Familieninterne Nachfolge im Mittelstand: Preisregelung

Nachfolge: Vom Coaching zum systemischen Prozess
Den "richtigen" Preis für ein Unternehmen im Rahmen einer Nachfolgeregelgung zu ermitteln, ist schwierig genug. Bei einer familieninternen Nachfolge sind zusätzliche Faktoren zu berücksichtigen.

KMU-Berater Dr. Eckbert Wieczorek gibt einen Überblick über die preisbestimmenden Faktoren bei der familieninternen Unternehmensnachfolge:
Der Preis eines Unternehmens bei der familieninternen Nachfolge besteht i.d.R. aus zwei Komponenten: der rechnerisch abgeleiteten, finanziellen und der beziehungsbedingten, emotionalen Komponente. Beide werden mit unterschiedlichen „Währungen“ bezahlt.
Ziel ist der Ausgleich zwischen den Versorgungsinteressen des/der Übergebers/in und den Entwicklungsperspektiven des/der Übernehmers/in.
Folgende Faktoren gilt es zu würdigen:


Aus der Sicht des/der Übergeber/in:

  • Versorgung
  • Nachlass-/Erbschaftsregelungen
  • Betriebliche Fürsorgepflichten
  • Persönlichkeitsmerkmale
  • Sozialer Status/Gesundheit

Aus der Sicht des/der Nachfolger/in:

  • Finanzielle Existenzsicherung
  • Amortisationszeiten
  • Betriebliche Entwicklungspotentiale
  • Persönlichkeitsmerkmale
  • Loyalität zur Familie (Eltern ,Geschwister, Ehegatte, Kinder)

Die jeweilige Gewichtung dieser unterschiedlichen Faktoren auf beiden Seiten bestimmt die Festlegungen bei der rechnerischen Wertermittlung. Die Elemente der emotionalen Preisbildung aber werden in den derzeit anerkannten Methoden nicht abgebildet.
Während der Übergeber beim Verkauf an fremde Dritte einen möglichst hohen Verkaufspreis anstrebt, kann innerhalb der Familie eine emotionale Preiskomponente die finanziellen Forderungen ermäßigen. Dies ist umso ausgeprägter, je kleiner ein Unternehmen ist.
Was aber sind nun emotional geprägte Preiskomponenten?
Lösungsansätze finden sich in der Bereitschaft des Nachfolgers, bei den zahlreichen Versorgungsverfügungen Verantwortung zu übernehmen, z.B.:

  • die Rolle des Bevollmächtigten im Innenverhältnis beim Abschluss einer Vorsorgevollmacht
  • die Rolle des Testamentsvollstreckers bei der Nachlassregelung
  • die Verantwortung des Betreuers in einer Betreuungsverfügung

Unter Berücksichtigung des persönlichen Vorsorgebedarfs des/der Übergebers/in, gibt es daher Möglichkeiten, die emotionale Preiskomponente zu gestalten.

Die Komplexität der familieninternen Übertragung im Vergleich zur Übertragung an fremde Dritte ist unter Einbeziehung der emotionalen Komponenten deutlich höher. Sie erklärt andererseits den höheren Preis, der bei der Übertragung an fremde Dritte vom abgebenden Unternehmer gefordert wird.
Dieser Beitrag erschien in der KMU-Berater News 2013-03 “Unternehmensnachfolge rechtzeitig und ganzheitlich gestalten“.