machen.

 

[00:13:44.480] – Ulrich Zimmermann
Ich habe einen Podcast aufgenommen mit einer Frau, da habe ich den Podcast genannt, die unendliche Entschlossenheit.

 

[00:13:50.040] – Marco Dietsch
Schön. Ein schöner.

 

[00:13:54.050] – Ulrich Zimmermann
Supertolle Geschichte, springt jetzt hier den Rahmen, aber da merken wir, da ist so viel Power. Wenn du die noch ein bisschen strukturierst, dann läuft es. Und dann brauchst du halt die eine Energie, nämlich die BWL und Struktur und die andere, die sozialromantische und die Idee läuft schon. Und dann brauchst du auch ein bisschen Führung und Struktur.

 

[00:14:15.050] – Marco Dietsch

Genau. Also mit dem, dann ist natürlich so dieser Part, der mir persönlich natürlich sehr wichtig ist, mit dem Schreiben und da bin ich ja nicht vor, also vordergründig im Bereich der Fachpublikation unterwegs. Also ich habe auch einen Teil vom Gründer Papst geschrieben, da freue ich mich auch sehr drüber. Hab da drei Kapitel geschrieben, aber ich fühle mich deutlich wohler im freien Schreiben von Kurzgeschichten und Romanen. Hatte da aber mal so ein Erlebnis, dass ich, da war ich noch Angestellter, vom Chef mal ran zitiert wurde und da wurde gesagt: Du, die Mandantin XY hat gesagt: „Na ja, wissen Sie, haben Sie mal gelesen, was der so schreibt? Ich möchte von dem nicht mehr bearbeitetet werden. Also ich hätte gerne einen anderen Bearbeiter.“

 

[00:14:57.400] – Ulrich Zimmermann
Das war schlimm. Was war denn das? Das hast du denn da unanständiges in der Welt gebracht?

 

[00:15:01.380] – Marco Dietsch
Doch, doch, das kann schon auch mal unanständig werden in den Geschichten, weil sie halt vom Leben zeugen. Und ich mag wirklich total und das hat auch sehr viel mit diesem Coach Anteil in der Arbeit zu tun, weil da gehst du ja auch sehr weit weg vom Unternehmerischen, dann hast du ja wirklich den Unternehmer oder die Unternehmerin als Mensch vor dir sitzen. Und das geht natürlich immer, immer in die private Ebene. Und da ist es wirklich ein ja eine Fundgrube von diesen zwischenmenschlichen Dingen, die uns alle umtreiben und die interessieren mich schon immer sehr. Also diese gesamte Paarproblematik, Mann, Frau, dieses unterschiedliche Ticken, diese eigentlich große Chance, die in dieser Unterschiedlichkeit liegt und die man nur vernünftig verzahnen müsste. Aber wie viel Probleme daraus entstehen, die man im Grunde mit sehr viel Humor gut verarbeiten kann. Und das mache ich total gerne. Gerade diese Beziehungsgeschichten liegen mir da sehr am Herzen. Und da wird es natürlich auch mal stark zwischenmenschlich, das mal podcastgerecht zu formulieren.

 

[00:16:08.240] – Ulrich Zimmermann
Das heißt also auch als Coachee von dir wird es einem nicht langweilig, weil du auch einen noch netten, unterhaltsamen Nebeneffekt hast und dich da auch noch emotional in die Story rein steigern kannst.

 

[00:16:21.330] – Marco Dietsch
Manchmal vielleicht ein Maß zu viel.

 

[00:16:24.070] – Ulrich Zimmermann
Ja, genau. Also ich hätte ja schon fast die Frage gestellt Was ist denn das Besondere bei dir? Aber das brauchen wir jetzt nicht mehr unbedingt. Aber die Frage wäre tatsächlich Was treibt dich denn an, das weiterzuhalten? Jeden Tag, jeden Tag, jeden Tag? Was ist denn so das Motiv in dir? Was? Das Wozu? Was da tickt?

[00:16:41.700] – Drop
Dein Antrieb.

 

[00:16:43.470] – Marco Dietsch
Das ist aber jetzt wirklich noch mal eine richtig gute Frage, auf die ich nicht vorbereitet bin, weil es natürlich auch in einigen Abläufen Redundanzen gibt, wo man dann sagt, schon wieder. Und weil wir das ja in der gerade in der Gründungsberatung kennen, da sitzt auch mal ein Trügerbänker oder sitzt mal jemand, der Nein sagt oder dann hast du irgend und das ist jetzt egal in welcher Branche, dann hast du irgendeine Behörde, die sich einmischt und sagt, etwas ist nicht erfüllt und du hast so den Eindruck, dass es vor allem so was Persönliches. Das sind Dinge, die mich sehr an…

 

[00:17:19.670] – Ulrich Zimmermann
Die Show Stopper zwischendurch, die gar keinen Spaß machen.

