Krise als Chance.

Wilfried Ley ist Sanierungs- und Unternehmensberater hat viel Erfahrung in Sachen Sanierung. Für ihn ist dabei der Faktor Mensch der wesentlichste Punkt. Wieso ist eine Krise in einem Unternehmen eine große Chance? Darum geht es in dieser Folge. Wilfried Ley gibt interessante Einblicke im Gespräch mit Ulrich Zimmermann. Wilfried Ley ist in der Fachgruppe Unternehmenssanierung aktiv und ein kompetenter Partner bei Existenzgründung und Sanierungsberatung.

Transkription

[00:00:00.000] – Intro
Die KMU-Berater auf Augenhöhe mit Herz und Verstand, mit Engagement und Erfahrung. Als Bundesverband freier Berater haben wir uns dem Erfolg kleiner und mittelständischer Unternehmen verschrieben. Viele Herausforderungen brauchen viele Spezialisten. Mit Branchen Know how und spezialisiertem Fachwissen bringen wir die Professionalisierung Ihres Unternehmens voran. Treffen Sie hier Ihre Berater, die am besten zu Ihnen und Ihren Herausforderungen passen. Die KMU-Berater auf Augenhöhe. Fachgruppe Unternehmens Sanierung. Wir sprechen mittelständisch.

 

[00:00:38.690] – Ulrich Zimmermann
Krise als Chance. Das ist für eine Sanierungs-Beratung natürlich fast ein bisschen zögerlich. Mir gegenüber sitzt Wilfried Leih, der Sanierungsberater, Unternehmensberater in Deutschland ist, aber in London wohnt und auch in England Kundschaft hat, also international unterwegs ist, der ganz viel Ausbildung hat und ganz viel Erfahrung in dem Thema Sanierung, dem aber das Thema Mensch der wesentlichste Punkt ist. Und deswegen starten wir gleich mal mit der ersten Frage Warum ist denn eine Krise im Unternehmen? Warum ist denn das eigentlich eine Riesenchance?

 

[00:01:19.060] – Wilfried Ley
Das hängt sicherlich von der Betrachtungsweise ab, von der Perspektive. Die Krise als negative Situation zu sehen, das ist uns vielleicht angelernt worden, aber aus dem Ursprung ist die Krise neutral. Es ist einfach eine Veränderung und insofern kann die Veränderung zum Positiven oder zum Negativen sein. Letztendlich ist es eine Betrachtung, die wir selbst in der Hand haben oder im Kopf oder im Bauch. Hört sich gut an.

 

[00:01:48.560] – Ulrich Zimmermann
So Krisen, die entstehen ja nicht ganz zufällig. Wo kommen die denn her?

 

[00:01:53.490] – Wilfried Ley
Die Krisen kommen auf uns zu, auf uns Menschen zu, uns an der einen oder anderen Stelle aufzuzeigen, dass wir vielleicht nicht auf dem richtigen Weg sind. Und aus meiner Wahrnehmung, aus meiner langjährigen Erfahrung kann ich sagen, dass Krisen uns immer etwas zeigen wollen. Egal ob das jetzt globale Krisen sind, individuelle Krisen, persönliche Krisen. Es gibt ganz viele. Mich selbst treibt halt die Krisen bei Unternehmern, Unternehmerinnen Es kommen äußere Dinge auf uns zu, die wir nicht mit eingeplant haben.

 

[00:02:24.150] – Ulrich Zimmermann
Corona, Krieg, was es alles gibt. Bankenkrise 2008 und was wir alles. Hatten New Economy. Ja, alles diese wunderbaren Sachen. Da kann man ja als einzelner Unternehmer nicht wirklich was für. Wofür kann man denn als Einzelunternehmer was?

