Ich kann nur Bau Sanierung im Bau und Bauhandwerk.

Wieso kommen Handwerksbetriebe in wirtschaftliche Schwierigkeiten? Werner Broeckmann gibt wertvolle Tipps für Bauunternehmen – auch mit Blick auf die gute Auftragslage und die zurzeit enormen Preissteigerungen bei Baustoffen. Werner Broeckmann ist in der Fachgruppe Unternehmenssanierung aktiv und Spezialist in Sachen Unternehmenssanierung im Bau und Bauhandwerk. Das Interview führt Ulrich Zimmermann.

Transkription

[00:00:00.240] – Intro
Die KMU-Berater auf Augenhöhe mit Herz und Verstand, mit Engagement und Erfahrung. Als Bundesverband freier Berater haben wir uns dem Erfolg kleiner und mittelständischer Unternehmen verschrieben. Viele Herausforderungen brauchen viele Spezialisten. Mit Branchen Know how und spezialisiertem Fachwissen bringen wir die Professionalisierung Ihres Unternehmens voran. Treffen Sie hier Ihre Berater, die am besten zu Ihnen und Ihren Herausforderungen passen. Die KMU-Berater auf Augenhöhe. Fachgruppe Unternehmens Sanierung. Wir sprechen mittelständisch.

 

[00:00:39.120] – Ulrich Zimmermann
Ich kann nur Bau. Aber das riecht nicht. Mir gegenüber sitzt Werner Brockmann von der Fachgruppe Sanierung. Und er ist der absolute Spezialist im Bereich Bau- und Bauhandwerk, was das Thema Sanierung angeht. Das ist eine ziemlich wilde, enge, spezialisierte Nische. Und deswegen reden wir mit ihm über zwei Dinge, nämlich ganz oft ist es die Baubilanz, die einfach Schmerzen macht. Und das kennt jetzt auch aktuell jeder. Preisentwicklungen im Bauhandwerk. Werner, warum ist ganz oft bei Bau und bei Handwerksbetrieben, wieso kommen die in wirtschaftliche Schwierigkeiten? Was ist eigentlich da so der Bedarf an Sanierung?

 

[00:01:25.750] – Werner Broeckmann
Ja gut, in der Vergangenheit sind es natürlich teilweise etwas andere Ursachen gewesen als das jetzt aktuell ist. Im Moment sind die Preissteigerungen die enorme Schwierigkeiten machen. Also wenn man sich vorstellt, da hat einer einen Auftrag angenommen, der soll im Herbst Fenster einbauen in irgendeinem Mehrfamilienhaus, weil der Bau dann erst so weit ist, der hat die Preise vielleicht am Jahresende gemacht und seitdem haben wir eben Preissteigerungen in Teilbereichen von 50 Prozent gehabt. Da wird es dann schwierig, Gewinne zu machen. Und wenn man davon mehrere Sachen hat, dann wird es richtig schwierig.

 

[00:01:56.720] – Ulrich Zimmermann
Das würde ja heißen, dass der Sanierer, wenn du da Einfluss hast, der würde ja das ganze Ding vergolten. Deswegen auch die direkte Frage: Was ist denn jetzt an der Stelle der Einflussfaktor, den du als Sanierungsberater, als Unternehmensberater, Spezialisierung Bau und Bauhandwerk, was kannst du.

 

[00:02:14.130] – Werner Broeckmann
Da machen? In der momentanen Situation sage ich zu meinen Kunden, ich würde versuchen, keine Aufträge zu aktivieren, es sei denn, ich kriege eine Preisgleitung in irgendeiner Form rein, das Risiko in Teilbereichen auf den Bauherren zu überwältigen. Die Bereitschaft besteht bei Teilen auch, aber bei anderen Aufträgen würde ich es einfach nicht machen, weil es nicht mehr kalkulierbar ist.

[00:02:35.090] – Ulrich Zimmermann
Die Betriebe kennen das mit der Preisgleitung?