 

[00:17:22.220] – Marco Dietsch
Und die gibt es halt auch. Und da gibt es schon auch die Tage, wo ich mal sage, da atme ich mal tief durch und da muss ich auch mal drüber hinwegsehen können oder auch einfach weitergeben an den, den es ja wirklich betrifft, ruhig bleiben. Wir lösen das Problem irgendwie. Aber ich merke das tatsächlich, dass natürlich im Laufe der Jahre da Abnutzungserscheinungen eintreten. Das ist, glaube ich, auch normal, wenn man zum 20. Mal irgendwas von einem Banker hört und denkt: „Okay, gehen wir zu einem anderen, vielleicht sieht der es besser oder oder oder oder. Und dieser eigene Antrieb ist tatsächlich diese manchmal auch nicht geäußerte, aber spürbare Dankbarkeit vom Kunden, Mandanten, Coachee, wo man wirklich merkt, der wertschätzt mich. Manche können das artikulieren, manche nicht. Manche ist es ein bisschen versteckt. Aber die Masse, das muss ich wirklich sagen, die zeigt das auch. Und dafür bin ich dann auch sehr dankbar. Dann weiß ich das, was ich da selbst mit einbringe, das ist verstanden. Und da wird es ja einfach, ich glaube, wertschätzt ist eigentlich das Entscheidende. Und genau dieses, was dann meine Anerkennung ist für das, was ich tue, ist dann, glaube ich, auch schon der Kern.

 

[00:18:37.750] – Ulrich Zimmermann
Das hört sich gut an. Wenn man es uns jetzt in so einen Prozess vorstellen, gegründet ist ja relativ schnell. Von der Idee und vielleicht auch lästig mit dem einen oder anderen Finanzierungs- oder Steuer Mensch zu reden und dann aber irgendwann ist ja dann der Punkt erreicht, so jetzt Türen aufgeschlossen, Laden läuft, Telefone klingeln, geht an Apparat. Ist dann dein Job zu Ende?

 

[00:19:00.810] – Marco Dietsch
Im besten Fall nicht. Dann sage ich aber auch meist den Leuten, die jetzt auch schon etabliert sind, das kann ja auch mal wirklich ein Etablierter sein, den ich nicht auf dem Gründungswege begleitet habe, dann sage ich eigentlich so was wie uns Unternehmensberater braucht es nicht. Das sollte eigentlich aus dem Unternehmen am schlausten kommen, zum Beispiel durch Mitarbeiter. Also das Wissen dort ist viel stärker. Aber wo ich meine Position dann gern sehe und auch entsprechend artikuliere, ist dieser Sparringspartner, weil die Unternehmer oft niemanden haben, mit dem sie genau darüber reden. Das muss dann nicht in die Tiefe der BWA sein oder noch mal in irgendwelche Problematiken, sondern wirklich dieser Sparringspartner, wo sie sich auch zeigen können, wo sie sagen: „Na, das kann ich jetzt, wenn ich hier diese Probleme meiner Frau erzähle, da macht die sich nur Sorgen. Mit meinen Freunden kann ich es nicht erzählen, weil die frotzeln nur rum.“ Also diese Vertrauensperson, die als Sparringspartner ehrlich, ergebnisoffen zuhört und auch erst mal sagt: „Weißt du, das war ein ziemlicher Scheiß, den du da gebaut hast.“ Und der aber die Position hat, dem man es nicht übelnimmt. Und das ist, glaube ich, auch eine wertvolle.

 

[00:20:08.060] – Ulrich Zimmermann
Das ist eine ganz wertvolle Position, weil die würde ich auch gleich auch aus eigener Erfahrung auch von meinen Kunden sagen: Eigentlich ist man immer alleine. Ja, du kannst dich nicht wirklich über Erfolge freuen, weil der gibt an. Du kannst es Mitarbeitern, Lieferanten, Kunden, der Familie, drum rum Freunden nicht erzählen. Und im Gegenteil, wenn du sagst, es ist gerade blöd, dann hast du auch keine Ohren. Und sich mal einfach nur ein paar Ohren ausleihen zu können und selbst wenn die dann einfach nur Coach heißen oder Begleiter oder Berater, aber einfach nur einen Satz Ohren zu haben, den man völlig ungefiltert mal alles erzählt. Das ist tatsächlich eine riesige Nische, die, wenn man sie zulassen kann, extrem wertvoll ist. Also von daher finde ich das auch gut, dass das so passt. Mit Blick auf die USA haben wir tatsächlich schon 20 Minuten geplauscht. Wenn wir sagen, natürlich, wenn dich jemand erreichen will, das ist alles in den Show Notes verlinkt, Mailadresse, Website, Telefonnummer, all die ganzen Dinge. Was magst du denn den geneigten Hörern noch mit auf den Weg geben, an drei Tipps zu sagen, wenn ihr daran denkt, euch selbstständig zu machen, auszugründen, eine tolle Idee umzusetzen, was wären denn die drei wichtigsten Sachen, die sie mitberücksichtigen sollten?