 

[00:02:38.430] – Wilfried Ley
Zunächst mal ist man für sich selbst verantwortlich. Das sehe ich so. Wir Menschen sind oft geneigt, die Verantwortung abzugeben, anderen die Schuld zu geben und darauf hinzuweisen, dass man gar nichts dafür kann. Letztendlich, wir suchen uns unsere Branche aus. Wir suchen uns verschiedene Dinge aus, zumindest ab einem gewissen Alter. Wenn wir die Stärke haben, in uns selber mal reinzuhören, Warum mache ich eigentlich dieses, was ich jetzt gerade tue? Ist das wirklich meine Berufung? Oder ist es, weil mein Elternhaus, meine Umgebung mich geprägt gefordert haben, dort etwas zu tun, was ich vielleicht gar nicht will? Und das wäre schon der erste Schritt in die in die Krise, weil ich permanent mit Dingen zu tun habe, die mir gar nicht guttun. Die gar nicht meinem Inneren entsprechen.

 

[00:03:29.040] – Wilfried Ley
Ganz genau. Das ist der Punkt. Ansonsten kommen äußere Krisen und das Krisen kommen ist das Normalste der Welt, weil die grundsätzliche oder was die wirkliche Konstante im Leben ist, die Veränderung. Pantheorie. Und die Frage ist alles fließt. Und die Frage, die sich ja stellt, ist Wie gehe ich damit diese Veränderung um? Nehme ich sie an? Nehme ich sie wahr? Zuerst mal überhaupt. Und wenn ich sie wahrnehme, nehme ich sie an in der Form, dass ich bestimmte Dinge nicht verändern kann. Aber ich kann mir überlegen, was bedeutet das jetzt für mich? Was ist das Gute jetzt daran, wenn sich etwas verändert? Und was kann ich dazu beitragen, dass es sich zu meinem persönlichen Positiven verändert?

 

[00:04:12.180] – Ulrich Zimmermann
Also ich hätte jetzt auch aus eigener Erfahrung zum Beispiel mein Geschäftsmodell bis Covid nicht unbedingt in Frage gestellt. Aber wie auch immer, es ist halt völlig anderes. Wie schnell stellen denn Unternehmer ihre ohne Krisen von außen ihre Geschäftsmodelle in Frage, zu erneuern, zu modernisieren, zukunftsfähig zu machen? Wie oft deiner Erfahrung nach steuern denn Unternehmen selber die Veränderung an?

 

[00:04:39.730] – Wilfried Ley
Ja, eine sehr, sehr wichtige Frage. Also ich bin jetzt über 30 Jahre in der Beratung Jugend tätig. Ich würde mal sagen zu 90 Prozent nicht. Ja, das.

 

[00:04:49.990] – Ulrich Zimmermann
Wird man geschubst.

 

[00:04:51.040] – Wilfried Ley

Wird man geschubst, weil es bequem ist, weil es noch immer Jurti Jangen, hat man in Köln. Und das ist gewisser Weise verführerisch. Also Menschen, die bestimmte Gewohnheiten sich angeeignet haben, die sind denen oft auch verfallen in dem Sinne. Und Änderung oder Veränderung ist vielen unangenehm. Und insofern gehört zum Unternehmer-Tum aus meiner Sicht auch eine gewisse Weitsicht zu überlegen, was ist dann 60 in drei Jahren, in fünf Jahren? Also in gewisser Weise die asiatische Mentalität, im Gegenteil zu der amerikanischen, die immer nur das nächste Quoter sehen. Und noch viel wichtiger finde ich, in sich selbst mal zu hören, in sich selbst mal reinzuschauen. Und wo geht denn die Richtung hin? Was ist denn mein Langfristiges? Wo ist mein langfristiger Nordstern?

 

[00:05:41.070] – Ulrich Zimmermann
Wie heißt das so schön, was ich wirklich, wirklich, wirklich will? Genau. Genau das ist eine gute Frage. Wie oft sollten.

