Die Insolvenz in Eigenverantwortung als Sanierungswerkzeug

Wann kann eine Insolvenz in Eigenverwaltung Sinn machen? Warum ist der Leitsatz „Je früher desto besser“ so wichtig für eine Sanierung in der Eigenverwaltung? Diese und weitere Fragen beantwortet Klaus Ziegler im Gespräch mit Ulrich Zimmermann. Das Interview führt Ulrich Zimmermann.

Transkription

[00:00:00.100] – Intro
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[00:00:39.500] – Ulrich Zimmermann
Insolvenz in der Eigenverwaltung ist es eigentlich ein Wunder Tool oder einfach ein geiles Teil für, aus der Sanierung rauszukommen. Darüber reden wir jetzt mit Klaus Ziegler, der nämlich der Ausgemachte, der wirkliche Spezialist für das Thema Eigenverwaltung ist und schon weit über 200 Verfahren durchgezogen hat und deswegen jetzt mit uns einfach mal eine halbe Stunde darüber spricht, wie können wir denn die Eigenverwaltung, die Insolvenz in der Eigenverwaltung, wie können wir die für die Sanierung nutzen? Klaus, warum ist das ein Thema? Eigenverwaltung, Insolvenz als Eigenverwaltung? Wofür braucht man das?

 

[00:01:23.240] – Klaus Ziegler
Ja, ich möchte vielleicht noch mal kurz darauf eingehen auf die zwei Bemerkungen. Ist das eine Wunderwaffe oder ist das ein geiles Teil? Ich würde mal sagen, als Wunderwaffe darf man es nicht bezeichnen. Man muss hier sicherlich was dafür tun. Aber in der Bezeichnung des geilen Teils würde ich mal gerne bleiben. Warum? Der Gesetzgeber hat hier ein Instrument geschaffen mit der Insolvenzordnung, die häufig ja aus der Vergangenheit mit der Konkursordnung oder mit der Zwangsvollstreckung verwechselt wurde, hat er ein Sanierungswerkzeug geschaffen, auf gesetzlicher Ebene sich zu sanieren. Leider wird es in der Praxis immer noch teilweise so genutzt, dass es eben die Zerschlagung geht. Also sprich, wenn ein Regelinsolvenzverfahren angeordnet wird, kann es passieren, dass ein Insolvenzverwalter kommt und sich die Sanierung nicht mehr bemüht und das Unternehmen zerschlägt. Muss nicht immer so sein, kann aber so sein. Die Eigenverwaltung ist explizit vom Gesetzgeber 2012 so geschaffen worden, mit dem Ziel der Sanierung ein Unternehmen zu sanieren, fortzuführen, wieder gesund zu machen und fortführungsfähig zu machen.

 

[00:02:34.080] – Ulrich Zimmermann
Ich glaube, das ist ja ein wichtiger Unterschied, wenn man das Ziel ist ein Unternehmen ist in Schieflage gekommen und die Eigenverwaltung dient explizit dazu, ihn wieder auf die richtige Schiene zu bringen, während ja ganz viele andere Verfahren dazu dienen. Wir machen das einfach mit möglichst wenig Schaden platt.

 

[00:02:50.650] – Klaus Ziegler

Genau, mit wenig Aufwand das Ganze platt zu machen. Das ist leider Gottes das, was in den Köpfen immer noch drin ist und deswegen besteht natürlich auch immer die große Angst. Der Unternehmer soll ich ein Insolvenzverfahren gehen? Übrigens nicht nur der Unternehmer, sondern letztendlich auch der, die die Unternehmen häufig dann in so einer Situation beraten. Der Steuerberater, auch die Bank, ich sage mal, kennen sich mit diesem Thema Insolvenz in Eigenverwaltung immer noch sehr, sehr wenig aus, beraten den Unternehmer dann vielleicht dahingehend, dass er sagt, er soll noch mal neue Schulden aufnehmen. Also wir sagen dann immer gutes Geld, schlechtem Geld hinterher schmeißen, weil man vielleicht sechs Monate, zwölf Monate, 18 Monate gewinnt, aber dann sage ich mal wieder in der Schieflage ist. Und im Prinzip hat man dann alles versilbert, was man an Vermögen hat. Und die Eigenverwaltung schafft, sage ich mal, die Möglichkeit, mit Hilfe der Insolvenzordnung mit verschiedensten Sanierungswerkzeugen Unternehmen zu sanieren und wieder zu besorgen.