 

[00:02:37.520] – Werner Broeckmann
In der Regel nicht. Muss man ganz einfach sagen. Ja, in der Regel nicht. Im privaten Bereich ist es oftmals noch möglich, wenn es dann kleinere Sachen sind. Ich biete heute was an, ich kaufe morgen die Sachen zeitnah ein und einige mich mit dem Auftraggeber und sage: „Pass mal auf, wir lagern das ein, bis wir es denn verbauen können. Das ist in manchen Bereichen eben eine Möglichkeit, also in dem kleineren Handwerksbereich. Bei den Großobjekten geht es in der Regel nicht. Lagerhallenmieten. Das Problem ergibt sich dann eben schon, dass ich sage: „Pass mal auf, wenn ich einen Metallbauer habe, da brauche ich alleine die Planung, also eine Werkstattplanung zu machen bei größeren Objekten drei bis vier Monate. Ich weiß aber heute nicht, wo in drei oder vier Monaten der Preis ist.

 

[00:03:22.390] – Ulrich Zimmermann
Kannst du schlecht kaufen.

 

[00:03:24.050] – Werner Broeckmann
Von daher kann ich auch nicht wirklich kaufen. Im Moment haben wir, bisher war das eigentlich das Aluminium, was zum Beispiel die Metallbauer Schwierigkeiten gemacht hat. Im Moment geht das Glas noch zusätzlich durch die Decke und das ist alles ganz schwierig.

 

[00:03:36.380] – Ulrich Zimmermann
Also der Spezialbereich von dir, Bau, der ist ja nicht so weit verbreitet. Wie viele Kollegen bundesweit gibt es denn wie du, die sich auf das Thema Bau, Bau, Handwerk spezialisiert haben in Beratung und Sanierung?

 

[00:03:50.910] – Werner Broeckmann
Also es gibt im Bundesverband, wir haben ja auch eine Fachgruppe Bauwirtschaft, die ich leite, mit acht Kollegen, allerdings auch wieder mit ganz unterschiedlichen Beratungsschwerpunkten. Also ein Kollege macht zum Beispiel QM-Systeme, ein anderer macht Entsorgung und ein paar von den anderen sind dann ein bisschen ähnlich.

 

[00:04:07.930] – Ulrich Zimmermann
Unterwegs wie ich. Jetzt hat ja so eine Spezialisierung wie deine, die hat ja auch einen Hintergrund. Irgendwo kommt das Know how ja her. Vielleicht verraten wir mal unseren Hörern, was denn so dein Background ist. Wo kommst du denn her beruflich?

[00:04:19.670] – Werner Broeckmann
Ja gut, also ich habe mal eine Mankell Lehre tatsächlich gemacht. Ich habe mal studiert BWL und bin dann nach einer kurzen Zeit bei Ernst & Young bin ich dann bei Züblin gelandet und habe da eigentlich so ein bisschen interne Sanierung oder schwierigere Fälle dann übernommen und habe dann eigentlich durchgehend gemacht. Und dann war ich irgendwann soweit und habe mich dann auch selbstständig gemacht.

 

[00:04:41.660] – Ulrich Zimmermann
Wie viele Wochen ist es her?

 

[00:04:43.330] – Werner Broeckmann
Das ist fast 20 Jahre her. Also 2004. Und seitdem lebe ich eigentlich hauptsächlich auch von Stammkunden, die ich eben teilweise schon seit meinem allererster Kunde ist halt immer noch Kunde.

 

[00:04:57.450] – Ulrich Zimmermann
Ja, das ist ein ziemliches Qualitätsmerkmal. Warum buchen die dich?

 

[00:05:02.230] – Werner Broeckmann
Eben einfach teilweise einfach die langjährigen, vor allen Dingen als Begleiter auch mit in kaufmännischen Fragen. Oftmals gibt es da zwar einen kaufmännischen Leiter, die sind dann aber eben doch manchmal eben, sagen wir mal, sehr auf die Branche dann beschränkt. Und gerade jetzt im Moment ist dann eben einfach auch das Brainstorming, der Austausch. Die Ideen, die ich natürlich auch aus anderen Unternehmen mitnehme, die man eben im Grunde genommen gesagt hat, da ist eine gute Idee, die ist nicht nur in meinem Unternehmen nutzbar, sondern eben auch tatsächlich in dem anderen, ohne dass man sozusagen da in Konkurrenz miteinander steht. Weil das sind zum Teil eben auch der Metallbauer steht nicht mit einem Stahlbauer in Konkurrenz oder mit dem Rohbauer. Aber die Umsetzungsprobleme sind oftmals die gleichen.