 

[00:05:48.540] – Wilfried Ley
Sich die stellen? Im Prinzip täglich damit beschäftigen. Aber die Frage, aus meiner Sicht kommen wir mit dem Warum schon auf dieser Welt. Wir haben es manchmal vergessen. Was ist es denn? Durch bestimmte äußere Umstände, durch bestimmte Dinge, dass wir uns mit anderen Sachen beschäftigt haben, ist uns unser eigenes Warum gar nicht mehr bewusst. Also zunächst gehört sicherlich dazu, sich mal intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Und wenn man das Warum gefunden hat, sich auch täglich damit zu beschäftigen, in dem Sinne sich zu reflektieren, am Abend auch vielleicht mal den Tag zu reflektieren, zu sagen wofür bin ich heute dankbar, dass es so und so gelaufen ist? Und was sind Dinge, die möchte ich morgen anders machen?

 

[00:06:27.090] – Ulrich Zimmermann
Das ist tatsächlich eine schwierige Herausforderung für Unternehmer. Du weißt ja, ich mache ja diese Wandergruppen, Jahresgruppen für Unternehmer. Heike & Stryck heißen die und eine der ersten in dem ersten Heik. Fragen wir uns tatsächlich Wozu machst du das eigentlich? Und es ist verblüffend, wie schwer das den meisten Unternehmern fällt, aus dem operativen Tagesgeschäft. Ja, ich mache das, denn ich muss da Umsatz machen. Ich muss auch mal Leute führen. Nee, das ist alles gut. Also wozu machst denn du persönlich das? Was hast du für dein Leben davon? Ja, ich muss doch irgendwie Marketing und Positionierung sein. Kommen wir mal zurück. Also das ist tatsächlich eine Frage, die sich Unternehmer aus meiner Beobachtung zu selten stellen. Was ist denn der Spaßfaktor? Was ist denn ganz egoistisch? Was hast du davon? Ganz persönlich, dass das so ist, wie du es gerne hättest? Genau.

 

[00:07:14.490] – Wilfried Ley
Und das ist das Problem, weil wenn du diese Frage für dich beantwortet hast, dann ist das aus.

 

[00:07:19.750] – Ulrich Zimmermann

Dann hast du einen Nordstern, dann hast du einen Kompass. Vielleicht springt das jetzt den Rahmen ab. Ich bin ein großer Fan dieses Themas Ikigai, also der Sinn des Lebens. Und das sind vier Fragen, Was kannst du gut? Was braucht die Welt? Wofür wirst du bezahlt? Woran hast du Spaß? Und wenn man die zusammen verdichtet, dann kommt ja sowas wie der Sinn des Lebens, die Bestimmung, das Wozu, das why, der Purpose, was auch i mmer man das nennt. Aber eigentlich ist das genau der Fixstern, den man braucht. Das Leben, also unser Körper passt sich ja alle sieben Jahre erneuert er sich ja komplett. Wäre das auch der Punkt, wo sich Unternehmen erneuern müssten?

 

[00:08:02.370 ] – Wilfried Ley
Sieben Jahre sicherlich ein überschaubarer Zeitraum. Und es gibt ja auch immer den sogenannten Schweinezyklus, den man als Vertriebswirt dann auch lernt.

 

[00:08:06.370] – Ulrich Zimmermann
Ja stimmt, der findet auch noch. Ja, genau.

 

[00:08:08.420] – Wilfried Ley
Aber was wir ja alle feststellen, ist, dass die Welt viel dynamischer wird. Also das, was vor 50 Jahren noch in 10, 12, 15 Jahresrhythmus ging, ist heute in zwei Jahresrhythmus. Also die Erneuerungen, das ist ja. Alles enorm schnell. In 2007 kam der erste Kunde zu mir nach London mit einem Handy, mit einem iPhone. Das war das iPhone. Ich weiß nicht, wie alt es heißt. Eins oder wie auch immer. Ich bin kein Apple Kunde. Und heute denkt doch jeder, es hat nie was anderes gegeben.

 

[00:08:42.410] – Ulrich Zimmermann
Obwohl es die ja auch seit zwölf Jahren gibt, aber hunderte Millionenfach. Genau.

 

[00:08:46.350] – Wilfried Ley
Und das ist einfach diese Beschleunigung. Und insofern ist meine Devise tatsächlich, regelmäßig Abstände einzulegen, mehrfach im Jahr, wo man eine Auszeit nimmt und sich ganz bewusst nur diese strategischen Dinge kümmert. Und als Unternehmer, das ist ja allgemein wohl oder allgemein wissend, denke ich, gibt es ja immer wieder diese Hinweise, arbeite am Unternehmen und nicht im Unternehmen. Absolut. Nur wer macht’s?

