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Forbearance-Maßnahmen für KMU: finanzielle Engpässe überwinden
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ToggleWenn Unternehmen in finanzielle Engpässe geraten, müssen Sie mit ihren Kreditgebern über die Handhabung und Gestaltung der laufenden Kredite verhandeln. Um Kreditnehmern in finanziellen Schwierigkeiten vorübergehende Erleichterungen zu gewähren, werden von den Kreditinstituten Forbearance-Maßnahmen ergriffen. Dabei handelt es sich im weitesten Sinne um „Zugeständnisse“ der Kreditgeber, bei denen sie an die Vorgaben der Bankenaufsicht zu Forbearance-Maßnahmen gebunden sind. Diese Maßnahmen stellen sicher, dass Kreditnehmer, die vorübergehend nicht in der Lage sind, ihre Kreditverpflichtungen zu erfüllen, weiterhin Unterstützung erhalten, anstatt in Verzug oder in die Zahlungsunfähigkeit zu geraten.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten für Forbearance-Maßnahmen:
Zahlungsaufschub: Die Bank kann einem Kreditnehmer vorübergehend erlauben, die regelmäßigen Tilgungszahlungen auszusetzen. Dies gibt dem Kreditnehmer mehr Zeit, um seine finanzielle Situation zu stabilisieren, ohne dass dies als Verzug gilt.
Zinssatzsenkung: Die Bank oder Sparkasse kann den Zinssatz auf einen Kredit senken, um die monatlichen Zahlungen des Kreditnehmers zu reduzieren. Dies kann die finanzielle Belastung des Kreditnehmers verringern.
Verlängerung der Kreditlaufzeit: Der Kreditgeber kann die Laufzeit des Kredits verlängern, um die monatlichen Ratenzahlungen zu reduzieren. Dies führt zu einer geringeren monatlichen Belastung für den Kreditnehmer.
Kapitalisierung von Zinsen: Die aufgelaufenen Zinsen können dem ausstehenden Kreditbetrag hinzugefügt werden, anstatt sie sofort zu bezahlen. Dies führt dazu, dass die monatlichen Zahlungen des Kreditnehmers vorübergehend niedriger sind.
Teilverzicht auf Schulden: In einigen Fällen kann die Bank oder Sparkasse auf einen Teil der ausstehenden Schulden verzichten, um dem Kreditnehmer zu helfen.
Qualifizierte Beratung für rechtzeitiges Handeln
Forbearance-Maßnahmen werden in der Regel auf der Grundlage einer Vereinbarung zwischen dem Kreditnehmer und der Bank umgesetzt. Sie sollen dem Kreditnehmer vorübergehend helfen, finanzielle Schwierigkeiten zu überwinden, ohne dass dies zu dauerhaftem Verzug führt. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Forbearance-Maßnahmen nicht zinsfrei sind, und die aufgeschobenen Zahlungen oder niedrigeren Raten können zu höheren Gesamtkosten des Kredits führen. Deshalb gehört es zu den wichtigen Aufgaben der KMU-Berater, unsere Kunden für das Thema zu sensibilisieren und insbesondere in Hinblick auf die Früherkennung aufzuklären. Wir unterstützen KMU dabei, Forbearance-Situationen zu vermeiden, indem wir sie bei der Verbesserung ihres finanziellen Managements und der Identifizierung von Warnsignalen unterstützen.
Dazu gehört unter anderem das Jahresabschlussgespräch – Voraussetzung ist eine zeitnahe Erstellung des Jahresabschlusses, um rechtzeitig nötige Konsequenzen ziehen zu können.
Die monatliche BWA (Betriebswirtschaftliche Auswertung) gewährt anhand der Kennzahlen einen Überblick zur aktuellen Ertragslage des Unternehmens.
Auch aus der Kontoführung lassen sich Warnsignale ablesen, unter anderem steigende Kreditanspruchnahmen, Lastschriftrückgaben sowie nicht ausgeführte Überweisungen.