 

[00:05:41.370] – Ulrich Zimmermann
Know how Transfer. Das heißt also, wenn ich jetzt das Wort Sanierung nehme, bist du eigentlich vor der Sanierung? Die Idee, bevor es zu.

 

[00:05:48.080] – Werner Broeckmann
Spät ist? In der Regel. Ich gewinne meistens die meisten Neukunden tatsächlich über die Sanierung Schiene. Und wenn es denen dann wieder gut geht, dann bleiben die oftmals eben Kunde. Aber sonst braucht ja der Mittelständler, gerade beim Bau, da ist man sehr konservativ in der Beziehung, dass man sagt, an der Stelle gebe ich kein Geld aus. In der Sanierung muss man und als Kunde bleibt man dann oftmals eben noch erhalten.

 

[00:06:13.740] – Ulrich Zimmermann
Ja, das war der eine Punkt, den ich, glaube ich, eben angekündigt habe. Das ist in der Bau- und Handwerksbranche ja aus wirtschaftlichen, andersherum, wenn man Bilanzen betrachtet, so die Baubilanz, dass es da immer wieder, nennen wir es mal, Schwierigkeiten gibt. Welche haben wir denn da ganz klassisch?

 

[00:06:30.330] – Werner Broeckmann
Die ist insofern eine Herausforderung. Also wir haben im Handelsgesetzbuch ganz klar geregelt, dass man eben sagt, zu bewerten sind die Herstellkosten. Das setzt aber als erstes mal eine Kostenrechnung voraus. Die haben die meisten Betriebe, auch größere Betriebe. Also ich sage mal, größere Betriebe sind jetzt für mich so 20, 30 Millionen. Nicht jeder davon hat eine Kostenrechnung bei weitem nicht. Dann behilft sich also der Steuerberater in der Regel darüber, der sagt, wir nehmen die Abschläge, die gestellten Abschlagsrechnungen als Leistung. Und da gibt es dann verschiedenste Näherungsverfahren, kann man das nur nennen, nämlich das sind eigentlich grobe Schätzungen. Zum Beispiel der Steuerberater sagt, ich nehme das, was du als Abschlagsrechnung gestellt hast, nämlich gleich halbfertige Arbeiten. Jetzt muss man bloß mal eben sehen, dass man sagen kann, wenn jetzt eine Vorauszahlung beispielsweise da drin ist, dann ist die Vorauszahlung, obwohl überhaupt noch nichts passiert ist, halbfertige Leistung.

 

[00:07:23.850] – Ulrich Zimmermann
Also Fall zu versteuern.

 

[00:07:25.040] – Werner Broeckmann
Erstmal das Ergebnis erhöhen, ob gegebenenfalls auch Verlust vermeiden. Das ist ja eine Frage der Ausgangslage jetzt. Der zweite ist, es gibt andere Steuerberater, die sind da konservativer, die sagen nur die erhaltenen Abschläge. Also das Geld, was tatsächlich bei den Bauunternehmen oder bei Handwerker angekommen ist. Der Wert ist in der Tendenz zu niedrig. Wenn man sich gerade vorstellt, da ist ja schon Material besorgt worden. Wenn der eine Werkstattfertigung hat, dann liegt das da, muss gefertigt werden und dann, wenn es auf die Baustelle verbracht ist, dann kommt der Wert im Grunde genommen erst dann in der Bilanz an. Da können unter Umständen Monate dazwischen liegen.

 

[00:08:02.620] – Ulrich Zimmermann
Das heißt, wenn wir über einen Jahresabschluss, über ein Jahresende gehen und haben möglicherweise vor Finanzierung von Projekten, sieht das bei der Bank ziemlich dämlich aus.

[00:08:10.900] – Werner Broeckmann
Und das sieht dann bei der Bank ziemlich dämlich aus. Kann eben dazu führen, wenn man das stur durchhält, dass einfach ein Unternehmen viel zu schlecht dargestellt ist, unter Umständen ein Sanierungsfall, der gar keiner ist.