 

[00:09:15.780] – Ulrich Zimmermann
Zumindest versuche ich das den Leuten beizubringen, wenn sie bei mir diese Jahresgruppen buchen, in die sogenannte Ein-Tage-Woche zu kommen, die ich ja selber jahrelang, also wirklich viele, viele Jahre lang im Heimunternehmen hatte, weil genau das im oder am Unternehmen arbeiten, wenn man den Leuten nicht mehr in den Füßen steht, können die auch vernünftig arbeiten, sage ich es mal so rum. Und

dann ist es ganz gut, wenn man als Chef nicht da ist, aber die Randbedingungen klärt. Gucken wir mal in deiner Positionierung als Berater. Wenn ich das jetzt versuche mal rauszuhören, dann wäre ja eine der Empfehlungen zu sagen: Warte nicht, bis die Welt dich schubst, sondern nutze so Leute wie mich, also in dem Fall dich, Lass mal Veränderung steuern, bevor die Sanierung kommt. Wie hängt denn das zusammen? Denn du bist ja hier in der Fachgruppe Sanierung und aber eigentlich bist du ja Tacken davor, nämlich bei Veränderung steuern.

 

[00:10:05.790] – Wilfried Ley
Ja, Tacken davor. Die Frage ist, wann sieht es jemand für sich selbst? Also meine Lebenserfahrung ist, dass Menschen erst dann aufmerksam werden, wenn der Druck größer wird. Wenn es weh tut. Wenn es weh tut. Das ist die richtige Beschreibung, wenn es weh tut. Und die große Chance ist aber auch Veränderungen zu akzeptieren, wenn es weh tut. Solange es nicht weh tut, geht es immer irgendwie weiter. Dann wird rumgewurschtelt und dann wird eine kleine Hürde genommen und dann ist das Bewusstsein auf einmal da. Ja, es geht ja, es geht ja doch nach dem alten Muster. Und wenn es richtig weh tut, wenn das kann eine Krankheit sein, die einen komplett rauben haut. Viele Menschen werden dann wach und sagen also auf dem Krankenbett wach im Sinne von, dass sie alles mal Revue passieren lassen und mal wirklich neu die Karten mischen. Andere haben es dann, wenn es… Wenn es wirtschaftlich eng wird, wenn die Insolvenz droht. Das ist ja, das sind ja Zeiten, wo ich dann gerufen werde. Und das ist auch durchaus, wenn es nicht anders ging, dann der richtige Weg. Weil dann muss dieser Mensch halt das erfahren. Und vor der Insolvenz, es gibt ja ganz viele Sanierungswege, kann man auch häufig eine Insolvenz verhindern. Meine Berufung ist aber nicht dieses eine Thema, das juristische, wirtschaftliche zu lösen, sondern den Menschen wieder in seine Kraft zu führen. Das heißt, dass er aus dieser Krise gestärkt hervorgeht, bedeutet aus meinem Verständnis, diese Chance zu sehen, sich wirklich im Klaren zu sein, wie geht es denn dann weiter? Also jemanden schuldenfrei machen ist für mich eine relativ simple Aufgabe. Verhandlungsgeschick. Es ist Verhandlungsgeschick. Es… Juristisches Know how.

 

[00:11:46.620] – Ulrich Zimmermann
Aber es ändert nichts an den Grundsätzen.

 

[00:11:48.520] – Wilfried Ley
Ändert nichts an den Grundsätzen. Und vor Jahren hatte ich Kunden, die würde ich heute gar nicht mehr annehmen, die im Prinzip, wenn ich sie durch die Sanierung begleitet habe, ein paar Wochen später stand der Porsche wieder auf dem Haufen. Das heißt, die haben nichts daraus gelernt. Und das ist eigentlich schade, weil das Leben…

 

[00:12:04.040] – Ulrich Zimmermann
Gutes Beispiel.