Die KMU-Berater begleiten KMU sowohl in der strategischen Ausrichtung als auch bei anstehenden Kreditgesprächen. Das frühzeitige Erkennen von finanziellen Problemen ist wichtig, um die finanzielle Gesundheit des Unternehmens zu sichern.
Ein gezieltes Risikomanagement gehört ebenfalls zu den Aufgaben einer kompetenten Beratung. Die Identifizierung und das Management von Risiken sind entscheidend, um unerwartete finanzielle Herausforderungen zu verhindern. Die KMU-Berater unterstützen Unternehmen bei der Entwicklung eines Risikomanagementplans und der Absicherung gegen potenzielle Risiken wie Währungsschwankungen oder Marktschwankungen.
Wenn Sie Unterstützung benötigen, finden Sie über unsere Beratersuche einen Ansprechpartner in Ihrer Nähe.
Einen weiterführenden Artikel zum Thema Forbearance für KMU finden Sie in der Ausgabe 07/20 der Fachzeitschrift „NWB Betriebswirtschaftliche Beratung“ (NWB-BB). Autoren sind Rechtsanwalt Thomas Wuschek und KMU-Berater Carl-Dietrich Sander. Abonnenten der Fachzeitschrift können den Artikel kostenlos lesen und herunterladen.
Alle Mitglieder des Bundesverbands Die KMU-Berater erhalten auf der Basis einer Kooperationsvereinbarung das Themenpaket „NWB Betriebswirtschaftliche Beratung“ und damit den Zugang zur umfangreichen Datenbank inkl. Beratungswerkzeugen zum vergünstigten Verbandspreis (20% Rabatt auf den Normalpreis). Mehr Informationen zum Themenpaket finden Sie auf den Seiten des NWB Verlags.
Was versteht man unter Forbearance?
Forbearance (zu Deutsch: “Stundung” oder “Zurückhaltung”) ist eine Vereinbarung zwischen einem Kreditgeber, wie einer Bank oder einem anderen Finanzinstitut, und einem Kreditnehmer, bei der der Kreditgeber vorübergehend auf die Einziehung bestimmter Schulden oder Kreditverpflichtungen des Kreditnehmers verzichtet oder diese aussetzt. Dies geschieht normalerweise, wenn der Kreditnehmer vorübergehend nicht in der Lage ist, seine Kreditverpflichtungen zu erfüllen.
Was ist der Zweck von Forbearance-Maßnahmen?
Forbearance-Maßnahmen sollen sicherstellen, dass Kreditnehmern in vorübergehenden finanziellen Schwierigkeiten Erleichterungen gewährt werden. Diese sollen dabei helfen, finanzielle Probleme zu bewältigen, ohne dass dies zu dauerhaften Verzögerungen oder Zahlungsunfähigkeit führt. Diese Maßnahmen dienen dazu, die finanzielle Belastung für Kreditnehmer zu reduzieren, während sie weiterhin in der Lage sind, ihren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen.
Wie beeinflusst Forbearance die Kreditwürdigkeit?
Kreditnehmer sollten sich bewusst sein, dass der Eintrag “Forbearance” in ihrer Kreditakte von Kreditgebern und potenziellen Gläubigern gesehen werden kann, wenn sie in der Zukunft neue Kredite beantragen. Es ist ratsam, mit dem Kreditgeber zu kommunizieren, um sicherzustellen, dass die Auswirkungen auf die Kreditwürdigkeit klar verstanden werden, bevor Forbearance-Maßnahmen in Anspruch genommen werden. In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, alternative Lösungen zu suchen, um negative Auswirkungen auf die Kreditwürdigkeit zu minimieren. Die Auswirkungen hängen von verschiedenen Faktoren ab, dazu zählen unter anderem die Dauer des Forbearance-Programms, die Art des Kredits und die individuellen Umstände des Kreditnehmers.