 

[00:21:34.530] – Drop
Drei Praxistipps.

 

[00:21:36.740] – Marco Dietsch
Ob es jetzt genau drei sind, muss ich mal schauen. Also ich habe die Erfahrung gemacht, dass Menschen darauf achten sollten, wem sie ihre Idee erzählen. Ich habe das erst neulich wieder gehabt, da hat jemand gesagt: „Ja, ich habe das jetzt mal mit Freunden besprochen und da sagt der eine das und der andere das.“ Und am Ende wurde das so ein Potpourri an Lass es. Also mach es auf gar keinen Fall. Und ich habe dann gefragt, du nur mal aus Interesse, was machen die denn? Also welchen Hintergrund haben die?

[00:22:04.380] – Ulrich Zimmermann
Da ist keiner Unternehmer gewesen.

[00:22:04.770] – Marco Dietsch
Da war nicht einer Unternehmer. Das heißt also.

 

[00:22:09.780] – Ulrich Zimmermann
Das ist ja ein extrem wichtiger Punkt. Überleg dir, wem du das erzählst, bevor du deine Story kaputt machst.

 

[00:22:14.600] – Marco Dietsch
Ja, weil wenn man sich die jetzt jeden Tag anhört und die sagen, das sind diese Mahner und Warner und ich will nicht sagen, dass die völlig Unrecht haben. Das ist sicherlich nicht der Fall. Da werden auch Teile stimmen. Das ist sicherlich so. Aber wenn die dann den ganzen Tag hören „Oh Gott, deine sichere Stellung.“ Also da kann ich jetzt mal auch aus eigener Erleben sagen, da wäre ich heute noch Beamter, weil ich war Beamter, als ich das damals ein paar Leute.

 

[00:22:40.960] – Ulrich Zimmermann
Lebenszeit, konnte einen Löffel klauen. Hättest du müssen.

 

[00:22:43.600] – Marco Dietsch
Ja, da hätte schon viel passieren müssen. Und wenn ich das heute, also nicht heute, wenn ich das damals Leuten erzählt habe: „Wie du hast gekündigt, bist du bescheuert? Deine Rente? Bist du wahnsinnig?“ Und ich sage heute, das war völlig richtig für mich. Das ist völlig okay. Also man muss aufpassen, wem man das erzählt und auch, wo man sich dann wirklich diese Expertise herholt. Und dann durchaus auch mal sehr stark Vertrauen auf diese, wie ich es jetzt nenne, Intuition, die innere Stimme, die sagt das schon so grob richtig und sich dann auch nicht ins Bockshorn jagen lassen, wenn da mal selbst ein Berater sagt Alles nur Mist, da kann ein anderer schon eine ganz andere Vision haben, einen anderen Erfahrungshintergrund. Also würde ich jetzt sogar auf mich beziehen, wenn ich jetzt sag: „Also dann lassen Sie es sein.“ Da kann man mal zu einem anderen gehen und der sagt Mensch.

 

[00:23:33.030] – Ulrich Zimmermann
Das ist aber eine gute Idee.

 

[00:23:34.310] – Marco Dietsch

Ja, natürlich. Natürlich fundiert. Und dann immerhin bekommen wirklich und ich glaube, das ist für Unternehmer ganz wichtig, neben den ganzen Zahlen und sicherlich auch der Entscheidungsfreude, das zu tun und der Energie und dem Sinn dahinter. Das soll nicht jeden Tag, aber in der Masse Spaß machen. Also sucht euch was aus, was Spaß macht. Das darf nie zu kurz kommen. Also nicht nur irgendwas machen, damit irgendwie das Geld stimmt oder das Spaß – und das kann jeder für sich definieren – wie er dann den Spaß haben will. Aber geht am besten jeden Tag irgendwohin arbeiten in eure eigene Firma, wo ihr nicht das Gefühl habt, ich muss jetzt wieder hin oder so dieses „Uh Mittwoch, hoffentlich ist bald Freitag.“ Das darf nicht entstehen. Das wird nicht jeden Tag Freude machen. Das ist in keiner Branche so, in keinem Lebenslauf wird das wahrscheinlich gesagt werden. Das war jeden Tag toll, aber es sollte schon die Masse der Tage sein. Und was halt diese große Freude an Selbstständigkeit ist, dass es im besten Fall der eigene Traum ist. Also es ist mein Traum, den ich verwirkliche, meine Freiheit, Dinge zu tun oder auch nicht. Da kommen viele Dinge dann dazu, wo man denkt, na ja, eigentlich wollte ich es frei entscheiden, jetzt kommt aber der und der und der.Also es werden auch Einflüsse da sein, wo man sagt: „Okay, den muss ich mich beugen. Aber in der Masse, dass man wirklich sagen kann: „Ich entscheide das frei.