[00:12:05.040] – Wilfried Ley
Das Leben lehrt uns ja. Aus meiner Sicht gehört das, ist der Sinn des Lebens zu wachsen für jeden Menschen. Und in seinem persönlichen Umfeld, in seinen persönlichen Möglichkeiten. Und wenn ich aus so einer Extremsituation nicht gestärkt hervorgehe und nicht wachse, dann glaube ich, habe ich was.

 

[00:12:25.730] – Ulrich Zimmermann
Falsch gemacht. Ich glaube, der Vergleich mit der Krankheit ist ein guter Punkt, denn irgendwo wehrt sich das System, ob es der Mensch, der Organismus ist oder das Unternehmen als Organismus, irgendwo taucht dann was auf. Und ich habe ja in meiner langen Historie auch mal tatsächlich Medizin studiert, aber nicht fertig, sondern nur angefangen, bis ich festgestellt habe, es ist einfach auch kein Geschäftsmodell, Leute krank zu halten, aber das ist eine andere Party. Aber eins hatte ich gelernt, dass es zwei einen Unterschied gibt, die sogenannte symptomatische Linderungsbehandlung oder die ursächliche Heilbehandlung. Also ich habe Kopfschmerzen, dann könnte ich überlegen, ich brauche jetzt irgendwie… Ich brauche jetzt irgendwie Schmerztabletten, Schmerz weg, aber es hat sich nichts geändert. Oder zu gucken, wo kommt das her? Und dann wäre deine Aufgabe als Berater, Sanierungsberater, Unternehmer, Unterstützer zu sagen: Wir machen erst die Kopfschmerzen weg, ist gut. Sofort Verarztung. Kopfschmerzen weg. Schulden sind weg verhandelt. Alles gut. Insolvenz abgebogen. Perfekt. Und jetzt gucken wir, wo kam denn das eigentlich her? Und wie machen wir denn jetzt eine Chance draus? Das wäre ja so richtig, oder?

 

[00:13:29.900] – Wilfried Ley
Genau und genau das ist mein Geschäftsmodell, wo ich ein Teil des Rädchens bin. Dann sind natürlich Coaches, Persönlichkeitsentwickler in meinem Netzwerk, die dann, also ich habe ein Team von festangestellten Mitarbeitern und ein Team von freien Mitarbeitern, die dann an den einzelnen Punkten, an den einzelnen Rädchen dann mit ins Spiel kommen. Denn für mich ist der Auftakt nur dann interessant, wenn wir diesen gesamten Prozess begleiten, mit der neuen Positionierung, mit dem Profiling. Was macht den Menschen aus? Es kann auch sein, dass es ein Exit ist, dass jemand zum Unternehmer oder ich habe Juristen, also Freiberufler, Ärzte, gedrängt wurde zu diesem Beruf, weil das Elternhaus das irgendwo vorbestimmt hatte, die als Mensch aber gar nicht dieses Leben führen wollten, die dann diese Chance nehmen und sagen Okay, jetzt werde ich zum Künstler, jetzt werde ich zum, jetzt lebe ich mein Leben. Und das ist auch eine große Erkenntnis. Da betreuen wir dann halt nicht den neuen Aufbau. Grundsätzlich ist es halt so, dass wir – ich habe auch eine Digitalagentur –, dass wir dann im Prinzip die gesamt notwendigen Umsetzungsmaßnahmen.

 

[00:14:41.510] – Ulrich Zimmermann
… Inklusive neuer Positionierung, Vermarktung. Ziemlich cool. Lange nach vorne gedacht, gute Prozessstrecke.