 

[00:08:22.590] – Ulrich Zimmermann
Ist ja durchaus ein, je nachdem wie groß die Projekte sind, ist das ja ein ziemliches Taschengeld, wenn man sagt, dafür leiste ich mir einen Berater und kriege aber dafür große Projekte durch, wenn ich mich auch vernünftig darstellen kann, weil die Zahl auch solide und fundiert.

 

[00:08:37.110] – Werner Broeckmann
Rübergebracht wird. Aber es gibt eben dieses Phänomen in beiden Richtungen, relativ schwierig auch an Banken zu vermitteln, weil die Banken das nicht denken können. Banken sind keine Kostenrechner, sondern Banken, die Banker denken in Bilanzen tatsächlich ohne Liquidität. So können die denken.

 

[00:08:52.160] – Ulrich Zimmermann
Und wenn die beiden Faktoren nicht stimmen in der Bilanz.

 

[00:08:54.720] – Werner Broeckmann
Dann haben wir ein Problem. Dann gibt es unter Umständen einfach Probleme mit großen Abweichungen nach oben und unten. Wir haben das umgekehrte Phänomen jetzt eigentlich das Thema Starruck sozusagen als Stichwort. Starruck heißt ausgesprochen? Das ist ja das neue Sanierungsgesetz, sage ich jetzt mal. Stabilisierung und – schlag mich tot. Da gibt es im Kern, sage ich jetzt mal, da hat man ganz am Ende eines Paragraphen angehängt. Der nimmt auf einmal die Steuerberater mit in die Haftung. Total spannendes Thema, weil wenn ein Unternehmen insolvent wird, wer hat noch Geld? Der Steuerberater mit Sicherheit. Also ich glaube, dass es zum Beispiel für Insolvenzverwalter ein ganz guter neuer Anknüpfungspunkt ist, dass man… Den Steuerberater in die Tasche greifen. Dem Steuerberater wegen Falschbilanzierung in die Tasche zu greifen. Wenn man dieses Problem sich vorher anguckt, was ist eigentlich in den Halbfertigen los? Weil früher wurde ja in mehr oder weniger, dann hat der, ich sage jetzt mal so, ich sage jetzt mal aus meinen Kindertagen, also eher die Generation vor uns, wie haben die bilanziert, die haben sich im Grunde genommen gesagt: Was brauchen wir denn noch für ein Ergebnis? Und dann hat der Steuerberater gesagt: 100.000 €. Gut, dann werden die Halbfertigen wohl bei 100.000 € sein.

 

[00:10:07.300] – Werner Broeckmann
Komisch.

[00:10:09.570] – Ulrich Zimmermann
Habe ich ja früher mal in der Bilanz, wobei wir ja zwar eine Fertigung für LKW-Gelenkwellen hatten und da konnte ich aber auch nie sagen, wie viel Altteile habe ich denn auf Lager? Wie bewerte ich die denn? Und dann hatten wir auch immer eine konstante Bilanz und ein atmendes Lager. Das gebe ich ja auch zu.

 

[00:10:24.770] – Werner Broeckmann
Und das ist natürlich die Frage, wenn die Situation einfach ernst ist, dann muss man das natürlich von der anderen Seite sehen, dass man eben sagt: Was ist für den Unternehmer tatsächlich die beste Entscheidung? Und vor allen Dingen: Wohin laufen überhaupt seine Projekte? Das ist ja dann die grundlegende Frage, dass man sagt: Beherrschst du dieses Geschäft eigentlich, was du da betreibst?

 

[00:10:40.910] – Ulrich Zimmermann
Also wenn ich das jetzt mal versuche aus Leihenverstand zu verstehen, warum würde ich dich jetzt buchen, wenn ich in Handwerksbetrieb wäre? Ich würde jemanden haben, der in verschiedenen Baubranchen unterwegs ist, der Know-How von einer in die andere Branche bringt, der mir aus Banksicht, Unternehmer-Sicht und Bilanz- und Steuersicht Ordnung in meine Zahlen bringt, dass ich bei der Bank gut aussehe, dass ich meine Kosten früh genug im Griff habe und deswegen weiß, ob ich an der Baustelle Geld verdiene oder verliere.