 

[00:03:50.850] – Ulrich Zimmermann
Der Name lässt ja schon vermuten, dass man als Unternehmer selber dann am Steuer bleibt. Das wäre ja ein Riesenvorteil, dass man sich nicht dem Insolvenzverwalter unterwirft.

 

[00:03:59.820] – Drop
Wir sprechen mittelständisch.

 

[00:04:02.800] – Ulrich Zimmermann
Was gibt es denn sonst noch für Vorteile, die wir in der Eigenverwaltung haben?

 

[00:04:08.860] – Klaus Ziegler
Genau. Ich ruhe da weiter und ich habe aber letztendlich auch die Möglichkeit, und die Frage kommt ja ganz häufig, wie finanziere ich das? Ich bin ja eh pleite. Da habe ich nicht die Möglichkeit, schon mal über drei Monate Insolvenzausfallgeld zu bekommen. Je nach Anzahl der Mitarbeiter kann ich da richtig jetzt gutes Finanzpolster aufbauen, mich zu sanieren? Und jetzt komme ich zu einem ganz wichtigen Punkt. Was heißt denn dann, mich zu sanieren? Ich nenne mal ein Beispiel. Ich habe Unternehmen, die haben zwei Standorte und haben festgestellt, das ist sowohl logistisch ineffizient, von der Produktion ineffizient und ich habe natürlich auch zweimal Miete zu bezahlen. Und ich kann natürlich auch versuchen, beide Standorte an einen Standort zusammenzulegen. Und jetzt kommt quasi der nächste Vorteil. Ich habe mit dem Insolvenzrecht die Möglichkeit, mich von Mietverhältnissen innerhalb von drei Monaten zu lösen.

 

[00:05:05.320] – Ulrich Zimmermann
Obwohl es ein zehn Jahres Vertrag ist.

 

[00:05:06.740] – Klaus Ziegler

Obwohl es ein zehn Jahres Vertrag ist. Natürlich hat der Vermieter die Möglichkeit, der Schaden, der im entsteht, zur Insolvenztabelle anzumelden. Da kriegt er eine Quote. Wenn eine Quote rauskommt, kriegt er dann quasi anteilig aus seinem Schaden noch was aus der Quote. Aber wenn ich es außerhalb der Insolvenz der Eigenverwaltung machen würde, dann hätte ich das Problem als Unternehmer, dass ich dann Schadensersatz ja zahlen müsste. Das ist ja durchaus ein wesentlicher Vorteil, dass ich da nicht belastet werde damit. Das nächste ist sogenannte Dauerschuldverhältnisse. Beispiel hier wieder, ich habe zwei Standorte, dann brauche ich Fahrzeuge, die Logistik hin und Her zu pendeln und so weiter. Ich kann quasi aus so einem Dauerschuldverhältnis aus einem Leasingvertrag von heute auf morgen aussteigen. Ja, es wird wieder zur Insolvenztabelle angemeldet der Schaden. Aber wenn ich es außerhalb der Insolvenz mache, würde der Schaden ja dann an das Unternehmen herangetragen werden. Und das kann ich mir gar nicht leisten.

 

[00:06:02.710] – Ulrich Zimmermann
Das sind ja nette Tools.

 

[00:06:04.720] – Klaus Ziegler
Ja, nette Tools. Und ein Punkt ist, es ist natürlich nicht schön, wenn es Mitarbeiter Arbeitsplätze geht. Auch hier ist es so, im Insolvenzverfahren zählt zwar weiterhin unser Arbeitsrecht, so wie es ist, aber ich habe in einem Insolvenzverfahren trotzdem andere Möglichkeiten, was die Kosten, die Sanierungskosten, das Personalaufwand, Abbaus angeht. Ich sage jetzt mal hier einfach, weniger Kosten umzusetzen.

 

[00:06:31.410] – Ulrich Zimmermann
Sind die auch limitiert? Okay, das sind ja sehr schlagende Vorteile.