[00:14:49.120] – Wilfried Ley
Sehr cool. Aber das ist der einzig nachhaltige Weg, weil aus meiner Lebenserfahrung war es ja dann immer so, dass jemand sagte: „Okay, jetzt haben Sie mich begleitet oder du hast mich hier begleitet durch den Prozess und jetzt habe ich keine Schuld mehr. Was mache ich denn jetzt? Wie mache ich es denn jetzt anders? Und das war eine Zeit lang gar nicht mein Modell. Und in den letzten Jahren habe ich für mich erkannt, ich möchte nur noch solche Kunden begleiten, die es zum einen auch als Prozess erkennen, für sich zu wachsen aus dieser Situation und das Positive auch darin sehen, auch wenn es dunkle Zeiten da gibt. Und meine Position sehe ich oder meine Aufgabe, das Licht am Ende des Tunnels aufzuzeigen. Ich sehe das. Das ist für mich eine Kleinigkeit. Aber die Menschen müssen es für sich selbst irgendwann erkennen und dann aus meiner Sicht gestärkt aus dieser Situation hervorgehen. Und da die richtigen Hilfsmittel zu bieten, hilft natürlich enorm.

 

[00:15:44.950] – Ulrich Zimmermann
Das Thema der passende Berater zum passenden Kunden und der passende Unternehmer zum passenden Berater ist ein wichtiger Punkt. Das Fitting, das Matching, wie das so schön heißt, ist ein wichtiger Punkt. Das mache ich übrigens auch. Leute, die nur höher, schneller, weiter haben wollen, habe ich nicht in der Kundschaft. Ich habe auch nur Kunden, die, ich sage es mal in meinen drei Begriffen, leichter, menschlicher und nachhaltiger werden wollen. Und da sind wir genau bei den Themen. Da kann ich unterscheiden. Die Leichtigkeit oder genau der Punkt, wenn die Leute gefunden haben, wozu, warum, was denn ihr Sinn des Lebens ist, dann hast du jede Menge Stellschrauben, an dem er arbeiten kann. Und immer wieder dieses Maß zu sagen, bin ich da adäquat, passiv unterwegs? Ein cooler Ansatz. Ich glaube, der unterscheidet sich ja sehr wesentlich von ganz vielen in der Sanierung. Und ja, der Podcast dient ja auch dazu, genau dieses Profil zu schärfen. Also zu sagen: Der Mensch ist das bestimmende Maß. Wenn der seinen Sinn Zweck, Inhalt gefunden hat zu sagen, was mache ich denn, wenn ich Kohle ohne Ende hätte und würde dann so leben können, würde ich dann auch das Unternehmen noch weiter betreiben?

 

[00:16:46.370] – Ulrich Zimmermann
Wenn die Antwort jetzt ja heißt, wie cool ist das denn? Wenn die nein heißt, dann haben wir glaube ich schon ein eher grundsätzlicheres Problem. Ist es denn wirklich seine Party? Ist es sein Spiel? Genau.

 

[00:16:56.510] – Wilfried Ley
Und warum soll man Spiele spielen, die man gar nicht spielen mag?

 

[00:16:59.140] – Ulrich Zimmermann
Genau. Und dann spielen wir lieber ein neues. Und das finde ich einen ziemlich advance den Ansatz zu sagen Komm, lass mal erst mal die Grundsätze klären.

[00:17:06.600] – Drop
Drei Praxistipps.

 

[00:17:09.660] – Ulrich Zimmermann
Wenn man jetzt drei Tipps von dir haben wollte und sagt Also ja, ich bin dann in so einer Situation, wo mir eigentlich ein Hemd zu groß oder zu klein ist, wo irgendwas zwickt oder zwackt. So richtig rund läuft mein Laden eigentlich nicht mehr oder so wirklich. Perspektive habe ich nicht. Was wären dann drei Tipps, mit denen dieser Unternehmer Mensch dann anfangen könnte?

 

[00:17:33.790] – Wilfried Ley
Also für mich ist das Ergebnis im Laden immer das Ergebnis von dem Unternehmer. Das heißt, wenn der Unternehmer seine Persönlichkeitsentwicklung nicht vorantreibt, kann sein Unternehmen sich nicht entwickeln. Das ist für mich eine absolute Grundlage. Insofern wäre der erste Punkt, sein Warum zu finden. Also was treibt mich um? Was ist das, was ich auf dieser Welt schon mitgebracht habe und was ich nur freilegen muss und was ich nur verschenken darf den Kunden, den Mitarbeitern, der Welt letztendlich. Und wenn ich dem nachgehe, werden die Probleme weggehen.