 

[00:11:09.950] – Werner Broeckmann
Ungefähr. Ja, es geht einfach. Ich sage jetzt mal eben, ein Unternehmer denkt ja ganz anders als ein Banker beispielsweise. Und ich meine jetzt speziell im Baubereich ist es eben einfach auch so, der Bauunternehmer muss ja einfach verstehen, warum das für den Banker auch für bestimmte Informationen wichtig sind und wie ich die dem vermittele. Wenn ich das im Grunde genommen in der einen Richtung schaffe, vielleicht schaffe ich dann auch ein Stück weit dem Banker zu vermitteln, warum der Bauunternehmer anders denkt. Wenn da die Schnittmenge dann sozusagen auch entsteht, da die beiden wissen, worauf es den anderen ankommt, dann ist ja wie in jeder Partnerschaft und Banken sind ja nun mal wichtige Geldgeber neben den Lieferanten, warum brauchen die die Informationen? Und die kann ich ja oftmals relativ einfach aufbereiten.

 

[00:11:54.330] – Ulrich Zimmermann
Also da bist du zusätzlich auch noch Übersetzer.

 

[00:11:56.220] – Werner Broeckmann

Das ist gut. Das ist auch wie als Sparringspartner des Unternehmers, dass man eben einfach mal Unternehmer können in Liquidität denken, die können in Kosten denken, die denken aber in den seltensten Fällen als Handwerker in Bilanzen. Warum auch? Ist ja nur ein Stück Papier, hat mir mal einer gesagt.

 

[00:12:13.100] – Ulrich Zimmermann
Ist ja auch weniger konkret wie ein Rohbau.

 

[00:12:15.040] – Werner Broeckmann
Genau, dass weniger konkret. Aber diese Denkweise, dass man sagt: „Okay, warum sind diese Zahlen für ihn wichtig? Und dann ist ja eben auch, nehmen wir nur das Beispiel der halbfertigen Arbeiten, dass man eben sagt: „Ja, ich habe zum Beispiel ein Bauvorhaben am Jahresende nicht fertiggestellt, deshalb… Sagen wir mal, habe ich einen niedrigen Gewinn, aber am 2. Januar habe ich die Abnahme, dann verspringt der Gewinn nach oben. Das ist für beide Seiten ja eine ganz wichtige Information, wenn man sagt, das ist eben dann tatsächlich gelaufen, kann auch den umgekehrten Fall geben, dass ich sage, ich habe in einem Jahr das Bauvorhaben, was auch im Vorjahr begonnen wurde, den Gewinn realisiert und trotzdem habe ich im Laufe des Jahres an allen anderen Projekten im Extremfall nur Geld verloren. Wenn man sagt: „Das Ergebnis war zwar positiv, aber das stammte eigentlich aus dem Jahr 2020, möglicherweise. Auch da sich klarzumachen, dass man sagt: „Wir sind gerade, warum auch immer, auf einem abschüssigen Weg – kann eben auch im Einzelfall mal passieren – und auch da dann rechtzeitig gegenzusteuern.

 

[00:13:11.350] – Ulrich Zimmermann
Das hätte ich fast gesagt, du machst aus dem Zufall ein System.

 

[00:13:14.160] – Werner Broeckmann
Wir haben natürlich das Problem ist einfach, ich sage jetzt mal, es gibt ja durchaus, sagen wir mal ein mittelständisches Unternehmen, Größenordnung 40 Millionen, der macht unter Umständen nur 20 Aufträge. Das heißt, ich habe eigentlich immer ein Klumpenrisiko drin. Und das ist natürlich anders als in vielen anderen Branchen im Handel, wo ich sage, ich habe 100.000 Kunden, wo ich die natürlich auch sozusagen sage, ich möchte im nächsten Jahr 100.000 Kunden haben, aber wo ich diesen Prozess möglicherweise doch besser steuern kann oder eben ganz andere Herausforderungen gibt als in dem Baubereich.

 

[00:13:50.400] – Drop
Dein Antrieb.