 

[00:06:36.240] – Klaus Ziegler
Genau. Also das sind schon erhebliche Vorteile, die ich eben außerhalb der Insolvenz nicht habe. Und wir sagen immer so schön, das ist der Werkzeugkasten, den eigentlich die Insolvenzordnung uns liefert und nicht das Bild, dass die Insolvenzordnung die Zerschlagung eigentlich vorsieht. Wir persönlich haben ja auch immer durchaus sehr positive Erfahrungen gemacht. Wir begleiten die Unternehmer auch bei diesen Gesprächen, gerade bei den Kunden. Die Fragen dann ja auch, ja geht es weiter? Kann ich weiterhin die Sicherheit haben, dass du lieferst? Wir erklären ihnen das Prinzip. Dann sind sie meistens sehr beruhigt, sehr dankbar. Und die Dankbarkeit äußert sich darin häufig mit der abschließenden Frage: „Ja, wie kann ich euch unterstützen? Zum Beispiel, vielleicht könnte ich euch sogar noch mehr Aufträge geben, damit ihr gut durch dieses Sanierungsinsolvenzverfahren durchkommt.

 

[00:07:24.720] – Drop
Auf ein Wort.

[00:07:28.780] – Ulrich Zimmermann
Das hört sich ja sehr spannend an. Was sind denn da so die größten Gefahren, wenn man die mal so in den Raum stellt? Gibt es da so was wie Risiko und Nebenwirkungen? Fragen Sie Klaus Ziegler.

 

[00:07:41.170] – Klaus Ziegler
Also ich möchte es jetzt nicht beschönigen und sagen, dass das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eigentlich mal etwas ist, was keine Schmerzen macht. Ich vergleiche es immer ganz gern auch mit dem Thema Gesundheit, Sicherheit der Menschen. Wenn ich frühzeitig zum Arzt gehe, lass mich untersuchen, kann es passieren, dass ich vielleicht auch mal eine negative Botschaft bekomme, die nicht gut ist? Ich muss mich operieren lassen, komme auf die Intensivstation und Ähnliches ist es natürlich mit dem Insolvenzverfahren auch in der Eigenverwaltung. Der Einstieg ist im Prinzip schon auch erst mal sehr intensiv. Ich muss mit meinen Kunden, mit meinen Lieferanten, mit meinen Mitarbeitern reden.

 

[00:08:19.320] – Ulrich Zimmermann
Ich muss die überzeugen. Ich muss mich bekennen.

 

[00:08:22.230] – Klaus Ziegler
Ganz wichtiger Punkt. Leider Gottes hier in Deutschland die Scham vor letztendlich des Scheiterns. Wir haben eine Formel, die heißt Erfolg ist gleich Scheitern und lernen. Das wäre etwas, wo wir sagen, das müsste in Deutschland auch auf der politischen Ebene, gesellschaftspolitischen Ebene viel mehr ausgetragen werden. Das geht dahin, dass es Unternehmer gibt, die trauen sich es der Familie nicht zu sagen, immer dieser Charm Aspekt. Aber auch da unterstützen wir die Unternehmer, indem wir aufzeigen, es ist eine große Chance und jeder kann Fehler machen. Jeder von uns macht Fehler. Und das ist tatsächlich eine Hürde, aber die nehmen wir gemeinsam auch mit dem Unternehmer. Aber auf die Frage hin gibt es auch Risiken und Hürden. Ja, es ist ein intensiver Zustand, ein emotionaler, intensiver Zustand. Wir begleiten dabei. Wir können aber auch sagen, dass das Ganze dann auch so nach einer gewissen Zeit die ersten paar Wochen irgendwann in den normalen Zustand wieder eingependelt wird. Die Lieferanten haben es verstanden, die Kunden haben es verstanden. Wir sind wieder in den normalen Prozess der Dienstleistungserbringung oder Produktionserbringung. Und wir haben schon Unternehmer gehabt, die gesagt haben, eigentlich ist das angenehm. Mir wird vieles abgenommen drumherum. Ich habe einen Sanierungsberater, der begutachtet mich ein Stück weit auch, der führt mich immer wieder durch, wenn es schwierige Situationen gibt.

 

[00:09:47.710] – Klaus Ziegler
Und trotzdem in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung läuft alles noch mal weiter. Und da gab es schon Unternehmer, die gesagt haben, wir können die Zustimmung auch gar nicht so belasten.