 

[00:18:07.540] – Ulrich Zimmermann
Das hört sich fast so banal an. Ist es natürlich nicht. Es ist schon drin. Vielleicht eine nette Anekdote am Rande. Wir hatten mal eine Reitlehrerin und meine Tochter war auch mal nicht so begabt wie sie heute ist. Und dann wollte die ein Pferd angaloppieren und das ging aber nicht. Und dann sagte die Reitlehrerin Du, der Galopp ist da immer schon drin. Du musst den nur rauslassen. Das heißt, beim Pferd heißt das Hilfen geben. Das war, finde ich, ein fundamentales Learning. Also alleine der Galopp ist da schon drin. Das ist in jedem Menschen auch schon drin. Und wenn wir die Hilfen nicht setzen, das rauszulassen und die Kraft zu entfalten, dann haben wir so eine Blockade. Das finde ich einen coolen Punkt zu sagen. Tipp eins ist, überleg dir deine Wut zu und dann überleg dir, wie du die, das was da schon drin ist, wie du den Galopp rauslässt.

 

[00:18:52.610] – Wilfried Ley
Da ist auch Hilfe zu, das nochmal intensiv zu finden.

 

[00:18:56.680] – Ulrich Zimmermann
Das schaffen wir alleine nicht. Der blinde Fleck und Co, da ist ein Sparringpartner einfach immer einer. Wir sind ja nicht, wenn nicht bezahlt, manchmal sind wir Reibepunkte. Und manchmal müssen wir auch richtig auf die zwölf klopfen, bis es dann weh tut und dann Spuren. Manchmal den Galopp rauslassen. Okay, cool. Also find einen wozu. Und dann findest du auch deinen Weg. Das wäre der erste Tipp.

[00:19:20.650] – Wilfried Ley
Der zweite ist Selbstbestimmung, Selbstverantwortung. Das heißt alles, was passiert, dafür trägst du die Verantwortung. Wem willst du sie sonst geben? Wenn du eine Verantwortung abgibst, gibst du auch die Macht ab. Das heißt, wenn ich aber für mich weiß, egal was passiert, negativ, positiv. Es gibt nach jedem Sonnenaufgang kommt ein Sonnenuntergang. Das ist der Sinn, das ist der Weg des Lebens. Das ist ein Zyklus. Und wenn ich aber die Verantwortung annehme und weiß oder für mich Frage, was zeigt mir das jetzt? Das Gut und das vermeintlich Negative? Das sind ja nur Bewertungen. Also was ist die Erfahrung, die jetzt gerade passiert? Das, was ich vielleicht als Krise empfinde? Das kann ich auch positiv sehen. Was habe ich dazu beigetragen, dass das jetzt so ist, wie es ist? Und viele Menschen suchen die Verantwortung im Außen, geben die Schuld ins Außen und verkennen oder ich glaube, denen ist gar nicht bewusst, dass sie damit auch die Macht ins Außen geben. Wenn ich immer nur sage, das ist, weil der dieses und jenes gemacht hat und weil die Politiker…

 

[00:20:19.080] – Ulrich Zimmermann
Und damit die Veränderungschance auch abgeben.

 

[00:20:20.420] – Wilfried Ley
Genau.

 

[00:20:21.180] – Ulrich Zimmermann
Und dann ist ja der Gestaltungsspielraum null. Minus irgendwas. Minus bis null. Genau.