[00:13:52.760] – Ulrich Zimmermann
Jetzt merkt man ja, du bist ja sehr tief in der Materie. Was ist denn deine Motivation, deinen Antrieb, dich da so zu engagieren? Oder auf gut Kölsch gefragt, was mäht der dann da den meiste Spaß dran?

 

[00:14:04.270] – Werner Broeckmann
Also einmal ist die Branche sehr spannend, denn jede Baufirma ist ja auch anders. Da sind oftmals bei großen Baufirmen eben 50 Firmen, die immer in einer anderen Konstellation zusammenarbeiten. Insofern gibt es, sagen wir mal, so ein gewisses Grundchaos.

 

[00:14:17.420] – Ulrich Zimmermann
Das ist ja nett. Ein Grundchaos.

 

[00:14:21.390] – Werner Broeckmann
Und das ist auch für die Unternehmen immer schwierig. Und es gibt eben nur ganz wenig Leute, sagen wir mal, gerade auf der kaufmännischen Seite, die das, sagen wir mal, dieses Chaos bis zu einem gewissen Grad beherrschen oder eben auch im Einzelfall mal, indem man ein bisschen Chaos stiftet. Man bedroht in Anführungszeichen seinen Auftraggeber, weil man sagt: „Pass mal auf, du bist jetzt nicht rechtzeitig und deshalb habe ich mehr Kosten und. Und daraus ergeben sich manchmal eben aus Unternehmer Sicht dann durchaus auch neue Chancen oder eben auch Risiken, dass man umgekehrt bedroht wird. Insofern, das ist einfach spannend, weil es immer anders ist. Also es gibt keine zwei gleichen Bauvorhaben.

 

[00:14:59.480] – Ulrich Zimmermann
Also du liebst die Abwechslung und die Spannung und das Chaos in Ordnung zu überführen. Jetzt haben wir ja gerade durch Corona, durch Krieg, durch Lieferengpässe haben wir ja relativ viel Chaos. Was ist denn da dein Ansatz jetzt in, ja ich sage mal für den normalen Laden völlig unplanbar in Preisentwicklungen, Vergabeprozessen? Wo kannst du denn da aus dem Chaos Ruhestand?

 

[00:15:26.780] – Werner Broeckmann
Ja gut, also es gibt ganz verschiedene Ansätze in diesem Bereich jetzt im Moment gerade wird ja viel über Preisindexierung bei bestehenden Aufträgen diskutiert. Es wird über bei neuen Aufträgen darüber diskutiert und da gibt es jetzt, wir haben mal versucht in den letzten Tagen, also ich habe mit einem Gutachter zusammengesetzt und einem Unternehmer und wenn wir einfach mal überlegt haben, in welchen Situationen dieses Unternehmen tatsächlich ist. Es gibt eben einmal die Möglichkeit, der Bau liegt schon länger still. Es gibt unter ganz bestimmten Voraussetzungen, wenn drei, größer drei Monate und wir haben einen VOB-Vertrag und, dann kann es unter Umständen Sinn machen, diesen Vertrag einfach zu kündigen. Vielleicht nicht, dass man sagt, ich will gar nicht den Auftrag verlieren, aber ich will neue Preise vereinbaren. Eine mögliche … zum Thema bedrohen, ja. So eine mögliche Ausgangssituation, weil das natürlich für den Auftraggeber auch immer ganz schwierig ist, wenn man denn schon in irgendeiner Form angefangen hat. Erstens macht er sich unter bestimmten Umständen sogar noch Schadensersatzpflichtig wegen der Verzögerung, also der Auftraggeber. Und der kriegt im Prinzip eine weitere Verzögerung rein, wenn der jetzt einen neuen Auftragnehmer suchen muss. Insofern ganz interessante Konstellationen, dass man sagen kann Kündigung für Neuanfang. Wir haben darüber gesprochen, dass es eben bestimmte Aufträge gibt, wo man möglicherweise auch gar nicht aus der Situation rauskommt. Wenn es aber öffentliche Aufträge gibt, gibt es jetzt halt eine Preisgleitung, wo noch niemand genau weiß, wie die funktioniert. Nichtsdestotrotz sollte man drüber nachdenken, die zu beantragen.