 

[00:09:56.120] – Ulrich Zimmermann

Wenn 10 Leute auf dich zukommen, zu sagen, ich habe da eine Schwierigkeit, könnt ihr mir mit dem Thema Eigenverwaltung, Insolvenz in Eigenverwaltung, könnt ihr mir da helfen?

 

[00:10:09.440] – Klaus Ziegler
Wie viel schaffen das? Ja, das ist eine gute Frage, denn mit der ist ein Stück weit auch ein Appell verbunden. Im Endeffekt, sage ich mal, die zu uns kommen, können wir einen von zehn dann auch tatsächlich weiterhelfen. Warum? Weil leider Gottes die Unternehmer immer zu spät oder relativ spät kommen. Ich sage mal ein paar Beispiele. Da sind dann schon seit Wochen und Monaten Umsatzsteuer nicht abgeführt, so Zahlversicherungsbeiträge nicht abgeführt, Löhne teilweise zwei, drei Monate nicht bezahlt. Und das sind Datenbestände, mit denen kann man dann einfach nicht mehr insolvent in die Eigenverwaltung gehen. Und deswegen versuchen wir immer zu ermuntern. Mensch, komm einfach früh, wenn du merkst, dass du Zahlungsprobleme kriegst, Liquiditätsprobleme kriegst, deine Ertragslage wird schlechter, der Umsatz wird schlechter. Komm früher, lass dich einfach mal beraten. Auf Augenhöhe, wirklich auch unverbindlich, mal einen ersten Check zu machen. Wo stehst du? Wo geht vielleicht die Reise hin? Und umso früher man sich helfen lässt und da kommt wieder der Vergleich, auch wenn ich frühzeitig zum Arzt gehe, umso früher habe ich die Chance, mir helfen zu lassen und zu gesund zu werden.

 

[00:11:18.270] – Ulrich Zimmermann
Also je früher man kommt, desto mehr kann man sich seine Therapie auch mitgestalten.

 

[00:11:22.700] – Klaus Ziegler
Ja, desto mehr und deswegen die Eigenverwaltung, der Unternehmer bleibt ja dann letztendlich im Unternehmen erhalten. Er ist Insolvenzverwalter. Das muss man sich mal zu Gemüte führen. Natürlich und das ist auch besser so. Kein Unternehmer hat das Insolvenzrecht gelernt, wenn ein Unternehmen gründet oder übernimmt. Deswegen kommen auch wir ins Spiel. Wir stellen sowohl die Insolvenzverfahrenstechnisch-rechtliche Seite zur Verfügung, als natürlich auch die Sanierungsseite betriebswirtschaftlicher Art, leistungswirtschaftlicher Art. Und von der Seite her, sage ich mal, begleiten wir ihn.

 

[00:11:59.520] – Ulrich Zimmermann
Jetzt bist du ja von der Ausbildung nicht Rechtsanwalt, sondern BWLer und Psychologe. Wie weit zahlt das denn jetzt auf genau den Job ein?

 

[00:12:07.220] – Klaus Ziegler
Also ich fange mal mit dem Thema Psychologie sogar vorne an, was natürlich sehr atypisch ist, weil in der Insolvenzverwaltung natürlich ganz vorne der Insolvenzrechtler steht, der Insolvenzanwalt oder Insolvenzverwalter. Aber wir haben es natürlich immer mit Menschen zu tun, ganz vorne dran, denen wir auch mal das Vertrauen geben müssen, Mut zu haben, nämlich Mut für eine Entscheidung, ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Den Mut muss man aufbringen. Man muss den Menschen einfach die Sorgen und die Ängste dabei auch nehmen. Man muss, sage ich mal, nicht nur dem Unternehmer, natürlich wie ich gesagt habe, auch dem Kunden, den Lieferanten, Mitarbeitern ein Stück weit auch aufzeigen, dass sich das Ganze lohnt und dass man einfach, sage ich mal, hier dran glauben kann, das Vertrauen haben kann. Da kommen einfach psychologische Elemente durchaus sehr viel vor und sind sehr, sehr wichtig. Die betriebswirtschaftliche Komponente ist sicherlich notwendig, auch zu verstehen, warum bin ich denn einfach in Schieflage? Um dann natürlich auch an den Ursachen zu arbeiten, die richtigen Hebel anzusetzen. Und der dritte Aspekt ist natürlich das Insolvenz Know how, was das Insolvenzrecht angeht. Ja, wir sind keine Juristen, aber wir haben uns dieses Know how über 200 Eigenverwaltungsverfahren eingearbeitet und haben hier mittlerweile auch eine hohe Akzeptanz bei den Sachwaltern. Vielleicht auch noch ein neuer Begriff. Der Sachwalter wird vom Gericht bestellt. Als so eine Art Aufsichtsfunktion machen wir als Sanierungsberater und er als Eigenverwalter alles im Sinne der Insolvenzordnung. Aber im Regelfall läuft es sehr, sehr kooperativ, auch ein Stück weit beratend. Manchmal ist man unterschiedlicher Meinung, aber ich glaube, das kann auch sehr zielführend sein und dann auch im Sinne der Gläubiger, was natürlich weiterhin auch in der Eigenverwaltung das ist, was vorne dran steht. Wir haben Insolvenzordnung Paragraph eins, es muss alles im Sinne des Gläubiger Interesses funktionieren. Aber nichtsdestotrotz ist auch der Sachwalder, die häufig ausgewählt werden, jemand, der sanierungsaffin ist und sage ich mal, diesen Grundsatz der Fortführung, was der Gesetzgeber ja auch will, dass er mit der Eigenverwaltung ein Instrument schafft, dass ein Unternehmen saniert wird, fortgeführt wird, der ist meistens so sanierungsaffin, dass er das auch in dem Sinne mit begleitet.