 

[00:20:25.940] – Wilfried Ley
Also das wäre der zweite Tipp, den ich habe. Und der dritte ist, nutzt einfach auch die Gesetzmäßigkeiten des Lebens. Es gibt hermetische Gesetze, es gibt verschiedene Dinge, da kann sich auch jeder mal reinlesen. Es gibt Gesetzmäßigkeiten, die wir ja für unser Wachstum nutzen dürfen. Und sich damit zu beschäftigen, macht sicherlich sehr Sinn. Und damit kommt auch einher, sich immer wieder mit sich selber zu beschäftigen, in sich selbst reinzugehen, mal reinzufühlen. Bei mir war es so, ich hatte Jahre, wo ich kaum noch Gefühle hatte oder gar nicht an meine Gefühle rangekommen bin und habe selbst einen Transformationsprozess durchlebt, der mich dazu geführt hat, dass ich wieder an die Gefühle komme und feststelle, was tut mir gut und was nicht? Und wenn ich das als meinen täglichen Weg begleite habe, dann merke ich sehr schnell, bin ich auf dem falschen Weg oder auf dem richtigen?

 

[00:21:17.670] – Ulrich Zimmermann

Guter Punkt. Vielleicht abschließend noch die Frage: Krise ist zwar ein deutsches Wort, kommt aber zumindest aus dem griechischen vom Wort her oder auch die chinesische Bedeutung mit dem Y-chi? Magst du da mal zwei Takte.

 

[00:21:31.030] – Wilfried Ley
Abschließend zu sagen? Ja, sehr gerne. Also Krise zunächst mal bedeutet ja nur eine Entscheidung, eine Veränderung. Und das heißt, das ist weder positiv noch negativ. Und wir tun uns häufig schwer. Meistens ist das der Grund wahrscheinlich die Angst vor der Veränderung. Was kommt dann? Wir kennen das Jetzige und viele sind so konditioniert, dass sie selbst das schlechte Jetzige dem Unbekannten zukünftig vorziehen.

 

[00:22:01.450] – Wilfried Ley
Also da darf ich Dr. Jo Dispenza da zitieren. Das ist enorm und ich habe es ja selbst auch erlebt. Also das ist ein menschliches Thema. Man zieht das selbst negative Bekannte dem Unbekannten in gewissen Situationen voraus sind.

 

[00:22:17.740] – Ulrich Zimmermann
Man ist als Berater authentisch, wenn man den Dreck selber schon gefressen hat.

 

[00:22:20.960] – Wilfried Ley
Genau um es mal ganz platt zu sagen. Ich bin seit vielen 30 Jahren auch selbst als Unternehmer tätig, habe verschiedene Unternehmen in verschiedenen Stadien gehabt, auch teilweise auch Insolvenzantrag stellen müssen. Also ich habe alles durch. Insofern kenne ich die Facetten. Du hast angesprochen, das chinesische Zeichen. Y-chi setzt sich im Prinzip, das Zeichen für Krise setzt sich aus zwei Zeichen zusammen, die Krise und die Chance. Und das ist in dem chinesischen Wortschatz halt ein Wort. Das heißt, es sind zwei Seiten einer Medaille. Die Krise, auf der anderen Seite die Chance. Und aus meiner Sicht ist das eine Frage der persönlichen Perspektive und Bewertung. Und wenn ich mit mir selbst im Reinen bin, wird meine Bewertung der Situation sicherlich eher neutral sein als in.

 

[00:23:09.780] – Ulrich Zimmermann
Einer Opferrolle. Unternehmer, die die Krisen anzeigen als Zeit für Veränderung, Zeit für Chancen nutzen, Zeit für Aufbruch nutzen, die wären menschlich bei dir und fachlich gut aufgehoben. Dann sage ich Wilfried, herzlichen Dank für die Einblicke, für die Insights und für das Interview und wünsche euch viel Erfolg auf eurem weiteren Weg und mit dem Tipp findet euer Wozu und macht aus der möglichen Krise eine gute Chance.

 

[00:23:46.590] – Wilfried Ley

Vielen Dank für die Zeit.

 

[00:23:47.030] – Outro
Dank. Brauchen Sie noch mehr Infos? Wollen Sie den persönlichen Kontakt aufnehmen? Den Link zu Ihrem KMU-Berater finden Sie in der Beschreibung und unter www.kmu-berater.de. Wir wünschen Ihnen viele Erfolge, unternehmerisch und menschlich. Die KMU-Berater auf Augenhöhe. Wir sprechen mittelständisch.