 

[00:16:54.970] – Ulrich Zimmermann
Das sind ja alles Sachen, die kann jetzt der einzelne im Tagesgeschäft eingebundene Bauunternehmer, Bauhandwerker, wer soll denn die alles wissen?

 

[00:17:03.020] – Werner Broeckmann
Das kann keiner wissen. Das kann keiner wissen. Da muss man, wie gesagt, je nach Unternehmensgröße muss man auch Teams in Anführungszeichen schon fast bilden, weil da kommt dann irgendwann auch der Rechtsanwalt gegebenenfalls mit ins Boot, einfach dieses Verfahren dann eben abzuwickeln. Das ist aber von Auftrag zu Auftrag sicherlich unterschiedlich. Den kleineren Handwerkern, der im privaten Bereich ist, der kann es in der Regel einfach weitergeben. Wenn der längere Vorlaufzeiten haben, dann reden wir über Einlagern, über Sicherungsübereinigungen oder Bürgschaften, damit eben dann möglicherweise die Liquidität entsprechend.

 

[00:17:36.610] – Ulrich Zimmermann
Dann gesichert ist. Das sind ja alles so Handwerkszeuge. Da muss man erst mal auf die Idee kommen, dass es die gibt und die noch beherrschen. Wenn wir dann über fünfstellig Geld reden, dann ist das vielleicht noch beherrschbar. Aber bei sechs und sieben und achtstellig Geld wird es dann echt haarig.

 

[00:17:50.150] – Werner Broeckmann
Wird spannend. Genau. Also von.

 

[00:17:52.110] – Ulrich Zimmermann
Daher, ohne das jetzt ganz zu vertiefen, ist natürlich ein wichtiger Punkt, denn du hast gesagt, 350% Preissteigerung in manchen Rohstoffen, die sind ja in keiner Kalkulation auffangbar. Das Restrisiko ist ja exorbitant. Das ist ja kaum möglich.

[00:18:09.000] – Drop
Drei Praxistipps.

 

[00:18:10.690] – Ulrich Zimmermann
Wenn man jetzt Bauhandwerker wäre oder Bauunternehmer und drüber nachdenkt, ich will da irgendwie in meine Zahlen, in meine Kalkulation, in eigentlich meine Sicherheit, will ich was tun. Was wären denn drei Punkte, die du aus Berater, Sanierer, Experten Sicht den Kollegen mit auf den Weg geben würdest?

 

[00:18:31.100] – Werner Broeckmann
Ja gut, über das Thema halbfertige Arbeit ist sicherlich ein ganz zentrales Thema. Da musst du nachdenken. Der zweite Punkt wäre für mich das Thema Bonität. Und zwar, wir müssen ja davon ausgehen, mein Auftraggeber hat mit den Preissteigerungen ja auch nicht gerechnet. Soweit der die jetzt tragen muss plötzlich verschlechtert sich seine Bonität ja gegebenenfalls auch. Der muss ja erst mal die Finanzierung hinkriegen.

 

[00:18:53.420] – Ulrich Zimmermann
Stimmt, wenn mir mein Auftraggeber umfällt.

 

[00:18:56.150] – Werner Broeckmann
Kriege ich auch kein Geld.

 

[00:18:56.960] – Ulrich Zimmermann
Das sieht ja auch ziemlich dumm aus.

 

[00:18:58.720] – Werner Broeckmann
Kriege ich auch kein Geld. Also… Möglicherweise das gleiche Problem bei Bonität meiner Lieferanten. Die haben ja unter Umständen genau das gleiche Problem.

 

[00:19:08.730] – Ulrich Zimmermann
Also die ganze Kette Lieferant, Auftragnehmer, Auftraggeber.

 

[00:19:11.830] – Werner Broeckmann
Genau. Das Thema wird schwieriger, sagen wir mal ganz neutral. Also was dann tatsächlich passiert, muss man sicherlich mal die nächsten Wochen abwarten. Ich habe.

[00:19:18.990] – Ulrich Zimmermann
Mal eine Zahl gehört von 8% Insolvenzquote in der Branche.

 

[00:19:22.610] – Werner Broeckmann
Vielleicht 8% der gesamt Insolvenzen. Also der Bau ist in der Vergangenheit immer überproportional häufig, sagen wir.