 

[00:14:34.110] – Ulrich Zimmermann
Wie groß ist euer Team, dass ihr das schafft? Denn 200 Fälle ist ja.

 

[00:14:37.520] – Klaus Ziegler
Ganz schön viel. Ja, also die Eigenverwaltung gibt es ja letztendlich seit 2012. Das heißt, wir haben jetzt insgesamt zwölf Jahre fast hinter uns und wir machen ungefähr 15 bis 20 Verfahren im Jahr, kann man sagen. Und unser Team besteht insgesamt immer aus 14 Leuten. Das ist mein Partnerkollege, der Thomas Planer, ich als Klaus Ziegler. Und dann haben wir noch Mitarbeiter, sowohl im juristischen als auch im betriebswirtschaftlichen Bereich, die so ein Verfahren dann im Gesamtteam mit uns gemeinsam durchführen.

 

[00:15:13.390] – Ulrich Zimmermann

Es gibt ja immer die Frage, jeder Mensch hat etwas, was einen antreibt. Was ist denn so deine Motivation, deinen Antrieb dahinter, dich da so reinzuhängen?

 

[00:15:23.310] – Drop
Dein Antrieb.

 

[00:15:27.830] – Klaus Ziegler
Also es ist tatsächlich dieses Bedürfnis der Wille und auch der Spaß, diesem Unternehmer zum Gesunden des Unternehmens wieder zu helfen, ihm wirklich auch aufzuzeigen, es lohnt sich auch aus der Krise heraus, auch aus der Situation heraus, dass man mal Fehler gemacht hat, im Prinzip wieder auf die Füße zu kommen, auf die Beine zu kommen, das Unternehmen wieder zu gesunden. Und ich genieße es, gebe ich ganz offen zu, hinten nach einem Stück weit dieses Lächeln des Unternehmers zu sehen und zu sagen Mensch, wenn mir das einer gesagt hätte vor zwölf Monaten, wo so ein Verfahren ungefähr durchschnittlich dauert, dass ich tatsächlich da durchgekommen bin, dass ich ein erfolgreiches Unternehmen habe, das ist für mich einfach immer wieder Antrieb und Kraftquelle, gemeinsam mit dem Unternehmen durch solche Situationen mit durchzugehen.

 

[00:16:18.110] – Ulrich Zimmermann
Ich sage immer, wenn ich über mich in Eigenwerbung rede, weil ich auch Wegbegleiter auf anderen Ebenen bin, sage ich, der Weg wird immer leichter, wenn du jemanden an der Seite hast, der denn schon öfter gegangen ist und 200-mal, ist echt ein Wort. Das kann man ja alleine nicht hinkriegen. Zum Ende unseres Podcasts ist immer eine gute Frage, drei Tipps. Also wenn jetzt ein Unternehmer merkt, es fängt an, irgendwie komisch zu werden, es läuft nicht mehr rund. Was wären denn so drei Tipps, bevor oder wenn er sich an dich wendet, die du schon mal mit auf den Weg geben könntest, so in Richtung es läuft nachher wieder geradeaus.