 

[00:25:02.510] – Ulrich Zimmermann
Diese Freiheit zu haben, das ist so unendlich viel. Und das, was du eben sagtest, ich nenne die immer Sumpfmenschen. Da musst du immer aufpassen, mit wem man sich umgibt. Und wenn die dich in den Sumpf wieder runterziehen, dann ist die eigene Freiheit wieder im Eimer. Es ist manchmal schade Bekanntschaften und Freundschaften. Und das ist auch nie böse gemeint. Es ist halt deren Welt. Aber wenn wir uns entscheiden zu sagen: Nee, das, was wirklich cool ist bei Unternehmertum, ist, dass man ja Gestalter ist. Das funktioniert nicht immer, hat es selber verursacht und das macht einen Riesenunterschied zu diesem Ich bleibe im Sumpf stecken.

 

[00:25:38.790] – Marco Dietsch
Ja, und ich sage auch manchmal, wenn ich dann so in einem doch ernsteren Gespräch mit Menschen bin, die sagen Ja, aber sag mal, ist das wirklich immer so? Und dann sage ich oft „Weißt du, das kann man manchmal nicht genau erklären, aber für mich ist so meine innere Haltung: Ich habe oft dieses Gefühl, ich könnte.“ Und das reicht mir manchmal, weil ich bin natürlich auch gefangen in einigen Dingen, die ich dann doch tun muss. Und da gibt es den Termin und das. Und da kann man sich überlegen, wie frei ist das? Aber ich kann immer sagen, ich könnte. Und das reicht mir in meinem Kopf, weil in vielen Bereichen kann man es doch nicht so gut. Und da sind diese Schranken und die Räume, die man da zur Bewegung hat, wesentlich größer. Und ich kann immer sagen: Nein, ich könnte und manchmal mache ich es auch und dann nehme ich mir meine Freiräume, also zum Beispiel, wir hatten es besprochen, zum Schreiben. Und ich kann mich halt auch mal tagsüber in einen Kaffee setzen und sagen So, jetzt schalte ich es mal aus. Und allein dieser Moment, den mache ich mir allerdings auch bewusst. Und ich glaube, das ist dann auch wichtig.Wenn man den nur vorübergehen lässt und sagt „Ach, jetzt ist wieder das, dann wirkt der ja nicht.“ Das heißt, ich muss diesen Moment auch bewusst haben.

[00:26:43.080] – Ulrich Zimmermann
Da muss man auch eine Art zelebrieren. Das ist ein echter Punkt. Und wenn man den wertschätzen kann, wie viel es, wie auch ein regelmäßiges Gehalt als Beamter, kann man genauso wertschätzen, wie zu sagen: „Ich habe regelmäßig meine Freiheit, wenn ich die haben will. Ich kann mir einen Kaffee setzen und schreiben oder ich kann arbeiten, weil ich es will. Das ist ein Riesenpunkt und ich glaube, damit auch ein gutes Schlusswort. Ich sage Marco, herzlichen Dank für die Einsichten. Und ich glaube, wenn ihr jetzt den Podcast gehört hat und sagt, der passt für mich, dann ruft ihn einfach an oder schickt ihm eine Mail. Und dann freut sich, glaube ich, jemand, wenn er eurem Wunschleben auch eine Struktur und eine Begleitung geben kann. Also vielen Dank, Marco, für die Insights.

[00:27:27.100] – Marco Dietsch
Ich danke. Herzlichen Dank. Tschüss. Tschüss.

 

[00:27:31.480] – Outro
Brauchen Sie noch mehr Infos? Wollen Sie den persönlichen Kontakt aufnehmen? Den Link zu Ihrem KMU-Berater finden Sie in der Beschreibung und unter www.kmu-berater.de Wir wünschen Ihnen viele Erfolge, unternehmerisch und menschlich. Die KMU-Berater auf Augenhöhe. Wir sprechen mittelständisch.