 

[00:19:28.230] – Ulrich Zimmermann
Mal davon betroffen. Sagen wir mal so. Also von daher würde sich dieses Risiko, mir fällt einer in der Prozesskette würde sich ja, wenn wir sagen 8% hat man eh oder deutlich über normalen Bundeschnitt über die Branchen, die Baubranche deutlich höher, würde sich das Risiko ja deutlich noch erhöhen. Also mein unternehmerisches Risiko in der Branche ist gerade massiv gestiegen.

 

[00:19:49.340] – Werner Broeckmann
Weil eben einfach in der Prozesskette, weil eben die Bonität von allen letzten Endes darunter leidet. Also ich würde da sicherlich ein wesentliches Augenmerk in den nächsten.

 

[00:19:57.130] – Ulrich Zimmermann
Monaten … Also mein zweiter Punkt wäre der Punkt eins. Bonitätsät der Prozesskette, Lieferanten, Auftragnehmer, Auftraggeber.

 

[00:20:03.310] – Werner Broeckmann
Dass man die ganz deutlich … Also noch unter Dritte ist im Grunde genommen, dass ich einfach sagen würde, bei längerfristigen Kalkulationen, wenn ich da keine Indexierung in irgendeiner Form oder eben, dass man… Zum Beispiel OpenBook bietet sich da an, also man sagt, man legt seine Kalkulation offen und sagt, auf den Preisen habe ich kalkuliert, ich nehme die Zuschläge. Und wenn sich das dann entsprechend verändert, also wenn sich das Preisniveau erhöht oder auch im Einzelfall möglicherweise mal niedriger ist, wie wir jetzt in jüngster Zeit beim Holzhub hatten, dass sich das tendenziell etwas zurück. Dann wird es eben etwas günstiger, tut aber nicht wirklich weh und man kommt im Grunde genommen aus dieser daraus. Ansonsten würde ich sagen, ich würde im Moment nicht anbieten, weil das… Man muss einfach sagen, es ist seriös ja nicht möglich.

 

[00:20:46.060] – Ulrich Zimmermann
Seriös ist schwierig. Genau. Ja.

[00:20:47.640] – Drop
Auf den Punkt.

 

[00:20:51.160] – Ulrich Zimmermann
Ja, gibt es einen letzten Punkt, den du unseren Hörern noch auf den Weg geben würdest zu sagen, ganz Vorsicht an der Kurve, da fängt es an, wirklich zu brennen?

 

[00:21:02.480] – Werner Broeckmann
Ich denke mal, wir müssen uns im Moment mal darauf einrichten, dass es an allen Ecken knirschen wird, dass eben viele Dinge, wenn ein Bauauftrag da ist, wenn die Bodenplatte nicht gemacht werden kann, weil kein Stahl da ist, dann wird es halt gehen. Insofern muss man einfach sagen, wie ist das so schön? Auf Sicht fahren.

 

[00:21:20.110] – Ulrich Zimmermann
Auf Sicht fahren, okay. Wenn ihr Kontakt mit dem Werner Brockmann aufnehmen wollt, in den sogenannten Show-Notes ist natürlich sein KMU-Beraterprofil verlinkt, seine Kontaktdaten, dann freuen wir uns, wenn ihr den Spezialisten aus dem Bau für euch und eure Zukunftssicherheit nutzen wollt. Meldet euch gerne. Herzlichen Dank Werner für das spannende tiefe in Insights, wenn man so sagt, auf neu hochtest, wie die tiefen Einsichten hinter der Kulisse, die man als normaler Mensch ja gar nicht so hat. Ich sage herzlichen Dank und ja. Vielen Dank. Hat Spaß gemacht.

 

[00:21:55.550] – Outro
Brauchen Sie noch mehr Infos? Wollen Sie den persönlichen Kontakt aufnehmen? Den Link zu Ihrem KMU-Berater finden Sie in der Beschreibung und unter www.kmu-berater.de. Wir wünschen Ihnen viele Erfolge, unternehmerisch und menschlich. Die KMU-Berater auf Augenhöhe. Wir sprechen mittelständisch.