 

[00:16:55.320] – Klaus Ziegler
Erstens, je früher er kommt, wenn er merkt, es läuft nicht mehr so ganz rund, je früher er kommt, umso besser ist die Chance, dass man ihm helfen kann. Der erste wichtige Tipp, also alles ablegen an Themen wie Ich habe Charme oder letztendlich auch umgekehrt. Ich mache sowieso nichts falsch und bei mir läuft es immer gut. Oder der andere Aspekt Es wird schon wieder. Also das Prinzip Hoffnung kann ich verstehen, ist menschlich. Als Unternehmer ist es auch ein wichtiges Gehen. Aber nichtsdestotrotz kann es manchmal helfen, einfach zu sagen, ich lasse mich mal auf Augenhöhe reflektieren, wie es mit meinem Unternehmen geht. Das ist der erste, allerwichtigste Tipp. Der zweite Tipp ist, dass er ein Stück weit sich überlegt, auf wen vertraut er? In solchen Situationen ist es häufig so, ich habe meinen Steuerberater, ich habe wahrscheinlich auch einen Banker und die kommen sehr selten, das liegt natürlich auch daran, dass da auch die Erfahrung noch nicht da ist, auf dem Thema, dass man sich saniert, Eigenverwaltung, womöglich ein Insolvenzverfahren.

[00:18:04.930] – Ulrich Zimmermann
Also ich hatte alle so Schreckwörter.

 

[00:18:07.170] – Klaus Ziegler
Schreckwörter, das ist ja ein No-Go Wort in Deutschland. Also der Banker und auch der Steuerberater wird Ihnen im seltensten Fall empfehlen, so was zu tun. Aber deswegen appellieren wir mal an die Unternehmer zu sagen, geh nicht unbedingt gleich zu einem Insolvenzrechtler, der hat vielleicht auch wieder eher die Brille auf der Regelinsolvenz, dann lass dich einfach mal von einem Sanierungsberater, natürlich Werbung für uns in dem Fall, aber lass dich mal von einem Sanierungsberater hier einfach mal auf die Problematik hin, sagen wir mal, untersuchen, wieder in diesem Sprachgebrauch zu bleiben, dann wirklich festzustellen, was ist dann der richtige Weg? Es ist ja nicht so, dass wir jemanden zwangsweise in ein Insolvenzverfahren schicken, sondern es kann ja auch sein, dass er außerhalb einer Insolvenz noch sanieren können. Es gibt auch ein neues Instrument, das ist das sogenannte Star-RUG, das Gesetz zur Stabilisierung und Restrukturierung von Unternehmen. Ganz toll. Hat der Unternehmer auch jetzt erst 2021 geschaffen, wieder einen Anreiz zu geben, frühzeitig sich helfen zu lassen. Denn man muss immer einsehen, das Thema Insolvenzverschleppung ist der größte volkswirtschaftliche Schaden, der eintreten kann. Und deswegen überlegt sich der Gesetzgeber auch immer wieder Instrumente wie die Eigenverwaltung oder eben auch dieses Staruk.

 

[00:19:29.720] – Klaus Ziegler
Mit dem Staruk kann man außerhalb der Insel, wenn es auch sanieren. Zwar nicht mit diesen vielen Werkzeugen, aber letztendlich gibt es auch Möglichkeiten. Und das ist ein Anzeichen, dass der Gesetzgeber das eigentlich belohnen möchte, wenn man sich frühzeitig helfen lässt.

 

[00:19:45.020] – Ulrich Zimmermann
Wie lange fahren noch die durchschnittliche Verschleppungszeit?

 

[00:19:48.280] – Klaus Ziegler
Also die durchschnittliche Verschleppungszeit ist die 13 Monate.

 

[00:19:52.270] – Ulrich Zimmermann
Das ist schon erschreckend, wenn man überlegt, ein Jahr lang die Augen zu und man denkt durch und dann am Ende ist man noch möglicherweise strafrechtlich in extremer Problematik mit allem dem, was auf dem Spiel steht. Deswegen der erste Tipp nach dem Motto melde dich frühzeitig und bestimme deine Therapie mit. Und vielleicht müssen wir gar nicht in die harte OP, sondern kriegen das mit anderen Dingen hin.

[00:20:18.020] – Klaus Ziegler
Genau. Genau das könnte ja passieren, dass man gar keine harte OP braucht, sondern ich schaff es.

 

[00:20:22.860] – Ulrich Zimmermann
Auch anderweitig. Gehen wir gleich in die Reha. Genau.

 

[00:20:28.760] – Klaus Ziegler
Vollversorgung in der Reha.

 

[00:20:29.830] – Ulrich Zimmermann
Ja, genau. Und dritter Tipp?

 

[00:20:32.870] – Klaus Ziegler
Ja, dritter Tipp ist, der dritte Tipp ist tatsächlich der, wenn ich letztendlich auch mit einer harten Therapie konfrontiert wird, die da heißen möge, ich gehe in ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung, dann sollte ich nicht die Augen davor zu machen, sondern das Thema dann wirklich proaktiv angehen und mit dem Sanierungsberater über all die Dinge offen und ehrlich sprechen, die mich persönlich betreffen auf der menschlichen Seite, aber auch letztendlich nicht auf Etappen mit der Wahrheit rausrücken. Ich nenne mal so Beispiele wie, wo habe ich eventuell überall schon Rückstände? Das erleben wir leider häufig, dass man nur die Hälfte erzählt, sondern uns gegenüber der Wahrheit sagt, umso früher, und da bin ich wieder bei meinem Punkt eins, umso früher ich Klarheit habe, Transparenz habe, umso schneller kann man hier proaktiv in die lösungsorientierte Sanierung einsteigen.

 

[00:21:37.300] – Ulrich Zimmermann
Du sagtest eben, es ist in der Regel dauert ein Verfahren ein Jahr. Das hört sich an wie ein hartes Jahr, aber ein Jahr ist in einem Unternehmerzeit ja eigentlich schnell. Und ein Jahr lang jetzt mal ein bisschen flapsig gesagt, die Arschbacken zusammenbeißen und daher wieder ein laufendes Unternehmen zu haben mit Zukunftsaussichten. Also ich glaube, das wird ein lohnendes Jahr.

 

[00:21:58.000] – Klaus Ziegler
Es wird ein sehr, sehr lohnendes Jahr, denn ich habe es erwähnt, viele Unternehmer grinsen danach. Die Zahlen sind nicht mehr rot, die sind schwarz. Punkt 1: Der psychische Druck ist weg. Das muss man auch ganz klar sagen. Punkt 2: Es macht Spaß. Es ist wieder Geld auf dem Konto und man verdient Geld. Und von der Seite lohnt sich dieses Jahr ganz, ganz.

[00:22:21.230] – Ulrich Zimmermann
Ganz klar. Die 13 Monate, die man verschleppt hätte, hätte man auch eigentlich dann schon fertig.

 

[00:22:26.200] – Klaus Ziegler
In den 13 Monaten, die man verschleppt hätte, wäre man fertig. Und vielleicht ist man dann auch gesundheitlich fertig. Das darf man auch nicht ganz vergessen.

 

[00:22:35.850] – Ulrich Zimmermann
Gutes Schlusswort. Dann sage ich mal herzlichen Dank für die Einblicke in die selbstgeführte Insolvenz, eingeführte Insolvenz. Ein spannendes Thema. Und ja, natürlich, der Link zu Klaus Ziegler ist logischerweise wieder in den Shownotes drin. Also da könnt ihr Kontakt aufnehmen und gucken, wie ihr dann tatsächlich sehr schnell ohne Verschleppung in den Kontakt geht. Ja, herzlichen Dank für das Zuhören und herzlichen Dank Klaus für das spannende Gespräch.

 

[00:23:08.300] – Klaus Ziegler
Ich bedanke mich auch für die spannenden und guten Fragen. Gerne.

 

[00:23:12.310] – Outro
Brauchen Sie noch mehr Infos? Wollen Sie den persönlichen Kontakt aufnehmen? Den Link zu Ihrem KMU-Berater finden Sie in der Beschreibung und unter www.kmu-berater.de. Wir wünschen Ihnen viele Erfolge, unternehmerisch und menschlich. Die KMU-Berater auf Augenhöhe. Wir sprechen mittelständisch.